Gelsenkirchen. Schalke fährt als Außenseiter am Samstag zum Revierderby nach Dortmund. Und doch kann Schalke gewinnen. Unser Reporter liefert fünf Gründe.
War da was? Acht Bundesligaspiele ohne Sieg? Kaum eine Mannschaft profitiert so sehr von der unfreiwilligen Corona-Pause wie der FC Schalke 04 - und genau deshalb werden sich die Königsblauen im Derby bei Borussia Dortmund am Samstag (15.30 Uhr) durchsetzen. Unser Schalke-Reporter Andreas Ernst nennt fünf Gründe: Darum gewinnt S04 beim BVB.
1. Neues Selbstvertrauen durch die lange Pause
Im März fehlte Schalke vieles - Ergebnisse, Spieler, Selbstvertrauen. Im Februar und März bis zur Corona-Pause gewannen die Königsblauen lediglich ein Pflichtspiel - und das auch nur nach Verlängerung im DFB-Pokal gegen Hertha BSC (3:2). Acht Ligaspiele in Folge ist Schalke ohne Sieg. Doch die Unterbrechung wirkt auf Schalke wie eine lange Sommerpause. Die Negativserie spielt im Mannschaftskreis keine Rolle mehr, alle reißen sich wieder zusammen. Die Profis denken nicht: Wir sind lange sieglos und werden durchgereicht, sondern: Wir sind Sechster und wollen nach Europa!
2. Schalke hat wieder personelle Alternativen - der BVB hingegen Probleme
Auf wen hätte Schalke verzichten müssen, wenn das Derby am 14. März ausgetragen worden wäre... Suat Serdar? Angeschlagen. Ozan Kabak, Salif Sané, Omar Mascarell, Juan Miranda, Benjamin Stambouli, Daniel Caligiuri? Definitiv verletzt. Trainer David Wagner hätte das 20-Mann-Aufgebot nicht komplett mit Profis besetzen können. Nun hat Wagner Alternativen: Caligiuri, Serdar und Sané sind bereit für einen Einsatz in der Startelf, Miranda kehrt ins Aufgebot zurück. Und Spielmacher Amine Harit, ohne seine Mittelfeld-Partner Serdar und Caligiuri außer Form, dürfte auch wieder glänzen können. Und der BVB? Marco Reus und Dan-Axel Zagadou fehlen, ob Emre Can und Axel Witsel einsatzfähig sind, entscheidet sich kurzfristig. Die Vorzeichen haben sich gedreht.
3. Derbyheld Daniel Caligiuri ist wieder dabei
Wenn einer weiß, wie ein Derby in Dortmund zu spielen ist, dann Daniel Caligiuri. Bei den spektakulären beiden Derbys, die zuletzt im Signal-Iduna-Park ausgetragen wurden, spielte Caligiuri eine Hauptrolle. Beim sensationellen 4:4 nach 0:4-Rückstand in Schalkes Vizemeister-Saison traf Caligiuri in der 86. Minute zum 3:4. Und beim im Abstiegskampf vorentscheidenden 4:2-Erfolg vor fast genau einem Jahr erzielte Caligiuri zwei Tore selbst. Er verwandelte beim Stand von 0:1 vor der Südtribüne einen Handelfmeter und zirkelte einen Freistoß zum zwischenzeitlichen 3:1 ins Netz. Caligiuri weiß, wie's geht - und wird es auch am Samstag zeigen.
4. Schalkes Spielweise liegt dem BVB nicht
Kann sich noch jemand an das Hinspiel erinnern? 0:0 ging das aus - für Schalke ein bitterer Tag. Warum? S04 war klar besser, vergab aber etliche erstklassige Torchancen. Und Abwehrspieler Benjamin Stambouli verletzte sich so schwer, dass er bis heute kein Spiel mehr absolvieren konnte. Eins aber zeigte das Hinspiel: Das Tempo-Pressing mit Balljäger Benito Raman an der Spitze, zu dem Schalke wieder zurückkehren dürfte, liegt dem BVB nicht. Es ist auch gut möglich, dass Wagner wie im Hinspiel auf Rabbi Matondo setzt. Der schneller Waliser war der BVB-Deckung immer wieder davongelaufen.
5. Der BVB hat keine Unterstützung der Fans
Ja, die knapp 25.000 Fans auf der Südtribüne sind ein Heimvorteil für den BVB. Seitdem Lucien Favre die Verantwortung trägt, hat der BVB lediglich ein Heimspiel verloren - das Derby gegen Schalke 2019. Ohne Zuschauer bekommt das Derby Trainingsspiel-Charakter - noch ein Vorteil für Schalke.