Gelsenkirchen. Vorstand Schneider registriert bei den Profis „Feuer und Eifer“. Der Trainings- und Spielbetrieb ist auf Schalke aktuell nicht verpflichtend.
„Es ist alles neu, alles ungewohnt, aber machbar“, sagt Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider. Die Bundesliga beginnt wieder, schon am 16. Mai wird der Ball wieder rollen – allerdings unter derart unüblichen Bedingungen, dass alle Beteiligten auch mit Unwägbarkeiten rechnen müssen. Ein Revierderby in Dortmund ohne Zuschauer – das wird gleich zum Wiederbeginn zur sportlichen und mentalen Härteprüfung.
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Das Hygienekonzept der Deutschen Fußball-Liga sieht vor, dass die Teams vor dem Start ein „Quarantäne-Trainingslager“ beziehen. Für die Schalker Profis und das Funktionsteam geht es dafür in ein Hotel am Vereinsgelände. „Diese Gruppe wird eine Woche lang nur zwei Aufenthaltsorte haben“, erklärt Schneider in einer Videokonferenz für Journalisten. „Das Hotel und das Trainingsgelände.“
Schalke: Zehn Mitarbeiter überwachen das Hygienekonzept
Nachdem Hertha BSC zuletzt wegen Missachtung der Hygiene-Auflagen in die Kritik geraten war, bekräftigt Schneider, dass die Zustände auf Schalke anders seien. So kümmert sich bei den Gelsenkirchenern ein Team von zehn Mitarbeitern einzig um die Einhaltung der Vorgaben. „Wir haben die klare Zielsetzung, alles perfekt umzusetzen“, sagt der 49-Jährige. „Es ist zwingend erforderlich.“
Teilnahme am Spielbetrieb ist freiwillig
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Trotz dieser massiven Einschränkungen überwiegt auf Schalke derzeit die Freude, „dass wir endlich wieder Fußball spielen dürfen“, macht Schneider klar. „Die Stimmungslage in der Mannschaft ist ebenfalls sehr positiv. Die Jungs sind froh, dass sie wieder trainieren dürfen.“ Und das wollen tatsächlich alle. Denn in vielen Gesprächen hat der Sportvorstand den Profis verdeutlicht, dass niemand gezwungen ist, unter diesen extremen Umständen zu spielen. „Die Teilnahme am Trainings- und Spielbetrieb ist freiwillig. Wenn jemand Bedenken hat, weil er etwa eine Person aus der Risikogruppe in seinem Umfeld hat, muss er nicht teilnehmen.“
Leidenschaft vor leerer Kulisse
Die Spieler seien „mit Feuer und Eifer“ dabei, sagt Schneider. Und diese Einstellung soll schon am 16. Mai auf dem Feld beim Geisterderby zu sehen sein: statt vor über 80.000 leidenschaftlichen Anhängern erstmals vor leerer Kulisse. Um einen Eindruck davon zu bekommen, wie es ist, vor tausenden leeren Sitzschalen zu spielen, haben die Königsblauen bereits am Freitag erstmals in der heimischen Arena trainiert. „Ein Spiel ist noch einmal etwas völlig anderes als eine Übungseinheit“, relativiert der Sportchef die Möglichkeiten der Vorbereitung auf Geisterspiele. „Damit müssen allerdings alle Mannschaften klarkommen.“
Kritik an Geisterspielen übt Schneider nicht, denn seiner Meinung nach sollte man sich darauf besinnen, dass Begegnungen vor leeren Zuschauerrängen „in der aktuellen Situation die einzige Möglichkeit sind, um überhaupt Fußball zu spielen“.
Wie das Spiel beim Revier-Rivalen unter diesen Umständen verlaufen wird, mag Schneider nicht zu prognostizieren. Sein Manager-Kollege Fredi Bobic von Eintracht Frankfurt sagte zuletzt, dass es bei Geisterspielen möglicherweise zu kuriosen Ergebnissen kommen könnte. „Das ist alles hypothetisch“, sagt Schalkes Sportvorstand. „Wo wir stehen, wissen wir alle nicht. Wir freuen uns einfach auf das Spiel in Dortmund.“
Schalker Lazarett lichtet sich
Darin, dass die Dortmunder in ihrem Heim-Derby auf die Unterstützung der Anhänger verzichten müssen, sieht Schneider keinen Vorteil für Schalke. „Wir haben dort die letzten zwei Jahre gut gespielt und gute Ergebnisse erzielt – und da waren, glaube ich, Zuschauer im Stadion, die vornehmlich in Schwarz-Gelb gekleidet waren“, sagt er und fügt an: „Diese besondere Atmosphäre bei Auswärtsspielen kann auch Energie geben. Daher sind Geisterspiele für niemanden ein Vorteil.“
Gut aus Schalker Sicht ist allerdings, dass nun drei Spieler wieder zur Verfügung stehen, die beim ursprünglichen Derby-Termin im März noch verletzt ausgefallen waren: Salif Sané, Suat Serdar und Daniel Caligiuri. Lediglich die dreiDefensivspezialisten Ozan Kabak, Benjamin Stambouli und Omar Mascarell fallen nach wie vor aus.
Für Schneider ist es „unglaublich wohltuend“, dass sich das Lazarett lichtet. Trotzdem appelliert er, noch keine Höchstleistungen von den gerade erst genesenen Profis zu erwarten: „Es ist eine komplett neue Situation. Normalerweise haben sie nach Verletzungen die Möglichkeit, in Testspielen Minuten zu sammeln. Nun kommt es zum Kaltstart. Das ist nicht so einfach.“
Gleiches gilt aber auch für den Rest des Kaders, der seit nun zwei Monaten auf Spielpraxis wartet. Ob die Spieler unter all diesen Umständen zu Top-Leistungen fähig sein werden, bleibt abzuwarten. „Wir werden uns alle überraschen lassen müssen“, sagt Jochen Schneider.