Essen. Nach drei positiven Corona-Tests beim 1. FC Köln entflammen Diskussionen um den Bundesliga-Neustart. Die DFL sieht nur ihr Konzept bestätigt.
Auf diese Nachricht hätte die Deutsche Fußball-Liga (DFL) gern verzichtet: Zwei Profis und ein Mitarbeiter des 1. FC Köln waren am Freitag positiv auf das Coronavirus getestet worden – und schon nach der ersten Testrunde bei den 36 Profiklubs wuchsen am Wochenende die Zweifel an einem Neustart der Bundesliga Mitte Mai. Selbst Nationalmannschaftsarzt Tim Meyer, der das DFL-Konzept für einen möglichen Wiederbeginn federführend erstellt hatte, gab zu: „Wenn es zu viele positive Fälle gibt, kann dieses System ins Wanken geraten. Das ist gar keine Frage.“
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Drei positive Fälle in Köln – SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sieht sich in seiner Skepsis gegenüber den Liga-Plänen bestätigt. „Es ist voll unverantwortlich, dass die Spieler weiter trainieren, nachdem sie mit drei infizierten Spielern Kontakt hatten. Sie müssten in Quarantäne, wie wir es vom Bürger verlangen. Das Konzept floppt und ist kein Vorbild“, twitterte Lauterbach.
1. FC Köln startet Medienoffensive
Dass sich der Profifußball auf sehr dünnem Eis befindet, zeigen Aussagen von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU), der vor den Kölner Befunden der Bild am Sonntag gesagt hatte: „Wenn es einen Corona-Fall in einer Mannschaft oder bei der Mannschaftsbetreuung gibt, dann müssen der gesamte Klub und gegebenenfalls auch die Mannschaft, gegen die man zuletzt gespielt hat, zwei Wochen lang in Quarantäne.“ Seehofers Einschätzung, so sagte es ein Sprecher des Ministeriums am Sonntag, habe sich nicht geändert.
Die DFL bemüht sich darum, die Aufregung einzufangen. Kölns Mannschaftsarzt Dr. Paul Klein zum Beispiel sagte am Samstag: „Bei mehr als 1000 Tests in der Liga wäre es statistisch sehr, sehr unwahrscheinlich gewesen, dass zum Start niemand positiv getestet wird.“ Ähnlich äußerte sich Dr. Meyer: „Das Ergebnis ist im Rahmen der Erwartungen. Wir sehen im Alltag, dass unser Konzept funktioniert. Wir wollten Personen finden, die ansteckend sind, um sie ausschließen zu können. Wir haben drei gefunden, sie sind ausgeschlossen – damit ist ein Teilziel erreicht.“
Die Kölner starteten am Samstag sogar eine Medienoffensive. Und sie betonten: Die Entscheidung, dass der Trainingsbetrieb fortgesetzt wird, habe nicht der Klub oder die DFL getroffen, sondern das örtliche Gesundheitsamt. „Das Gesundheitsamt hat die drei Personen kontaktiert, mit ihnen gesprochen und die Fälle bewertet“, sagte Klein. Die Teamkollegen würden nicht zur Kategorie 1 gehören – das heißt, dass sie mit den Betroffenen zum Beispiel nicht im selben Haushalt leben oder mindestens ein 15-minütiges Gespräch ohne Mindestabstand geführt haben. „Deshalb“, so Klein, „ist bei uns keine kollektive Quarantäne angesagt.“
Eine Sonderrolle für den Fußball sieht Klein nicht – der 1. FC Köln habe die Kapazitäten der örtlichen Labore zum Beispiel nicht überbelastet. „In Köln stehen ausreichend Testkapazitäten zur Verfügung, um unseren doch überschaubaren Personenkreis zweimal wöchentlich zu testen“, sagt Klein.
Unklarer Befund beim VfB Stuttgart
Und wie ist es bei den anderen Klubs? Einen auffälligen Befund meldete außer den Kölnern nur noch Zweitligist VfB Stuttgart. „Bei einer getesteten Person liegt ein unklarer Befund vor. Es gibt aber keinen spezifischen Virus-Nachweis“, teilte der Klub mit. Der Betroffene würde sich in häuslicher Quarantäne befinden. Viele Vereine wie Paderborn oder Mönchengladbach äußerten sich nicht, einige – wie Schalke 04, Borussia Dortmund, Eintracht Frankfurt, Union Berlin, der VfL Wolfsburg und der SC Freiburg – meldeten, alle Befunde seien negativ gewesen.
An diesem Montag wird bei den DFL-Teams erneut getestet. Nur zweimal negativ getestete Spieler dürfen ins Mannschaftstraining zurückkehren – das RB Leipzig bereits für Dienstag plant. Die Kölner verkündeten, sich in ein Trainingslager in Form einer freiwilligen Quarantäne zu begeben, sobald die Politik grünes Licht für den Restart gegeben hat.
„Ich würde mich freuen, wenn wir am 16. oder 23. Mai wieder spielen“, sagte Geschäftsführer Klaus Filbry von Werder Bremen im Sport1-Doppelpass. „Die Entscheidung obliegt der Politik. Wir als Branche haben unsere Hausaufgaben gemacht.“ Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat „sehr klare Entscheidungen“ für den Sport für Mittwoch angekündigt.