Essen. Die DFL und Sky einigen sich mündlich auf eine Zahlung. Die Vereine erhalten so insgesamt fast 300 Millionen Euro - doch die Bedrohung bleibt.
Am Freitagvormittag lüftete die Deutsche Fußball-Liga (DFL) den Vorhang vor ihren Kulissen ein wenig, ohne die ganze Wahrheit zu verraten. „Die DFL befindet sich in Gesprächen mit allen Medienpartnern“, teilte der Ligaverband via Twitter mit und ergänzte: „Mit Sky gibt es noch keine vertraglich fixierte Vereinbarung.“ Dabei verschwieg die DFL allerdings, dass sie sich mit ihrem wichtigsten Rechtepartner nach den Informationen dieser Redaktion bereits mündlich über eine vorzeitige Auszahlung der in dieser Saison noch fälligen vierten TV-Rate geeignet hat.
Vertragsunterschrift mit Sky fehlt noch
Wenn alle Details geklärt sind, der Vertrag unterschrieben ist, erhalten die 36 Vereine der ersten und zweiten Liga dadurch insgesamt noch Ende April fast 300 Millionen Euro, obwohl noch nicht feststeht, ob der Spielbetrieb aufgrund der Corona-Krise tatsächlich wie geplant am 9. Mai mit Geisterspielen wieder aufgenommen werden kann. Die Liga gewinnt durch die Vorschusszahlung allerdings Zeit, die Klubs generieren endlich wieder Einnahmen, um weiter an dem Plan zum Wiederbeginn zu werkeln. Sollte die Spielzeit trotzdem abgebrochen werden müssen, drohen weiterhin Verluste von mehr als 700 Millionen Euro, denn Sky müsste die bereits gezahlte Summe ersetzt bekommen.
Daher ist der FC Schalke 04 aber nur vorerst gerettet. Für den Klub geht es um etwa 15 Millionen Euro von Sky, die die Königsblauen dringend benötigen. Marketingvorstand Alexander Jobst sprach bereits von einer „existenzbedrohenden Situation“. Ebenso atmet der VfL Bochum auf, der laut Geschäftsführer Ilja Kaenzig im schlimmsten Fall in die Insolvenz gehen könnte. Der Zweitligist bekommt nun mehr als 3,5 Millionen Euro überwiesen. Borussia Dortmund erhält etwas mehr als Schalke. Der BVB würde aber auch ohne dieses Geld erst einmal über genügend Reserven verfügen.
Die DFL verteilt das TV-Geld gestaffelt an die 36 deutschen Lizenzvereine, ausschlaggebend ist vor allem der Erfolg der vergangenen fünf Jahre. Für diese Spielzeit fehlt noch die vierte Rate der Rechteinhaber, die sich auf etwas mehr als 300 Millionen Euro beläuft.
Davon muss Sky als wichtigster Partner fast die gesamte Summe bezahlen, die Verhandlungen mit den anderen drei Partnern ARD und ZDF sowie DAZN sind nicht abgeschlossen, aber daher auch bei Weitem nicht so bedeutend. Allerdings würde die vierte Rate in dieser Saison eigentlich nur fällig, wenn die letzten neun Spieltage angepfiffen werden. Sky geht damit in Vorkasse. Jedoch nicht ohne Eigennutz.
13 der 36 Profiklubs der DFL droht Insolvenz
Schon vor knapp zehn Tagen bestätigte der Bezahlsender auf Nachfrage dieser Redaktion, mit der DFL über die Situation zu verhandeln. Das Tochterunternehmen der US-amerikanischen Comcast Corporation gewährt dem Ligaverband im Grunde ein Darlehen, für das Zinsen, Risikozuschläge und Ausfallgebühren verlangt werden können. Das Risiko? Dadurch nicht allzu hoch.
Für den Fall, dass die Verhandlungen trotzdem geplatzt wären, hat die DFL zusätzlich mit Finanzinvestoren verhandelt. Sie hätte auch einen Kredit aufnehmen können. Nun aber hat sie weitere Verbindlichkeiten vermieden. Damit die 13 der 36 Profivereine, die laut dem Kicker von einer Insolvenz bedroht sind, aber wirklich über den Berg kommen, muss die aktuelle Spielzeit beendet werden. Und auch daran wird hinter den Kulissen gefeilt.
Derzeit pausieren die beiden höchsten deutschen Spielklassen vorerst bis zum 30. April. Die DFL geht davon aus, dass ihre Mannschaften ab dem 9. Mai wieder vor den Ball treten können. Dafür hat sie ein medizinisches Konzept entwickelt. Die Profis sollen regelmäßig auf Covid-19 getestet, die Geisterspiel mit einem Minimalaufwand veranstaltet werden. Bei der auf den 23. April verschoben nächsten außerordentlichen Mitgliederversammlung soll der Plan festgezurrt werden. Bis dahin hoffen die Klubs auf weitere positive Signale aus der Politik. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder hat bereits verkündet, dass er Geisterspiel für denkbar hält.
Schalke darf also hoffen, halbwegs unbeschadet durch die Krise zu schlittern. Ewig könnte sich der Revierklub mit der vorläufigen Finanzhilfe durch Sky aber nicht über Wasser halten. Sollte die Saison doch noch abgebrochen werden, müssten sich die Königsblauen weitere Sparmaßnahmen überlegen – akut wäre die Bedrohung aber nicht mehr. Obwohl Schalke das Geschäftsjahr 2019 mit einem Verlust von 26 Millionen Euro abschloss und die Verbindlichkeiten exorbitant sind, steht eine Insolvenz nicht bevor. Denn mit der Veltins-Arena und dem Berger Feld hat Schalke ein positives Vereinsvermögen.
Einschneidende Maßnahmen auf Schalke
Um die Folgen der Coronakrise abzufedern, haben die Schalke-Profis auf einen Teil ihres Gehalts verzichtet. Etliche Mitarbeiter der Geschäftsstelle sind in Kurzarbeit, zudem haben die Königsblauen keine Lizenz mehr für die Zweitliga-Basketballer beantragt. „Je länger es dauert, desto einschneidendere Maßnahmen müssen wir treffen“, sagte Finanzvorstand Peter Peters am Dienstag in einem Fan-Chat.
Und eins ist klar: Ohne die 15 Millionen Euro von Sky müsste Schalke solche Maßnahmen vorziehen.