Essen/Remscheid. Christian Pander brillierte einst als Linksverteidiger bei Schalke 04. Mittlerweile ist er Mentaltrainer und rät zu besonderem Corona-Training.

Christian Pander hatte die Anmeldung zum Trainerlehrgang bereits abgeschickt. Sein Plan war es, junge Fußballer zu entwickeln. Die Talente hätten sich ja schließlich auch einiges von ihm abgucken, von seiner Erfahrung als Profi des FC Schalke 04 und von Hannover 96 profitieren können. Doch letztendlich verwarf Pander seine Trainerpläne und wählte einen anderen Weg.

Im Gespräch mentale Blockaden lösen

Nun führt er seit einem Jahr mit seinem Bekannten Sharon Paschke in Remscheid Kompass Sportmentoring als Ausgründung eines bestehenden Unternehmens. Einen Lehrgang zum Mentaltrainer hat Pander besucht. Bei ihm melden sich nun Sportler, die in ihrer Karriere einen Rückschlag erlitten haben. „Das kann eine Verletzung oder eine unbefriedigende Situation im Verein sein“, sagt der 36-Jährige.

Auch interessant

Es gibt Sportler, die sich für einen Einzelfall an ihn wenden. Pander oder einer seiner Kollegen versucht dann, im Gespräch mentale Blockaden zu lösen. Andere Sportler buchen ein mehrmonatiges Programm, das einem Fernstudium gleicht. Dabei geht es nicht etwa um Fußballtaktik. Es müssen Aufgaben gelöst werden, die nichts mit Sport zu tun haben.

Gespräche steigern Leistungsfähigkeit

Konkrete Beispiele möchte Pander nicht verraten – das geht dann doch zu sehr ins Private. Dafür spricht der frühere Bundesliga-Profi über den Nutzen der Programme. „Dadurch versuchen wir, verschüttete Ressourcen zu aktivieren“, sagt Pander. „Das soll dem Sportler helfen, sein Potenzial später im Wettkampf abzurufen.“

Linksverteidiger Christian Pander wurde beim FC Schalke für seinen großen Zug zum Tor geschätzt.
Linksverteidiger Christian Pander wurde beim FC Schalke für seinen großen Zug zum Tor geschätzt. © imago sport

Was ihm in seiner täglichen Arbeit hilft, sind eigene Erfahrungen. „Wenn ich mit Sportlern spreche, geht es oft um Themen, die ich selber als Profi erlebt habe“, sagt der gebürtige Münsteraner. Es gab in seiner Karriere positive Momente: Auf Schalke brillierte er als Linksverteidiger. Bundestrainer Joachim Löw berief ihn in den Kader der Nationalmannschaft. Bei seinem Debüt gelang Pander prompt ein Tor in England. Sein Siegtreffer im Wembley-Stadion riss 2007 sogar Kanzlerin Angela Merkel von ihrem Sitz.

Doch Pander erlebte während seiner Karriere auch viel Negatives. Verletzungen warfen ihn zurück. Es gab zwei Phasen, in denen er 19 Monate lang kein Spiel bestreiten konnte. Als 2015 sein Vertrag in Hannover auslief, fand der Fußballer keinen neuen Klub. Er war ein Profi im Wartestand, der Ende 2016 seine Laufbahn beendete.

Auch interessant

Im Wartestand befindet sich aktuell die gesamte Fußballwelt. Aufgrund der Corona-Pandemie weiß kein Spieler, wann der nächste Anpfiff ertönt. „Bei den Sportlern herrscht große Verunsicherung“, sagt Pander. Wer nur noch einen Vertrag bis zum 30. Juni besitzt, muss um seine sportliche Zukunft bangen, Verhandlungen liegen auf Eis. Zudem fehlen die Routinen: Es gibt keine Trainingseinheit mit der Mannschaft, keine Taktikbesprechung, keine Reise zum Auswärtsspiel.

Lieber Kopfarbeit als Netflix

Für Pander wäre es ein günstiger Zeitpunkt, mit dem Training für den Kopf zu starten. „Anstatt sich eine Serie auf Netflix anzuschauen, kann man auch gut mit dem Mentaltraining beginnen“, sagt er. Wer mit seinem Unternehmen zusammenarbeiten will, muss nicht nach Remscheid pendeln. Pander kommuniziert mit den Sportlern per Mail und führt Videotelefonate.

Profis wie Marcel Risse schwören auf diese Art des Mentaltrainings. Der Mittelfeldspieler des 1. FC Köln arbeitet mit Panders Unternehmen zusammen. Auch der Ex-Schalker Lewis Holtby, der mittlerweile für die Blackburn Rovers aus England spielt, nimmt die Dienste von Kompass Sportmentoring in Anspruch.

US-Sportler setzen längst auf Mentaltraining

„In anderen Ländern ist der Bereich Mentaltraining aber viel ausgeprägter“, sagt Pander. Er verweist auf Nordamerika. Für die Sportler aus den großen Ligen ist die Zusammenarbeit mit einem Mentaltrainer selbstverständlich. Stars wie Basketballer LeBron James oder Football-Quarterback Tom Brady lassen sich in diesem Bereich coachen, um bessere Leistungen abrufen zu können. Phil Jackson erkannte die Bedeutung von mentaler Stärke bereits in den 1990er-Jahren. Die Trainerlegende ließ bei den Chicago Bulls den Basketball auch mal im Schrank. Stattdessen versuchte Jackson, die Köpfe seiner Spieler freizubekommen.

Das macht nun auch Christian Pander. Er hat für sich die richtige Entscheidung getroffen: „Dass ich jetzt in diesem Bereich arbeite, ist das Beste, was mir passieren konnte.“