Essen. Schalke-Profi Amine Harit hat trotz dringender Aufrufe zur Kontaktvermeidung angesichts der Coronavirus-Pandemie eine Bar besucht. Ein Kommentar.
Eine "wichtige Botschaft" hatte Fußball-Bundesligist FC Schalke 04 am Donnerstag für seine Fans parat. Der Verein veröffentlichte über seine sozialen Netzwerke ein Video von seinem hochbezahlten Angestellten Amine Harit. In englischer Sprache forderte der marokkanische Fußballprofi alle Schalke-Fans dazu auf, sich an die aktuellen Vorgaben der Regierung zu halten, um die Verbreitung des gefährlichen Coronavirus einzuschränken. Die Geschwindigkeit, in der er seine Botschaft vortrug, ließ vermuten, dass sein Text vorgeschrieben wurde. Das störte in dem Moment aber wohl niemanden. Es ging schließlich um die gute Sache. Was seine Fans zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten und sicher nicht für möglich gehalten hätten: Ihm persönlich sind die lebensrettenden Maßnahmen in der Corona-Krise offensichtlich egal. Zwischen diesem Video und der Nachricht, dass Harit mitten in der Nacht mit zehn weiteren Personen in einer Essener Shisha-Bar verweilte, lag nur ein Tag. Ein derartiges Verhalten ist ignorant, verlogen und nur schwer zu entschuldigen.
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Ein ähnlich prominentes Negativbeispiel aus der Welt des Fußballs hat bereits Luka Jovic von Real Madrid geliefert. Der ehemalige Stürmer von Eintracht Frankfurt nutzte die spielfreie Zeit in Spanien, um eine Party in seinem Heimatland Serbien zu feiern. Die Schuld dafür gab er anderen, die "ihren Job nicht professionell gemacht" und ihm keine "speziellen Anweisungen" gegeben hätten.
Über 6700 Corona-Fälle in NRW
Um den Herren Harit, Jovic und vielen anderen Unbelehrbaren, die mit ihrer ignoranten Haltung zeitnah für eine Ausgangssperre sorgen könnten, erneut auf die Sprünge zu helfen: In Italien werden seit einigen Tagen Leichen vom Militär abtransportiert, da die Bestattungsunternehmen mit den zahlreichen Menschen, die am Coronavirus sterben, überfordert sind. Auch in anderen Ländern häufen sich die Todesfälle. In NRW wurden am Samstag über 6700 Infizierte gemeldet. Die sozialen Einschränkungen sollen die Verbreitung zumindest verlangsamen. Dazu muss jeder seinen Teil beitragen.
Fußballprofis verdienen nicht nur aufgrund ihrer sportlichen Fähigkeiten viel Geld. Sie werden so gut bezahlt, weil sie eine soziale Verantwortung und eine Vorbildfunktion besitzen. Speziell in so schweren Tagen wie diesen. Der Großteil der Profis wird diesen Anforderungen gerecht. Fußballer wie Leon Goretzka oder Joshua Kimmich leisten aktuell Großartiges, um der Gesellschaft zu helfen. Sie erfüllen ganz sicher nicht das Klischee des protzenden und ignoranten Fußballprofis.
Auch Schalke muss sich Kritik gefallen lassen
Amine Harit schon. In diesem Zusammenhang muss sich auch Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider Kritik gefallen lassen. Den hirnrissigen Ausflug seines Spielers damit zu erklären, dass ihm die "Decke auf den Kopf gefallen" sei, ist unangemessen und falsch. Schalke 04 sollte sich stattdessen klar von so einem Verhalten distanzieren. Da Harit wohl keine 1,5-Zimmer-Wohnung in Gelsenkirchen bezieht, wirkt diese Formulierung noch deutlich unglücklicher.
Letztlich wird es darauf hinauslaufen, dass Harit eine Strafe erhält, die ihm der Verein aufdiktiert. Ob ihn das zu einem besseren Menschen macht, darf stark bezweifelt werden. Harit ist in den knapp drei Jahren auf Schalke schon häufig durch Disziplinlosigkeiten aufgefallen. Aufgrund seiner fußballerischen Fähigkeiten sehen die Verantwortlichen über einiges hinweg. Wenn Letzteres wie in den letzten Wochen vor der Corona-Pause auch nicht stimmt, stellt sich zwangsläufig die Frage, was Schalke 04 mit einem Problem-Profi wie Amine Harit noch will.