Gelsenkirchen. Statt auf Angriffspressing setzt Schalke derzeit auf eine Defensivtaktik. Von den Bayern-Stars gab es dafür nach dem Pokalspiel Kritik.

Kleines Feld, zahlreiche Abschlüsse und die Hoffnung auf viele Tore. Mit dieser Intention gestaltete Trainer David Wagner das Mittwochstraining von Schalke 04. Womöglich, damit seine Mannschaft nach der 0:1-Niederlage im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen den FC Bayern Sicherheit vor dem Tor bekommt. Sicherheit, die den Königsblauen im gegnerischen Strafraum seit Wochen fehlt.

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Denn beim Toreschießen hapert es auf Schalke. Nur ein Treffer gelang dem Team in den vergangenen sechs Pflichtspielen. Dass es auch gegen die Münchener nicht klappte, den Ball im Netz unterzubringen, lag aber auch am extrem defensiven 5-4-1-System des Trainers.

Bei gegnerischem Ballbesitz stand Schalke zwar kompakt, das Team war bissig in den Zweikämpfen, doch offensiv wurde ausschließlich auf lange Bälle und Einzelaktionen gesetzt. „Dreckig und eklig“, wollte Wagner mit seiner Taktik sein. Die Tore blieben allerdings aus. Zum wiederholten Male.

Stars des FC Bayern kritisieren Schalke-Taktik

„Schalke hat mit Sicherheit keinen Fußball zelebriert“, drückte es Nationaltorhüter Manuel Neuer noch milde aus. Siegtorschütze Jo­shua Kimmich wurde schon deutlicher: „Ich war überrascht, wie die Schalker aufgetreten sind. Sie haben ihr kompaktes System durchgezogen. Ich dachte, dass sie in der zweiten Halbzeit mehr aufmachen.“

Eine treffende Analyse des 25-Jährigen. Denn Wagner rückte erstmals völlig von seinem Ansatz ab, den er noch in der Hinrunde komplett durchgezogen hatte. Angriffspressing fand fast gar nicht mehr statt. „Wir wollten tiefer verteidigen, vorn kaum pressen und waren der Meinung, dass dieser Ansatz gegen Bayern zum Erfolg führen kann“, erklärte der Trainer nach Schlusspfiff.

Schalke 04: Ozan Kabak droht Saisonaus

Es blieb bei der Hoffnung. Auch, weil nach dem Rückstand auf Schalke nicht der Mut zum Risiko, sondern die Angst vor einer erneuten hohen Niederlage überwog.

Komplett unzufrieden war Schalke wegen der verbesserten kämpferischen Leistung im Vergleich zu den Niederlagen gegen Leipzig (0:5) und Köln (0:3) trotzdem nicht. Wagner schloss deshalb nicht aus, auch im kommenden Bundesliga-Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim am Samstag (15.30 Uhr/Sky) wieder derart defensiv aufzustellen. „Das müssen wir sehen und auf die personelle Situation schauen“, sagt er. „Wir brauchen Spieler zurück. Keine Frage.“

So bald nicht in die Mannschaft zurückkehren wird Innenverteidiger Ozan Kabak. Mit Querfortsatzfrakturen des zweiten, dritten und vierten Lendenwirbelkörpers fehlt der 19-Jährige mindestens neun Wochen. Sogar sein vorzeitiges Saison-Aus scheint nicht ausgeschlossen.

Der Türke vergrößert das ohnehin schon große Lazarett der Gelsenkirchener. Eine Hiobsbotschaft, die nicht gerade Hoffnung auf ein schnelles Ende der königsblauen Sorgen macht.