Essen. Das Coronavirus sorgt in der Schweiz für Komplettabsagen, in der Bundesliga stellen sich die Klubs zunehmend auf die Epidemie ein. Ein Kommentar.
Zynisch formuliert, ließe sich festhalten: Das Coronavirus hat unwiderruflich den Fußball erreicht. Denn Theo Zwanziger, einst jovialer, dann aber ganz schön kratzbürstiger Ex-DFB-Präsident, hält wegen der Epidemie eine Reise ins Schweizer Bellinzona für unzumutbar. Dort soll dem 74-Jährigen ab dem 9. März der Prozess gemacht werden – wegen des Verdachts der ungetreuen Geschäftsbesorgung im Zuge des WM-Sommermärchens 2006. Der Schweizer Kanton Tessin grenzt an die italienische Lombardei, wo das Virus besonders stark verbreitet ist.
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Drei bis vier Eskalationsstufen zurückgeschraubt, lässt sich festhalten: Das Coronavirus sorgt inzwischen auch bei Fußballfans für ein mulmiges Gefühl. Zumindest bei den Bundesligaspielen an diesem Wochenende. Allmählich weckt es aber ebenso bei Verbänden und Vereinen Unbehagen.
In der Schweiz ist der Spielbetrieb in den höchsten Klasse bis Mitte März abgesagt
Zwar sind die Schweizer nicht nur für Schokolade, sondern auch für ihre übertriebene Vorsicht bekannt – aber dass sie für zwei Wochen den Spielbetrieb in den höchsten Klassen komplett lahm legen, ist schon eine bemerkenswerte Maßnahme. Dadurch gerät auch die Bundesliga unter Druck. Denn bei fortschreitender Corona-Ausbreitung hierzulande wird ihr das Beispiel der Schweizer bestimmt vorgehalten.
Dabei geht es nicht um Panikmache, sondern um eine Vorsichtsmaßnahme für die Allgemeinheit. DFL und DFB stehen im engen Kontakt mit dem Bundesgesundheitsministerium, doch am Ende entscheiden lokale Behörden über Absagen. Was auffällt: Je größer das Spektakel – da unterscheidet sich der Fußball übrigens nicht von anderen gigantischen Unterhaltungsbranchen –, desto länger wird mit der Ultima Ratio gehadert. Für die Konsequenzen will niemand verantwortlich sein.
Borussia Dortmund sichert sich gegen Spielabsagen ab
Im Fußball könnten Geisterspiele und ein Terminchaos die Folge für die Klubs sein. Borussia Dortmund hat sich – ganz bestimmt nicht als einziger Bundesligist, wohlgemerkt – mit einer Ausfallversicherung gegen mögliche Spielabsagen und ausbleibende Einnahmen geschützt.
Wenn es ums Geld geht, bleibt sich der Profifußball auch in Zeiten des Coronavirus treu.