Gelsenkirchen. Schalkes Klatsche gegen Leipzig: „Ein 4:0 und 5:0 braucht es nicht mehr“, sagte Vorstand Jochen Schneider. Es geht auch um die Außenwirkung.
In den Katakomben der Arena trieb sich einer herum, den man hier wirklich nicht erwartet hatte: Der frühere Boxer Axel Schulz. Offensichtlich fühlt sich der mittlerweile 51-Jährige der Entourage von RB Leipzig zugehörig, jedenfalls gebärdete er sich im Kabinengang wie nach einem großen Sieg. Weil Schulz, das merkte man ihm durchaus an, in seiner Karriere aber auch das eine oder andere Mal ordentlich vermöbelt worden ist, passte er an diesem Abend irgendwie auch zu Schalke: Fünf Wirkungstreffer – die kennt der frühere Fackelmann aus eigener Erfahrung…
Schalkes Schneider: „Da waren wir auch wehrlos“
Schalke hatte diese Prügel gegen RB Leipzig einstecken müssen, und das 0:5 (0:1) war genauso schlimm, wie es sich anhört: Niemals hatte Schalke in der Arena, die es seit 2001 gibt, höher verloren. Zum Schluss ließ Schalke, um beim Boxen zu bleiben, die Fäuste hängen – eine fehlende Abwehrhaltung, die auch bei der sportlichen Leitung gar nicht gut ankam. „Ein 4:0 und ein 5:0 braucht es dann nicht mehr, da waren wir ein Stück weit auch wehrlos. Das ist unerfreulich und das werden wir die nächsten Tage auch mal ansprechen”, sagte Sportvorstand Jochen Schneider. Und Sascha Riether, der Koordinator der Lizenzspielerabteilung, ergänzte: „Wenn es schon 3:0 steht, dann sollte man schauen, dass man das so zu Ende spielt.” Es geht auch um die Außenwirkung einer solchen Klatsche. Riether erinnerte daran, dass dies ja unlängst schon in München so passiert war. Zweimal 0:5. Schalke ist als angeschlagener Boxer nicht gefährlich – sondern wehrlos.
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Beide Male begann der Untergang mit einem Torwart-Patzer: Beim 0:5 in München durch Markus Schubert – jetzt ruderte Alexander Nübel in der Luft so ungelenk mit den Armen nach dem Ball, als wollte er mit klobigen Boxhandschuhen eine Fliege verjagen. Die Meinungen gingen auseinander, ob dieser Fehlgriff zum 0:1 durch Sabitzer ursächlich für die Niederlage war. Jochen Schneider glaubt, dass es Schalke auch ohne dieses Tor kaum geschafft hätte: „In der Form, in der wir waren, und in der Form, in der der Gegner war.” Trainer David Wagner wollte einen Zusammenhang zwischen frühem Rückstand und dem Spielverlauf zumindest nicht ausschließen: „Natürlich hat das immer Einfluss”, sagte er auf die Frage, ob dieses Tor seinen Plan und seine Taktik zerstört habe.
Nübels Patzer verdirbt Wagners Taktik
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Schalkes Plan war, die Leipziger früh im Spielaufbau zu stören und damit zu langen Bällen aus der Abwehr heraus zu zwingen. Eigentlich ein mutiger Gedanke, für den Wagner auch die Aufstellung modifiziert hatte: In der Abwehr gab’s eine Dreierkette mit Omar Mascarell als Mittelmann, dafür standen die beiden etatmäßigen Außenverteidiger Jonjoe Kenny und Bastian Oczipka deutlich höher im Mittelfeld. Und im Angriff erhielt der schnelle Rabbi Matondo den Vorzug vor Michael Gregoritsch, weil Schalke mögliche Leipziger Ballverluste mit Tempo ausnutzen wollte. Doch dazu kam es gar nicht, weil Leipzig durch das frühe Führungstor gar nicht ins Risiko gehen musste. Sascha Riether bestätigte: „Ich habe mit den Leipzigern gesprochen, die sagen auch: das 1:0 hat uns in die Karten gespielt. Denn dann konnten sie eben ihr Spiel durchziehen, mussten nicht vorne pressen, sondern konnten tiefer stehen und einfach auf Konter warten.”
Schalkes Plan vom mutigen Attackieren (Riether: „Das haben wir im Hinspiel auch gemacht und da hat es gut funktioniert”) war nach Nübels Blackout hinfällig – nach gerade einmal 54 Sekunden. Der Rest war so bitterböse wie das Ergebnis – nach dem 0:2 durch Werner in der 61. Minute gab Schalke mehr oder weniger auf. Wagner konstatierte: „In der ersten Halbzeit waren sie (die Leipziger) auch schon besser, da waren aber nicht so viele Abschlüsse. Das war in der zweiten Halbzeit um einiges eklatanter.”
Manch einer in der Arena fühlte sich da sogar an die vergangene Saison erinnert – wie Schalke da in Manchester (0:7) oder gegen Düsseldorf (0:4) total einknickte. Als angeschlagener Boxer ist Schalke: hilflos.