Gelsenkirchen. Schalke 04 steckt nach fünf sieglosen Partien in der Krise. Die Verantwortlichen suchten nach dem 0:5-Debakel gegen RB Leizpig nach Antworten.
Was war das für eine Stimmung vor fünf Wochen. „Der FC Schalke wird Deutscher Meister und wir holen den Pokal“, schmetterten die Fans nach dem 2:0-Erfolg im Januar über Mönchengladbach und es schien für diese Mannschaft keine Grenzen zu geben. Und nun? Am Samstagabend sang niemand mehr von irgendwelchen Titeln. Mit 0:5 (0:1) ging Schalke im Fußball-Bundesligaspiel gegen RB Leipzig unter.
Aus einer Leistungs- und Ergebnisdelle ist inzwischen eine Krise geworden. Und die Mannschaft, die noch vor kurzem von der Champions-League-Teilnehme sprach und träumte, steht nur wegen der Patzer der Konkurrenten noch auf dem sechsten Platz. Seit fünf Bundesligaspielen wartet Schalke auf einen Sieg, die Tordifferenz in dieser Zeit ist beschämend: 1:11. Im Spiel gegen Leipzig schoss das Team von Trainer David Wagner nur dreimal auf das gegnerische Tor.
Schalke-Trainer Wagner sieht vielfältige Gründe für den Leistungsabfall
Ratlos ist Wagner nicht. Das Spiel war schon lange vorbei, da stand der Trainer noch in der Interviewzone und erklärte ausführlich, warum seiner Mannschaft Leichtigkeit und Spielfreude abhanden gekommen sind. Zuallererst erwähnte er die andauernde Verletztenmisere: „Wenn du über einen längeren Zeitraum sechs, sieben potenzielle Stammspieler ersetzen musst, dann macht das etwas aus. Wenn die Jungs, die dann zurückkommen, keinen Rhythmus haben, macht das etwas aus. Und wenn die, die viel gespielt haben, keine Pause bekommen können, macht das auch etwas aus.“ Hinzu kämen die dauerhaft schlechten Resultate - psychisch nicht leicht zu verkraften für die jungen Spieler. „Die Gründe“, resümierte Wagner, „sind vielfältig.“
Zu allem Überfluss gesellte sich gegen Leipzig vor 61.433 Zuschauern auch noch ein großer individueller Fehler nach 54 Sekunden hinzu. Wagner hatte seine Taktik geändert, wollte die Leipziger mit mutigem Pressing zu langen Bällen zwingen, mit Powerfußball die eigenen Fans mitnehmen. Und dann? Torwart Alexander Nübel sprang an einem harmlosen und nicht einmal platzierten Schuss von Leipzigs Kapitän Marcel Sabitzer vorbei - 0:1 nach nur einer Minute.
Kein Schalker machte Nübel einen Vorwurf
„Die Leipziger haben mir gesagt, dass ihnen das Tor richtig in die Karten gespielt hat“, erzählte Schalkes Teammanager Sascha Riether. Und das stimmt: Der Tabellenzweite, am Mittwoch souveräner 1:0-Sieger in der Champions League bei Tottenham Hotspur, stand fortan glänzend in der Deckung und konterte immer wieder. Klappte das in der ersten Hälfte noch nicht wie geplant, saßen die Angriffe aber nach der Pause. Timo Werner (61.), Marcel Halstenberg (68.), Angelino (80.) und Emil Forsberg (89.) schraubten das Ergebnis auf 5:0 - und es war auch in der Höhe verdient.
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Dem unglücklichen Torwart Nübel, der sich auch einige Pfiffe anhören musste, machte nach dem Abpfiff kein Spieler oder Verantwortlicher einen Vorwurf. „Selbst wenn wir das 0:1 nicht kriegen in der ersten Minute, wird es schwer, heute etwas Zählbares mitzunehmen - in der Form, in der wir waren“, sagte Sportvorstand Jochen Schneider und ergänzte: „Es ist jedem Spieler zugestanden, auch mal einen oder zwei Fehler zu machen. Alex hat uns schon so viele Punkte gerettet.“ Und Wagner sagte: „Ich mache keine Torhüter-Diskussion auf.“
Für Schalke geht es nun zu formstarken Kölnern
Am kommenden Samstag steht Nübel erneut im Tor, wenn die formschwachen Schalker beim formstarken 1. FC Köln (18.30 Uhr/Sky) antreten. „Da treffen zwei Welten aufeinander. Die einen fliegen ohne Ende, die anderen haben richtig einen gekriegt“, sagte Wagner. In der anstehenden Trainingswoche ändert er die Abläufe nicht. Der zweite Tag nach einem Spiel, diesmal der Montag, bleibt trainingsfrei. „Es ist nun wichtig, hart zu trainieren, gut zu trainieren. Das kriegst du nur hin, wenn die Gesunden gesund bleiben und die Verletzten zurückkommen“, sagte Wagner.
Und er hofft auf Verständnis von allen Fans. Weite Teile der Arena waren schon während des Spiels leer, der harte Kern in der Nordkurve aber feuerte bis zum Schluss an. „Unglaublich“, nannte das Rechtsverteidiger Jonjoe Kenny. Auch wenn es nur aufmunternde Rufe waren und es nicht um die Meisterschaft ging.