Fuente Alamo. Schalke-Boss Clemens Tönnies verfolgt das Trainingslager der Profis in Spanien persönlich. In einer Presserunde verrät er, warum er anwesend ist.
Schalkes Aufsichtsrats-Chef Clemens Tönnies besucht derzeit das Trainingslager der Königsblauen im spanischen Fuente Alamo. Am Montagmittag schilderte er im Gespräch mit Journalisten seine Eindrücke.
Herr Tönnies, gibt es einen speziellen Anlass für Ihren Besuch?
Clemens Tönnies: Ich bin bisher eigentlich immer kurz in den Trainingslagern vorbeigekommen und habe ein bisschen reingehört in die Stimmung. Heute habe ich ein richtig gutes Trainingsspiel gesehen. Ich sehe, dass hier alles intakt ist.
Gibt es auch Gespräche über Transfers? Laut Jochen Schneider hält Schalke zwar die Augen offen, hat aber derzeit nichts Konkretes geplant.
Tönnies: Wir setzen uns am Nachmittag mal zusammen. Da gibt es sicherlich das eine oder andere zu diskutieren - das machen wir aber intern.
Wäre denn überhaupt noch genug Geld da, um einen guten Spieler zu holen?
Tönnies: Wenn wir kein Geld haben, verpflichten wir keinen. Wir haben den Fokus auf die Rückrunde gelegt, da gibt es ein paar Ideen, und die wollen wir miteinander besprechen.
Sie müssen aber nicht erst noch einen Spieler abgeben?
Tönnies: Nein. Wir sind nicht in Zugzwang und arbeiten das sauber ab.
Gibt es für Nabil Bentaleb Interessenten?
Tönnies: Es gibt, soviel ich weiß, Gespräche auch mit Nabil selbst. Über den genauen Stand werde ich mich noch einmal informieren.
Was ist Ihre Meinung zum Wechsel von Alexander Nübel zu den Bayern?
Tönnies: Natürlich sind wir enttäuscht, dass er geht. Es ist aber alles versucht worden, um ihn zu halten. Jetzt konzentrieren wir uns auf die Rückrunde, es ist alles über Alex Nübel gesagt.
Jochen Schneider sagte schon: Verstehen muss Schalke die Entscheidung nicht. Das geht Ihnen wahrscheinlich ähnlich?
Tönnies: Das war auch meine Ausrichtung: Das kapiere ich jetzt überhaupt nicht, dass er geht und dass er zu Bayern geht - aber das ist seine Entscheidung. Die hätte ich nicht so mitgetragen, aber ich muss Sie natürlich akzeptieren.
Bei Leon Goretzkas Wechsel zu Bayern war vor zwei Jahren Ihre erste Reaktion: Der soll nie wieder das Schalker Trikot tragen.
Tönnies: Damals war ich auch noch viel emotionaler (lacht). Ich nehme das heute so hin. Ich glaube, er wird sich bei uns Mühe geben in den letzten sechs Monaten.
Manuel Neuer hat sich etwas süffisant über die Verpflichtung geäußert. Mussten Sie auch schmunzeln?
Tönnies: Ich habe einen sehr engen Kontakt zu Manuel und ich verstehe ihn, wenn er sagt: Ich bin der Stammkeeper und will das auch bleiben. Er ist topfit und in der Form seines Lebens.
Es würde Sie schon wundern, wenn Neuer bei Bayern auf der Bank sitzen würde?
Tönnies: Ich glaube, das würde uns alle wundern.
Schalke ist derzeit Fünfter, was erwarten Sie sportlich in der Rückrunde?
Tönnies: Ich glaube nicht, dass es gut wäre, jetzt zu sagen: Wir fordern Champions League oder Europa League. Die Jungs wissen, was sie wollen, und sie wissen auch, dass sie etwas erreichen können - das sieht man ganz deutlich. Deswegen sagen wir auch: Wir holen raus, was eben geht - ohne dass wir den Jungs den berühmten Sack Zement aufs Kreuz binden. Lass sie ordentlich spielen, dann werden wir auch etwas erreichen.
Die Hinrunde war besser als erwartet - auch für Sie?
Tönnies: Ich gehöre nie zu denjenigen, die gesagt haben: Ich habe es vorher gewusst. Natürlich sind wir alle positiv überrascht. Ich habe auch das Gefühl, dass kaum eine Mannschaft richtig gerne gegen uns spielt, und das wollten wir immer erreichen. Wir wollten genau diesen Fußball sehen, der jetzt gespielt wird - darüber freuen wir uns alle.