Fuente Alamo. Im Sommer verlässt Alexander Nübel Schalke Richtung München. Trainer Wagner vergibt das Kapitänsamt neu – lässt aber auch noch Fragen offen.

Besondere Emotionen hat David Wagner bei seinen Spielern nicht ausgelöst. „Weder Applaus noch Buh“ habe es gegeben, so berichtete der Schalke-Trainer, nachdem er seinen Spielern im Rahmen einer Teamsitzung mitgeteilt hatte, wer sie in der Rückrunde der Fußball-Bundesliga als Kapitän aufs Feld führen wird. Der Wechsel von Alexander Nübel zu Omar Mascarell im Amt des Schalke-Spielführers: Er wurde im Trainingslager im spanischen Fuente Alamo von der Mannschaft einfach zur Kenntnis genommen. „Jeder hat die Idee, die dahinter stand, verstanden“, sagte David Wagner und fügte an: „Das war mir wichtig.“

Schalke hat die Chance auf Europa

Schalkes Trainer hat das Wochenende unter der spanischen Sonne dazu genutzt, reinen Tisch zu machen. Sein Gedanke: Wenn der 23-jährige Nübel nicht mehr Kapitän ist, können die Nebengeräusche um dessen inzwischen feststehenden Sommer-Wechsel zu Bayern München ein wenig gedämpft werden. Wagner möchte „Ruhe“ herbeiführen, um die Mannschaft nicht von ihrem sportlichen Kurs abgleiten zu lassen. Der Trainer wittert die Chance, mit Schalke wieder ins internationale Geschäft einzuziehen, mit Platz fünf nach der Hinrunde habe man „eine wahnsinnig gute Ausgangsposition“. Nur um diese Chance würde es in der Rückrunde gehen, sagt der 48-Jährige beschwörend: „Wir wären doch alle mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn wir etwas anderes in den Fokus stellen würden.“

Wagners Zeichen: Europa-Chance ist wichtiger als Nübel – ein Dauer-Krach würde nur stören.

Vor diesem Hintergrund hofft Wagner nun auch, dass die Schalker Fans ihren persönlichen Unmut hinter dem sportlichen Ziel des Vereins zurückstellen und Nübel nicht auspfeifen: „Ich wünsche mir und ich appelliere auch ganz klar, dass diese Entscheidung zu akzeptieren ist – nachvollziehen können muss sie nicht jeder.“ Im Trainingslager gab es zumindest keine zu vernehmenden Proteste der rund 100 mitgereisten Anhänger – auch nicht, nachdem der FC Bayern am Samstagvormittag offiziell bekannt gab, dass Nübel in München einen ab Sommer gültigen Fünf-Jahres-Vertrag erhält.

Schalke: Nübel wollte sich nicht öffentlich äußern

Schalke hatte die Absetzung von Nübel als Kapitän knapp zwei Stunden später verkündet. Schon am Tag zuvor hatte Wagner aber bereits ein zehnminütiges Gespräch mit Nübel über das Thema geführt, in dessen Verlauf man sich „darauf verständigt“ habe, „dass er das Kapitänsamt abgibt“. Der Trainer wollte es nicht so darstellen, dass er dem Torwart die Binde abgenommen habe: „Wir sind zusammen zu dem Entschluss gekommen.“ Nübel wollte sich laut Schalke derzeit nicht öffentlich äußern.

Dass Omar Mascarell zum neuen Schalke-Kapitän ernannt wurde, lag auf der Hand: Der 26 Jahre alte Spanier hatte die Binde schon vor Weihnachten getragen, als Nübel wegen seiner Roten Karte aus dem Spiel gegen Frankfurt (1:0) gesperrt war -- er wird sie, so Wagner, nun bis zum Saisonende behalten, „wenn er gesund bleibt“.

Ob Nübel neben dem Amt des Kapitäns auch seinen Status als Torwart Nummer eins auf Schalke verliert, wollte Wagner indes noch nicht beurteilen: Diese Entscheidung werde erst vor dem dritten Spiel der Rückrunde am 31. Januar in Berlin getroffen – in den beiden Partien zuvor gegen Mönchengladbach und in München ist Nübel ohnehin noch gesperrt und sein Stellvertreter Markus Schubert (21) kann zeigen, ob er schon das Zeug zur Nummer eins besitzt. „Warum sollte ich mich jetzt festlegen?“, fragt der Trainer nachvollziehbar.

Schalke: Torwart Ralf Fährmann vor Rückkehr

Mit Ausnahme dieser Entscheidung hat Schalke nun jedoch größtmögliche Klarheit geschaffen. Dazu zählt auch, dass der derzeit an Norwich City ausgeliehene Ralf Fährmann im Sommer anstelle von Nübel wieder ins Schalker Torwart-Team zurückkehren soll – Stand jetzt, zumindest. Der Fokus liege laut Wagner nun voll auf dem sportlichen Ziel für die Rückrunde. Und da würde nun „Größeres“ anstehen, „als Alexander Nübel und sein Transfer“.