Gelsenkirchen. Schalke: Ahmed Kutucu ist jetzt seit einem Jahr bei den Profis. „Natürlich“ würde er gerne mehr spielen, aber er nimmt die Rolle als Joker an.

Manchmal kommen die Aussagen da, wo man sie nicht unbedingt erwartet. Ahmed Kutucu zum Beispiel ist auf dem Platz ein Draufgänger vor dem Herrn, für seine forsche Art wird er von den Schalker Fans geliebt. Viele andere würden in einer solchen Situation auch mal große Töne spucken – gerade mit 19 Jahren, wenn man sich der Wucht der Worte vielleicht noch nicht so sehr bewusst ist. Ahmed Kutucu ist nicht so. der Schalke-Profi sagt: „Die Spieler denken oft an sich, aber man muss auch an die Mannschaft denken.”

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Was Kutucu da zu sagen hat, steht im Kontext der Debatte, die viele Schalker Fans während der Hinrunde geführt haben: Ob so einer wie dieser junge Draufgänger nicht viel häufiger von Beginn an spielen müsste? Der Stürmer ist auf Schalke der Joker, kein anderer Spieler wurde so oft eingewechselt wie er (zehnmal in 15 Bundesligaspielen dieser Hinrunde, zweimal fehlte er verletzt). Dabei erzielte er zwei Tore und bereitete zwei weitere vor – mehr als Guido Burgstaller und Mark Uth zusammen vorzuweisen haben. Nur von Beginn an durfte Kutucu bei David Wagner noch nie spielen: Als er kurz vor Weihnachten beim Spiel in Wolfsburg (1:1) für die Startelf vorgesehen war, fehlte er wegen einer Fußprellung.

Schalke-Profi Ahmed Kutucu: Bescheiden und bodenständig

„Natürlich”, sagt Kutucu, „will man auch mehr spielen” – so viel Anspruch muss sein. Aber er sagt das eben nicht wie einer, der jetzt einen Stammplatz fordert. Sondern wie einer, der weiß, dass er sich gerade auf einem Zwischenschritt der Karriere befindet. Trainer David Wagner will derzeit vor allem nicht auf Kutucus beeindruckende Qualität verzichten, als Joker sofort ein Spiel beeinflussen zu können und dabei auch das Stadion mitzunehmen. Diese Aufgabe, versichert Kutucu, „nehme ich an und gebe 100 Prozent.” Und er fügt hinzu: „Ich mache auch nicht einen auf beleidigt oder lasse den Kopf hängen.”

Zu Beginn des Spiels stets auf der Bank: Ahmed Kutucu.
Zu Beginn des Spiels stets auf der Bank: Ahmed Kutucu. © firo Sportphoto | firo Sportphoto/ Jürgen Fromme

Diese Sichtweise hat vielleicht auch etwas mit Kutucus Herkunft zu tun: Im Gelsenkirchener Stadtteil Bismarck, wo er aufgewachsen ist, sei der Fußball im Jugendalter auch wichtig, „damit man draußen auf der Straße nicht auf dumme Ideen kommt”, hat er einmal gesagt. Der Fußball hat ihn ebenso sozialisiert wie sein Elternhaus: Bescheiden und bodenständig.

Ahmed Kutucu akzeptiert die Jokerrolle

Deswegen nimmt man es ihm auch ab, wenn er, wie eingangs erwähnt, sagt, dass man auch an die Mannschaft denken müsse und nicht nur an sich selbst. Auf seine Jokerrolle bezogen, erklärt Kutucu: „Es tut der Mannschaft gut, wenn ich in den letzten Minuten reinkomme und dann Gas gebe.” Diese Haltung würde er immer an den Tag legen, „wenn der Trainer mich einsetzt – egal ob es fünf Minuten, zehn Minuten oder 90 Minuten sind.” Er fügt an: „In den nächsten Jahren werden wir ja sehen, wie es weiterläuft.”

Tatsächlich gerät oft in Vergessenheit, dass Kutucu gerade seine erste komplette Saison im Senioren-Fußball spielt. Zwar ist er schon seit einem Jahr bei den Profis dabei, weil ihn Domenico Tedesco im vergangenen Winter vorzeitig von der U19 in den Bundesliga-Kader berief.

Immer noch der drittjüngste Spieler auf Schalke

Aber immer noch ist er der drittjüngste Spieler im Schalker Aufgebot: Nur Ozan Kabak und Levent Mercan sind noch einen Tick jünger. Dafür können sich 27 Pflichtspiel-Einsätze bei den Profis (5 Tore) sehen lassen. Sein Debüt feierte er im Dezember 2018 in der Champions League gegen Lok Moskau – in einem Jahr hat er einiges erlebt.

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Europapokal, Bundesliga-Abstiegskampf, Aufschwung: In der Rückrunde will er mit der Mannschaft jetzt anknüpfen an die gute erste Serie, die Schalke hingelegt hat – was dann noch drin ist, wird man sehen, sagt Kutucu: „Ich hoffe, dass wir da weitermachen, wo wir aufgehört haben und dann auch einen Champions-League-Platz oder einen Europa-League-Platz belegen. Es wäre natürlich ein Traum, wieder in der Champions League zu spielen.”

Und das mit Schalke 04 – mit seinem Verein, bei dem er als ein Junge aus der Stadt einen so besonderen Stellenwert genießt. Manchmal bekommt er im Stadion sogar „Gänsehaut”, wenn er die Unterstützung von den Rängen spürt. Für Kutucu steht fest: „So wie die Fans hinter uns stehen, hat man das bei keinem anderen Verein auf der Welt.”

Klingt nicht so, als wenn er kreuzunglücklich darüber wäre, dass Ahmed Kutucu im Moment „nur” der Joker auf Schalke ist. Und das wird sich im Übrigen auch noch ändern. Vielleicht schon in der Rückrunde...