Gelsenkirchen. Schalke 04 hat einen Heimsieg gegen Fortuna Düsseldorf trotz dreimaliger Führung verpasst. Jochen Schneider schützt nach dem 3:3 die Mannschaft.
Als Rouwen Hennings am Samstagabend in den Mannschaftsbus von Fortuna Düsseldorf stieg, hatte er einen Fußball im Gepäck. Es war ein Ball, der den spektakulärsten Tag in der Karriere des 32-jährigen Torjägers symbolisiert. Hennings erzielte beim verrückten 3:3 (0:1) im Bundesligaspiel beim FC Schalke 04 alle drei Tore für sein Team.
Und es gab keinen Düsseldorfer, der den Stürmer nicht hochleben ließ. Zuallererst natürlich Trainer Friedhelm Funkel: „Er hat im Moment eine traumwandlerische Sicherheit und tritt mit sehr viel Selbstvertrauen auf.“ Abwehrspieler André Hoffmann war wenig verwundert über Hennings‘ Dreierpack: „Im Training macht er auch jeden Ball rein. Er ist für mich ein Phänomen.“ Im Oktober noch hatte Hennings seinen Vertrag bei der Fortuna verlängert. „Das Preis-/Leistungs-Verhältnis stimmt“, sagte Sportvorstand Lutz Pfannenstiel und schmunzelte danach.
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Dass sich das Spiel zu einem solchen Fußball-Krimi entwickeln würde, hatte sich in den ersten 30 Minuten nicht abgezeichnet. Die plätscherten zwischen spielbestimmenden Schalkern und passiven Düsseldorfern vor sich hin. Doch danach entwickelte sich eine wilde Achterbahnfahrt für die 61.831 Zuschauer.
Amine Harit verpasst das 2:0 für Schalke
Der erste Höhepunkt gelang den Königsblauen: Nach einer Vorlage von Benito Raman traf Daniel Caligiuri mit einem Flachschuss zum 1:0 (33.) - verdient zu diesem Zeitpunkt, da die Düsseldorfer in der ersten Hälfte Fußball verhinderten und nicht spielten. Nach der Pause wurde die Fortuna zwar munterer, aber dennoch hatte Schalke die erste Chance: Amine Harit schoss den Ball in der 52. Minute an die Latte. Das 2:0 wäre wohl die Vorentscheidung gewesen.
Doch nun kehrte die Fortuna zurück. Im Anschluss an eine Ecke sprang Schalkes Weston McKennie der Ball gegen die ausgestreckte Hand - nach einer Video-Überprüfung pfiff Schiedsrichter Robert Hartmann Handelfmeter. Hennings verwandelte zum 1:1 (62.) - sein erster Streich, nicht sein letzter.
Zweimal noch ging Schalke in Führung - zunächst durch einen Kopfball von Ozan Kabak (2:1/67.), dann durch einen Schuss von Suat Serdar (3:2/79.). Doch zweimal glich die Fortuna aus. „Wir haben immer gut reagiert, wenn wir den Ausgleich bekommen haben. Düsseldorf hat gut reagiert, wenn sie zurücklagen“, resümierte Schalke-Trainer David Wagner.
Denn die Fortuna hatte Hennings. In der 73. Minute erzielte er nach einer Vorlage von Erik Thommy das 2:2, fünf Minuten vor Schluss gelang ihm nach einem Doppelpass mit Kaan Ayhan das schönste Tor des Tages zum 3:3 - sein neunter Saisontreffer. „Wenn man auf Schalke dreimal zurückliegt und zurückkommt, dann spricht das für Mentalität“, sagte Funkel.
Schalke-Torwart Nübel: "Das tut sehr weh"
Etwas enttäuscht reagierten aber die Schalke auf dieses unerwartete Unentschieden. Überraschend waren die Königsblauen an den ersten zehn Spieltagen in die Spitzengruppe vorgedrungen - und auf ihrem Weg nach oben wurden sie nun von einem Abstiegskandidaten gestoppt. „Vor allem zu Hause tut das sehr weh“, sagte Torwart Alexander Nübel. Das Problem in der Offensive hat Schalke behoben, nun patzt aber die Abwehr: In den vergangenen drei Pflichtspielen gab es sieben Gegentore.
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Richtig verärgert über Kritik nach einem unnötig verspielten Sieg war Sportvorstand Jochen Schneider: „Das ist mir einen Tick zu negativ. Fortuna Düsseldorf hat das exzellent gemacht. Wir wissen doch, wo wir vor sechs Monaten standen. Wo nehmen wir die Arroganz her zu sagen, wir schießen die aus dem Stadion?“ Und Schneider lobte natürlich auch Rouwen Hennings: „Die haben außerdem einen Stürmer, der einen Riesenlauf hat.“
Dieser Hennings zelebrierte den Abend ganz besonders. Eins konnte er aber nicht beantworten, als er die Arena verließ. „Wo ich den Ball zu Hause hinlege, weiß ich noch nicht“, sagte er und fügte hinzu: „Aber ich habe noch ein paar Tage Zeit, um zu überlegen.“ Denn jetzt ist erst einmal Länderspielpause. Und der Torjäger kann seinen Coup zwei Wochen lang genießen.