Gelsenkirchen. Engagiert, aggressiv, offensivstark: Die Königsblauen überzeugen gegen den Revier-Rivalen. Doch sie vergeben beste Chancen. Vor allem Matondo.

Sagen wollte Rabbi Matondo nach dem Revierderby nichts. Schweigend ging er durch die Interviewzone in der Arena und dachte wohl immer noch daran, dass er zu Beginn seiner Karriere einen Titel fürs Leben hätte gewinnen können: „Derby-Held“. Doch der 19-Jährige hatte viele Chancen vergeben, und so blieb es beim 0:0 zwischen dem FC Schalke 04 und Borussia Dortmund.

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Es war ein 0:0, das den erstaunlichen Wandel der Schalker verdeutlichte: Gab es noch vor fünf Monaten so viele Probleme, dass sie neben die 1000-Freunde-Mauer an der Arena auch eine 1000-Probleme-Mauer hätten stellen können, gibt es momentan nur noch eine Schwierigkeit: Schalke trifft nicht mehr.

Wagner: Das war richtig gut

Dabei läuft so vieles richtig in dieser Saison. Die Strategie des neuen Trainers David Wagner passt, ein solch offensives Pressing gab es zum Beispiel seit vielen Jahren nicht auf Schalke. Nur zwei Bundesliga-Teams mussten bisher weniger Gegentore hinnehmen. „Intensiv, aggressiv, viel Energie: Das war richtig gut. Wir sind super einverstanden mit unserer Leistung“, lobte Wagner deshalb nach dem Spiel zurecht. Aber was bringt das alles, wenn der Ball die Torlinie nicht überschreitet? Wie schon beim 0:2 in Hoffenheim eine Woche zuvor schoss Schalke wieder kein Tor.

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Und keiner steht eben so beispielhaft für dieses Derby wie Rabbi Matondo. In der Winterpause der vergangenen Saison war er für 10 Millionen Euro von Manchester City gekommen. Die Erwartungen erfüllen konnte er in der verkorksten Rückrunde nie. Doch seitdem Wagner Schalke trainiert, geht es aufwärts: für die Mannschaft, und auch für einzelne Spieler wie Matondo.

Im Pokal gegen Bielefeld

Der Trainer geriet ins Schwärmen, als er über den 19 Jahre alten Waliser sprach: „Er arbeitet super viel, ist sehr laufstark, hat richtig Tempo und ist technisch gut genug, um einen sauberen ersten Ballkontakt hinzubekommen.“ Stimmt auch alles. Aber was er auch versuchte im Abschluss: Es klappte nichts. „Er muss sich noch entwickeln – wie wir alle“, sagte Wagner. Zweimal scheiterte Matondo freistehend an BVB-Torwart Marwin Hitz (3./53.) – Schiedsrichter Felix Brych entschied zwar auf Abseits, hätte diese Entscheidungen aber überprüfen und korrigieren müssen, hätte Matondo getroffen.

Das klappte aber nicht, auch nicht bei der dritten Großchance. Da schoss er drüber (69.). Vorwürfe von den Teamkollegen gab es dafür nicht. Daniel Caligiuri munterte den jungen Kollegen jedenfalls auf: „Dann haut er eben den nächsten rein. Rabbi hat ein bisschen zu viel überlegt vor dem Tor.“ Und nicht nur Matondo hatte vor dem Tor Nerven gezeigt. Salif Sané traf die Latte (28.), Suat Serdar den Pfosten (31.). Deshalb sagte Serdar: „Wir müssen es abhaken. Salif und ich waren doch auch nah dran.“

Uth und Burgstaller noch ohne Treffer

Ein Saisontor hat Matondo immerhin erzielt – beim 3:1-Auswärtsspiel in Leipzig war er bei einem Konter kaltschnäuziger geblieben als im Derby. Seine Sturm-Kollegen Guido Burgstaller und Mark Uth warten noch auf den ersten Treffer. Keine Rolle unter Wagner spielen Zugang Benito Raman und Steven Skrzybski. Raman saß in den vergangenen vier Spielen auf der Bank. Skrzybski kommt momentan sogar nur noch in der U23 zum Einsatz. Beim 5:1 im Regionalliga-Derby gegen die U23 des BVB traf Skrzybski. Immerhin ein Stürmertor eines Schalke-Profis an diesem Wochenende. Doch so lange der Trend stimmt, bleibt die Laune gut. Zum Beispiel bei Kapitän Alexander Nübel: „Irgendwann kommt das Glück zurück. Es macht Spaß, und wir freuen uns auf das nächste Spiel.“

Am Dienstag im Pokal in Bielefeld

Das folgt bereits am Dienstag. Da müssen die Schalker ihre Tor-Flaute beenden, wenn sie ins Achtelfinale des DFB-Pokals einziehen wollen. Sie treten in der zweiten Runde beim starken Zweitligisten Arminia Bielefeld an (20.45 Uhr/Sky). Dass das kraftraubende Derby ein physischer Nachteil sein wird, glaubt Serdar nicht: „Wir haben uns lange genug ausgeruht. Es ist unsere erste richtige Englische Woche. Da wollen wir voll powern.“

Auch Rabbi Matondo ist in Bielefeld wieder gefragt. Und möglicherweise redet er dann auch wieder.