Gelsenkirchen. Serdar kann spielen, McKennie nicht, und von Burgstaller werden Tore verlangt. Jetzt will Schalkes Trainer Wagner nur noch, „dass es losgeht“.
Es gab einmal ein Derby, das David Wagner so aufgewühlt hat, dass er dafür bezahlen musste. Huddersfield gegen Leeds United in England – „da wurde ich auf die Tribüne geschickt, weil ich mit dem gegnerischen Trainer aneinander gerasselt bin.” David Wagner kann vor so einem Derby für nichts garantieren, nur eines kann er versprechen: „Das”, was ihm damals in England passiert ist, „wird mir mit Lucien garantiert nicht passieren.” Weil Dortmunds Coach Lucien Favre nicht so ein Heißsporn ist wie der Kollege aus Leeds.
Derbysieger seit April
Aber Wagner spürt das Feuer vor dem großen Duell an diesem Samstag (15.30 Uhr/ Sky) zwischen Schalke 04 und Borussia Dortmund in der restlos ausverkauften Arena. „Extremst” nennt Schalkes Trainer seine Vorfreude auf sein erstes Derby als Bundesligatrainer. Am Freitagmittag konnte er es kaum noch erwarten, gut 26 Stunden vor dem Anpfiff sagte Wagner bereits: „Wir wollen, dass es losgeht, fertig.” Schalke, seit dem 4:2-Sieg im April dieses Jahres amtierender Derbysieger, will seinen Titel verteidigen.
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Auch die Mannschaft ist seit Tagen aufgeladen, Benjamin Stambouli hatte bereits während der Woche „1904 Prozent Killer-Instinkt” versprochen, um den Erzrivalen in die Knie zu zwingen. Doch je näher der Anpfiff rückt, desto mehr mehr kommt es auch darauf an, mit viel Verstand an die Sache heranzugehen. „Emotionalität ist top”, sagt Wagner, „der Fokus sollte aber auf den Inhalten liegen, auf den beiden Szenarien, wenn wir den Ball haben und wenn der Gegner den Ball hat.”
Der Matchplan und der Serdar-Faktor
Wagners Matchplan dazu steht, er wurde in dieser Woche beim Geheimtraining am Mittwoch und am Donnerstag einstudiert. Die nach außen wichtigste Botschaft: Die Adduktorenbeschwerden bei Suat Serdar sind soweit abgeklungen, dass der Mittelfeldspieler spielen kann. Im April war Serdar für Dortmund nicht zu packen – seine tiefen Läufe durchs Mittelfeld hatten zwei Rote Karten für die Borussen Marius Wolf und Marco Reus zur Folge. Für Weston McKennie hingegen, den zweiten angeschlagenen Schalker Spieler, reicht es nicht: Er verpasste wegen seiner Wadenprobleme das Abschlusstraining am Nachmittag.
Schalke fühlt sich trotz der jüngsten Niederlage in Hoffenheim, durch die die Tabellenführung vor dem Derby verpasst wurde, in einer starken Position. Während in Dortmund über den Trainer und die wenig mitreißende Spielweise der Mannschaft diskutiert wird, liegt Schalke über den Erwartungen und zieht daraus den Glauben, dass der eigene Matchplan aufgehen kann. Wagner weiß: „In Dortmund ist es auch angekommen, dass es jetzt nicht das Prickelndste ist, gegen uns zu spielen.”
Richtig gut ausgesehen hat gegen Schalke in dieser Saison noch keine Mannschaft, selbst die Bayern bei ihrem Sieg in der Arena nicht, weil Schalke da mindestens einen Elfmeter hätte bekommen müssen. Woran es in den letzten beiden Spielen mangelte, war die Torgefahr, und das hat Wagner vor dem Derby deutlicher als in den vergangenen Wochen angesprochen: „Fakt ist, wir brauchen Stürmertore in dieser Saison, und es ist mir völlig egal, wer dieser Mr. X ist.“ Schalkes Trainer erhöht damit den Druck auf Guido Burgstaller, der in den ersten acht Bundesligaspielen noch nicht getroffen hat.
Harit und Serdar die besten Schützen
Die beiden einzigen Schalker Stürmertore gingen auf das Konto von Ahmed Kutucu und Rabbi Matondo. „In Ordnung“ nennt Wagner das, was seine Angreifer in dieser Saison insgesamt bisher zustande gebracht haben, „nicht herausragend, aber das wissen die Jungs auch selbst“. Weil vor allem Burgstaller enorm für die Mannschaft ackert, hatte er den 30-Jährigen bisher stets vehement verteidigt, aber es sei wichtig, die mangelnde Torgefahr im Angriff auch „ehrlich“ anzusprechen: „Wir müssen da zulegen.“ Ein klarer Derby-Auftrag an Guido Burgstaller, wobei Wagner gewiss auch nichts dagegen einzuwenden hätte, wenn Amine Harit und Suat Serdar Schalke zum Derbysieg schießen würden. Beide sind bislang Schalkes gefährlichste Schützen: Harit erzielte vier Tore, Serdar bislang drei.
Auf wen Wagner setzt, wird sich erst am Samstag wirklich zeigen: Dass Kutucu jetzt schon den Vorzug vor Burgstaller erhält, ist nicht zu erwarten, auf der linken Offensivseite bewerben sich mit Schöpf, Matondo und Raman gleich drei Spieler für einen freien Platz. Beim Training am Freitag waren alle dabei, seinen Matchplan deckte der S04-Trainer dabei jedoch nicht auf. „Das Abschlusstraining ist nett“, hatte Wagner schon zuvor gesagt, „aber eigentlich könnten wir auch loslegen.”