Gelsenkirchen. Viele Experten kümmern sich um die Fußballprofis des FC Schalke 04. Das war nicht immer so – und erklärt deshalb den Leistungssprung.

Vor ein paar Tagen stand Massimo Mariotti zwischen dem Schalker Geschäftsstellen-Gebäude und dem neuen Trainingsplatz. Der 57-Jährige diskutierte angeregt mit einem Mann und einer Frau, die auf spanisch nach dem Weg zum königsblauen Fanshop fragten. Mariotti hilft gerne. In diesem Fall tat er das für die Eltern des neuen Spielers Juan Miranda, der von Schalke für zwei Jahre vom FC Barcelona ausgeliehen wurde. Die Eltern des 19-Jährigen wollten ihrem Sohn nicht nur für einige Tage bei der Eingewöhnung helfen, sondern danach auch ein Andenken mit nach Hause nehmen.

Mariotti nimmt eine ganz wichtige Rolle ein

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Der Schweizer Mariotti nimmt als sprachversierter Leiter für Integration und Betreuung auf Schalke eine wichtige Rolle ein. Wenn die Frau eines ausländischen Schalke-Profis einen Augenarzt-Termin hat, geht Mariotti mit. Benötigt ein Kind einen Kindergartenplatz, fällt auch diese organisatorische Aufgabe in Mariottis Aufgabengebiet. „Das hilft den Spielern ungemein“, sagt Linksverteidiger Bastian Oczipka, „es gibt halt viele Sachen, die außerhalb des Fußballplatzes anfallen. Und dann ist es schön, wenn man Unterstützung bekommt.“

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Am Sonntag (18 Uhr, Sky) spielt Schalke 04 bei der TSG Hoffenheim – und reist als Team aus der Spitzengruppe der Bundesliga an. Schalkes Rückkehr in diese Tabellenregion liegt auch darin begründet, dass das „Team hinter dem Team“ erheblich aufgestockt wurde – die Notwendigkeit hatte Sportvorstand Jochen Schneider gleich nach seinem Amtsantritt im März erkannt. „Wenn man nicht das Riesenbudget für Neuzugänge hat, dann muss man eben an anderen Stellschrauben drehen. Und genau das haben wir im vergangenen Sommer getan“, streicht Sascha Riether, von Schneider zum Profi-Koordinator ernannt, heraus.

Riether kennt die Probleme der Profis bestens

Der 36-Jährige ist ein wichtiger Teil des großen Ganzen. Riether war im letzten Jahr, als Schalke der Zweiten Liga entgegentaumelte, Ergänzungsspieler und kennt aus langer Profi-Erfahrung die Problemzonen, die sich zwischen Kabine, Trainingsplatz und Privatbereich anhäufen können – und dann lähmende Wirkung haben. Schalke wirkt jetzt energisch dagegen, um seinem spielenden Personal die bestmögliche Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Riether sagt: „Es ist hilfreich, wenn man sich ganz auf seine Arbeit fokussieren kann. Dass die Spieler sich wohlfühlen, ist ein ganz wichtiger Faktor. Wir alle sind froh, dass die eingeleiteten Neuerungen Früchte tragen.“

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Neben Cheftrainer David Wagner, dessen Assistenten Christoph Bühler, Frank Fröhling, Matthias Kreutzer sowie Torwarttrainer Simon Henzler, die alle zusammen das Tagesgeschäft leiten, sind die Athletiktrainer Bob Schoos und Klaus Luisser für die Fitness der Spieler verantwortlich. Dennis Schmitz, Tim Hielscher und Tom Roussis kümmern sich unter Anleitung vom Leiter Physiotherapie Thomas Kühn mit ihren heilenden Händen um die müden Muskeln der Schalker Fußballer.

Lense ist der Mann für Innovationen

Neu hinzugekommen ist Sportpsychologe Sascha Lense. „Sascha bringt viele Innovationen rein, er hat eine sehr gute Beobachtungsgabe und hat immer die Mannschaft im Blick“, lobt Sascha Riether. „Wenn sich ein Spieler mit Problemen an ihn wendet, dann geschieht das selbstverständlich auf vertraulicher Basis. Das Gespräch bleibt zwischen dem Spieler und ihm.“

Erfolgreiche Bemühungen um Amine Harit

Dass aus dem wankelmütigen „enfant terrible“ Amine Harit binnen weniger Monate ein Freude ausstrahlender Leistungsträger geworden ist, hat auch mit der gestiegenen Wertschätzung zu tun, die der Marokkaner jetzt im Verein erhält. Massimo Mariotti schaut regelmäßig nach Familie Harit, kümmert sich unter anderem um Arztbesuche von Frau und Kind. Harit hat so die Gewissheit, dass alles geregelt wird. Der ehemalige Dortmunder Mariotti ist gerade für die ausländischen Spieler auf Schalke wichtiger Ansprechpartner. „Massimo ist im Hintergrund ständig im Einsatz. Er ist wahnsinnig wichtig für uns“, stellt Riether fest und ergänzt: „Die Sportliche Leitung hat im Vorfeld überlegt, wo man überall die Hebel ansetzen kann. So wurde die Stelle des Integrationsbeauftragten geschaffen. Ich finde, dass wir damit auf einem vielversprechenden Weg sind.“

Auch ein Ernährungsberater hilft mit

Neben Mariotti und Lense ist auch der Ernährungsberater neu. Uwe von Renteln (50) kam aus Leipzig zu den Königsblauen. Sein Aufgabengebiet besteht unter anderem darin, individuelle Ernährungspläne für die Fußballer zu konzipieren. Sascha Riether: „Wir waren bereits auf einem hohen Level, überprüfen aber weiterhin: Was können wir beim Frühstück, beim Mittagessen verbessern? Worauf kommt es beim Essen nach einem Spiel an?“ Anstatt wie in der Vorsaison öfter mal mit lauwarmen Wraps in den Bus zu steigen, essen die Schalker nach Auswärtsspielen direkt vor Ort, lassen sich Gerichte in die Kabine liefern. Riether: „Es geht darum, den Speicher sinnvoll aufzufüllen. Auch das ist ein kleines Rädchen im großen Ganzen.“ Man sieht: Schalke arbeitet daran, dass die Rädchen perfekt ineinander greifen.