Gelsenkirchen. Schalkes Spieler haben verstanden, was Trainer David Wagner von ihnen erwartet. Am Samstag peilen sie gegen Köln den fünften Sieg in Serie an.
Der Ordner, der seinen Platz vor dem Haupteingang der Schalker Arena hat, ist ein kluger Mann, der schon lange dabei ist. Auch gegen das ständige Auf und Ab im Schalker Vereinsleben hat er eine Strategie entwickelt, die ihn nahezu immun gegen überbordende Gefühlsschwankungen macht: „Ich freue mich, wenn die Schalker gewinnen, ärgere mich aber nicht, wenn sie verlieren“ – so einfach geht das.
Seit einigen Wochen nun ist bei dem klugen Mann die Freude wieder groß: Schalke 04 hat vier Bundesligaspiele in Serie gewonnen, so dass Trainer David Wagner am Tag vor dem Heimspiel an diesem Samstag (18.30 Uhr/Sky) gegen den 1. FC Köln bereits wieder gefragt wird, was er denn tun könne, damit seine Spieler den Tabellenvorletzten aus der Domstadt nun nicht gleich wieder unterschätzen. Des Trainers Antwort ist verblüffend einfach, sie greift auf die missratene Vergangenheit zurück. „Wir haben einen riesengroßen Vorteil“, sagt Wagner und erklärt: „Die Jungs haben in der letzten Saison eine Erfahrung gemacht, die sie sehr, sehr erdet. Da kann keiner abheben.“
Einsatz von Schalke-Torwart Nübel ist nicht sicher
Wagner hat Vertrauen in die Kraft seiner Spieler, und das betrifft jeden einzelnen – auch den Ersatztorwart. Denn vor dem Spiel gegen den 1. FC Köln gerät auf einmal auch Markus Schubert mit in den Fokus, weil Stammtorwart Alexander Nübel an einer Adduktorenverletzung laboriert und sein Einsatz keineswegs sicher ist. Sollte Nübel (23) passen müssen, würde der vor der Saison von Dynamo Dresden gekommene Schubert (21) sein erstes Bundesligaspiel bestreiten, aber das wäre für Wagner nicht weiter schlimm: „Dann wird er sich genauso eingliedern und alles raushauen, damit wir auch dieses Spiel erfolgreich gestalten werden.“
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Diese Art, mit der Wagner die Dinge angeht, funktioniert im Moment erstaunlich gut – schließlich hatte kaum jemand mit einem solchen Schalker Höhenflug gerechnet, der sich nach sechs Spieltagen anbahnt. Auch der Trainer musste dicke Bretter bohren, um die Spieler dahin zu bringen, wo sie nun sind. Bei seinem Amtsantritt im Sommer spürte David Wagner noch eine tiefe Verunsicherung nicht nur innerhalb der Mannschaft, sondern im gesamten Verein, für die er heute eine Erklärung gefunden hat: Die große personelle Fluktuation auf allen Ebenen, von der Schalke in den vergangenen Jahren befallen worden war, habe zu dieser Verunsicherung geführt.
Jeder Vorgesetzte habe im Laufe der Jahre andere Ideen eingebracht, und das, so Wagner, „führt dann dazu, dass jeder Mitarbeiter erst einmal ausloten muss: Was will der Alte denn von mir?“ Inzwischen sei dieser Prozess vorangekommen, und alle, auch die Spieler, hätten festgestellt: „Die sind ja nicht komplette Trottel.“ Was sich an den Ergebnissen und der Tabelle ablesen lässt.
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Auch die angestoßenen Neuerungen hätten die Spieler angenommen. Wagner: „Das sind alles Hochleistungssportler, und wenn du einem Hochleistungssportler etwas gibst, das ihn besser macht, dann macht er das auch, selbst wenn er es total dämlich findet.“ Dies betrifft etwa das Training im Kraftraum vor dem eigentlichen Fußball-Training auf dem Platz – inzwischen ist Schalkes Mannschaft fitter denn je und läuft viel mehr als in der vergangenen Saison.
Schalke hat aus der missratenen Vergangenheit gelernt
So hat Schalke aus der missratenen Vergangenheit einiges gelernt und sich etwas erarbeitet, das die Mannschaft nicht so leicht wieder aufs Spiel setzen möchte – glaubt jedenfalls David Wagner: „Die Jungs sind hungrig und gierig, das fortzuführen.“ Deswegen schließt er es auch aus, dass seine Mannschaft den 1. FC Köln an diesem Samstag in der Arena unterschätzt, auch wenn der als Tabellenvorletzter anreist und Schalke aufgrund der jüngsten vier Siege klarer Favorit ist.
Wie Schalke damit umgeht? Laut Wagner gar nicht, denn er hat mit Schalke eine Spielweise entwickelt, die möglichst unabhängig vom Gegner sein soll: „Wer Favorit ist, hat für uns bisher keine Rolle gespielt. Deswegen wären wir ja schön dämlich, wenn wir das verändern würden.“