Gelsenkirchen. Bjarne Goldbaek (50) hat für Schalke und Köln in der Bundesliga gespielt. Im Duell seiner Ex-Klubs sieht er Königsblau am Samstag im Vorteil.

Wenn Bjarne Goldbaek über Fußball spricht, dann kommt er ins Rollen. Erst recht, wenn es um seinen früheren Arbeitgeber geht, den FC Schalke 04: „Man kann jetzt schon sagen: Es hat sich brutal ausgezahlt, den David Wagner als neuen Cheftrainer zu verpflichten“, schwärmt der sympathische Däne, der von 1987 bis 1989 das königsblaue Trikot trug. „Schalke spielte zuletzt mit sehr viel Herz, sehr viel Zweikampf-Engagement und mit einem unbedingten Willen. Vor allem: Die Mannschaft ergreift endlich die Initiative, spielt nicht mehr so passiv und verhalten wie noch unter Domenico Tedesco.“ Weshalb für Goldbaek vor dem Heimspiel gegen Aufsteiger Köln am Samstag (18.30 Uhr/Sky) eines außer Frage steht: „Schalke ist ganz klarer Favorit!“

In Leipzig von Schalke überrascht

Es mag fast ein wenig verwundern, wie gut Goldbaek noch immer im Bilde ist, wenn es um die Knappen geht. Schließlich liegt seine Profi-Zeit in Gelsenkirchen gute 30 Jahre zurück. Zudem lebt der einstige Mittelfeldmann heute eher zurückgezogen in der Schweiz. Doch der 50-Jährige ist nach wie vor mittendrin im bunten Fußball-Business: Zum einen arbeitet Goldbaek seit 14 Jahren erfolgreich als Spieler- und Trainerberater. Zum andern begleitet er die Bundesliga regelmäßig im Fernsehen – als Co-Kommentator im Rahmen der englischsprachigen Übertragungen für die DFL-Auslandsvermarktung. Goldbaeks Qualifikation: Er kennt den deutschen Fußball bestens aus seiner Zeit auf Schalke, in Kaiserslautern (1989 bis 1993), bei Tennis Borussia Berlin (1993 bis 1994) und in Köln (1994 bis 1996). Zudem spricht er spätestens seit seinen Tagen in Fulham (2001 bis 2003) und Chelsea (2003 bis 2005) allerfeinstes Englisch.

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Seinen jüngsten TV-Einsatz feierte Bjarne Goldbaek am vergangenen Samstag beim Topspiel zwischen Rasenballsport Leipzig und dem FC Schalke 04 (1:3). Und obwohl der weitgereiste Experte wie immer top vorbereitet hinterm Mikro Platz nahm, wurde er überrascht von der Wucht des Wagner-Teams: „Vor dem Spiel dachte ich, für Schalke geht es in Leipzig eher darum, ein bisschen das Tempo aus dem Spiel zu nehmen, damit sie von RB nicht überrollt werden. Aber das genaue Gegenteil war der Fall: Die Mannschaft hat mutig und mit sehr viel Überzeugung nach vorne gepresst und die Leipziger quasi mit deren eigenen Waffen geschlagen. Da war für mich erkennbar: Schalke hat einen glasklaren Plan.“

Viel mehr Schalker als Kölner

Vor dem Gastspiel beim sächsischen Retortenklub hatte Goldbaek die Königsblauen „vielleicht“ als Europa-League-Kandidat auf dem Zettel. Nun sagt er: „In dieser Saison könnte noch so einiges drin sein für die Mannschaft, wenn sie so entschlossen weiterspielt! Zumal im gesamten Verein gerade eine angenehme Ruhe herrscht. Wie es aussieht, war es wohl richtig, sich sportlich komplett neu aufzustellen.“ Und beim kommenden Gegner Köln? „Der FC hat die 2. Liga in der vergangenen Spielzeit regelrecht auseinandergenommen“, sagt Goldbaek anerkennend, „aber die 1. Bundesliga ist im Vergleich dazu schon ein Sprung. Ich bin zwar sicher, dass die Kölner am Ende mindestens drei Mannschaften hinter sich lassen werden, aber auf Schalke könnte es schwierig werden für den FC.“

Auch in seiner persönlichen Sympathie-Tabelle reiht Goldbaek den Revierklub noch vor den Rheinländern ein: „Insgesamt freut es mich natürlich, dass sowohl Schalke als auch Köln derzeit wieder relativ gut dastehen. Dennoch steht S04 mir persönlich etwas näher als der FC“, gesteht der einstige Blondschopf, der sein Haar heute raspelkurz trägt: „Schalke war bekanntlich mein allererster Klub in Deutschland. Außerdem habe ich nach meiner Karriere noch lange in Gladbeck gewohnt und in dieser Zeit auch sehr, sehr oft für die Schalker Traditions-Elf gekickt.“

Heute sind derartige Auftritte aufgrund der räumlichen Distanz ziemlich rar gesät. Doch als die königsblauen Oldies im vergangenen Jahr ein Turnier in der Schweiz bestritten, war Bjarne Goldbaek selbstverständlich mit an Bord: „Ich stehe immer noch in Kontakt mit Olaf Thon und Martin Max, die ja vieles rund um das Traditionsteam organisieren“, erzählt der gebürtige Kopenhagener. „Es ist jedes Mal ein Riesenspaß, mit all den Jungs zusammenzutreffen. Die alten Geschichten, die wir uns bei diesen Gelegenheiten erzählen, sind zwar immer dieselben, aber sie werden von Jahr zu Jahr besser.“

Schalke war seine erste Station in Deutschland: Der Däne Bjarne Goldbaek (links) als technisch starker Mittelfeldspieler. Hier eine Szene aus dem Jahr 1989 gegen Stephan Engels (damals Fortuna Köln).
Schalke war seine erste Station in Deutschland: Der Däne Bjarne Goldbaek (links) als technisch starker Mittelfeldspieler. Hier eine Szene aus dem Jahr 1989 gegen Stephan Engels (damals Fortuna Köln). © imago sportfotodienst | imago sportfotodienst

Bleibt eigentlich nur noch eine Frage zu klären: Wird Bjarne Goldbaek auch Schalkes Heimspiel gegen die „Geißböcke“ live kommentieren? „Nein“, verrät er. „Diesmal werde ich mir das Spiel selbst ganz gemütlich im Fernsehen anschauen. Ich habe nämlich am Sonntag Geburtstag, und deshalb habe ich mir für dieses Wochenende frei genommen.“ Doch zumindest einen Ergebnis-Tipp hat der einstige Schalker und Ex-Kölner noch parat: „Schalke gewinnt deutlich, mit 3:0. Oder nein – die Kölner sind vorne immer für einen Treffer gut, deshalb sage ich: Es geht 3:1 aus.“ Damit könnten wohl alle Blau-Weißen bestens leben.