Gelsenkirchen. Beim Spiel in Leipzig treffen zwei Trainer aufeinander, die sich schätzen, aber noch gar nicht kennen. Wagner will die Schalke-DNA durchbringen.

Es kommt nicht oft vor, dass zwei Trainer, deren Mannschaften sich in wenigen Stunden bis aufs Äußerste beharken werden, sich so gegenübertreten – noch dazu, wenn sie sich gar nicht kennen. „Wir haben uns noch nie getroffen, wir haben uns noch nie unterhalten“, offenbart Schalkes Trainer David Wagner, als er von der WAZ darauf angesprochen wird, dass sein Leipziger Kollege Julian Nagelsmann ihn mit Komplimenten für sein Wirken auf Schalke überhäuft hatte.

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An diesem Samstag (15.30 Uhr) werden sich Wagner und Nagelsmann anlässlich des Bundesliga-Topspiels zwischen Tabellenführer RB Leipzig und Schalke 04 das erste Mal über den Weg laufen. Wenn man das, was die beiden Fußball-Lehrer vorher übereinander gesagt haben, zum Maßstab nimmt, dürfte es ein Duell auf hohem Niveau werden.

Wagner lobt Nagelsmann: „Einzigartig“

„Einzigartig“ nennt Wagner (47) die Karriere, die Nagelsmann (32) hingelegt hat, „verrückt aufgrund des Alters“. Wagner hat ebenso wie Nagelsmann einst als Jugendtrainer in Hoffenheim gearbeitet – allerdings zu verschiedenen Zeiten. Dass Nagelsmann mit 28 Jahren in Hoffenheim Bundesliga-Trainer wurde, den Dorfklub in die Champions League führte und mit RB Leipzig jetzt an die Tabellenspitze der Bundesliga gestürmt ist, nötigt Wagner ganz großen Respekt ab: „Ich glaube, das hatten wir noch nicht und dementsprechend ist es etwas ganz Bemerkenswertes.“ Nagelsmann hatte sich am Vortag ähnlich begeistert über Wagners Arbeit geäußert und vor allem das Comeback von Amine Harit als „ein herausragendes Indiz für die Klasse des Trainers David Wagner“ gewertet.

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Was die beiden Trainer, respektive ihre Mannschaften, an diesem Samstag davon auf den Platz bringen, wird man sehen. Wagner kündigt an, dass er auch gegen die bärenstarken Leipziger die eigene Schalker DNA vom Wagner-Fußball durchbringen möchte: „Das war auch in Gladbach oder zu Hause gegen Bayern nicht anders, dass wir schon versuchen wollen, unser Spiel auf den Platz zu kriegen.“ Vor einem Jahr hatte Schalke beim Spiel in Leipzig unter Domenico Tedesco alle Vorsätze von halbwegs ansehnlichem Fußball über Bord geworfen und sich ein trauriges 0:0 ermauert. Damals herrschte die nackte Angst vor, dass Tempo-Fußballer wie Timo Werner oder Yussuf Poulsen Schalke sonst auseinandernehmen würden.

Mit Raman alle Mann an Bord

Natürlich hat auch Wagner die beiden Leipziger Top-Stürmer auf seiner Rechnung – aber nicht nur die. Dass es Schalkes Defensivspielern grundsätzlich an Tempo für solche rasanten Gegenspieler mangeln würde, glaubt der Trainer nicht. Schalke habe in dieser Saison auch schon gegen Berlins Spurt-Stürmer Lukebakio oder gegen die auf ein dynamisches Umschaltspiel spezialisierten Paderborner gut verteidigt. Wagner entschlossen: „Ich traue das unserer Truppe 100-prozentig zu, dass wir da eine gute Leistung abliefern und dass wir da so auftreten, dass es nicht unbedingt Spaß macht, gegen uns zu spielen. Was wir dann für ein Resultat erzielen werden? Keine Ahnung, ich weiß es nicht.“

Wagner wirkt selbst gespannt darauf, wie sich seine Mannschaft gegen einen solchen Gegner schlagen wird: Besteht Schalke diese Prüfung gegen ein Spitzenteam auch nur durch eine gute Leistung, wäre das eine weitere Bestätigung für den guten Kurs in dieser Saison. Aus personeller Hinsicht spricht nichts dagegen: Wagner hat alle, wirklich alle Mann an Bord, nachdem auch Benito Raman wieder ins Training eingestiegen ist, auch wenn er noch nicht für die Startelf in Frage kommt. „Das“, lächelt Wagner, „sind die Momente, die man als Trainer liebt.“

Genauso wie die Komplimente vom geschätzten Trainer-Kollegen – vor allem, wenn sie vielleicht auch nach dem Spiel ausgesprochen werden...