Gelsenkirchen/ Mainz. Mimoun Azaouagh spielte für Mainz und Schalke - beim Duell beider Klubs sieht er Königsblau im Vorteil. Aber seine Sympathien gehören Mainz.
Seine Sympathien sind klar verteilt. „Am Freitagabend auf Schalke drücke ich dem FSV Mainz 05 die Daumen – ohne Wenn und Aber“, bekennt Mimoun Azaouagh. Der heute 36-Jährige, der 2005 von den Rheinhessen zu den Knappen gewechselt war, hat sich längst wieder im Rhein-Main-Gebiet angesiedelt und ist im Herzen immer ein 05-er geblieben. „Ich gehe zu den Heimspielen, wann immer es geht. Schließlich sind in Mainz einige gute Freunde von mir tätig“, verrät Azaouagh und nennt Cheftrainer Sandro Schwarz sowie Sportvorstand Rouven Schröder. „Allein ihretwegen würde ich dem FSV die drei Punkte natürlich wünschen, andererseits sehe ich schon gewisse Vorteile bei Schalke.“
Azaouagh sah die Königsblauen am vergangenen Sonntag 90 Minuten live im TV. Sein Urteil nach dem klaren 5:1-Auswärtssieg beim Aufsteiger Paderborn: „Die Mannschaft wirkt sehr kompakt und schaltet gut um: Nach Ballverlusten kamen fast alle schnell hinter den Ball und nach Ballgewinnen sind sie sehr flink nach vorne ausgeschwärmt. Natürlich lief noch nicht alles perfekt, aber man konnte schon erkennen, wie David Wagner auf Schalke künftig spielen lassen will.“ Azaouagh und der elf Jahre ältere Wagner sind übrigens alte Bekannte aus Mainzer Zeiten, auch wenn die beiden nie gemeinsam für den FSV spielten: „Als ich damals aus der Jugend zu den Profis hochkam, hatte David gerade aufgehört. Aber wir kennen uns über den Jürgen Klopp.“
Hin und wieder hat Azaouagh noch Kontakt zu Schalke
Einen Vergleich zwischen „Kloppo“ und Wagner zieht Azaouagh nicht. Doch er sieht im neuen Schalker Übungsleiter durchaus einige Qualitäten, die auch den Liverpool-Coach auszeichnen: „Man konnte in Paderborn erkennen, dass David seinen Spielern sehr viel Selbstvertrauen gibt, sie ermuntert, etwas zu riskieren. Einer wie Amine Harit zahlt so etwas natürlich zurück“, sagt Azaouagh. „Auch andere, die im Sommer schon ausgemustert schienen, wie Omar Mascarell oder Basti Oczipka, hat David wieder stark gemacht. All diese Spieler haben viel Qualität, deshalb war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis Schalke wieder etwas weiter oben mitspielen würde.“
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Hin und wieder steht Mimoun Azaouagh sogar noch in Kontakt mit den Königsblauen – privat, aber auch geschäftlich: „Den Christian Wetklo, der im Schalker Nachwuchs-Leistungszentrum tätig ist, kenne ich ja noch aus meiner Mainzer Zeit. Der Gerald Asamoah wiederum ist ein alter Wegbegleiter aus meiner Zeit auf Schalke.“ Kürzlich habe er zudem mit Mathias Schober telefoniert, dem Sportlichen Leiter der Knappenschmiede (U8 bis U19), erzählt Azaouagh, der 104 Bundesliga-Partien für Mainz, Schalke und den VfL Bochum absolvierte. Heute ist er Sportinvalide und seit drei Jahren als Berater tätig. „Ich arbeite mit einer Reihe von jungen Spielern im Alter von 16 bis 18 Jahren zusammen“, verrät der Deutsch-Marokkaner. „Von einigen dieser Jungs wird man sicherlich noch etwas hören, wenn es weiter so gut läuft.“
Streit zwischen Assauer und Heidel
Doch Azaouagh weiß aus eigener Erfahrung, dass das mit der ganz großen Karriere manchmal so eine Sache ist. Nachdem der damals 22-Jährige während der Winterpause 2004/05 für eine Ablöse von rund einer Million Euro von Mainz 05 zum FC Schalke 04 gewechselt war, kam es zu einem unschönen juristischen Nachspiel. Schalkes Manager Rudi Assauer bezichtigte den damaligen Mainz-Manager Christian Heidel, den Knappen die Schwere von Azaouaghs zwei Monate zuvor erlittener Knieverletzung verschwiegen zu haben. Ein Zivilprozess konnte gerade noch verhindert werden: Unter Schlichtung der DFL einigten sich die Streitparteien letztlich außergerichtlich auf eine Ablöse von 900.000 Euro. Doch der Transfer stand unter keinem guten Stern.
Nach 18 Monaten voller Verletzungsprobleme und nur neun Spielen für Schalke ging Azaouagh auf Leihbasis zurück nach Mainz, die Gebühr: 250.000 Euro. Im Juli 2007 schlug Azaouagh noch einmal in Gelsenkirchen auf, sah dort aber keine Perspektive mehr für sich. Nach einer erneuten Leihe, diesmal zum VfL Bochum, wechselte der leichtfüßige Offensivspieler zur Saison 2008/09 schließlich fix in die Grönemeyer-Stadt, die Ablöse: eine Million. „Es war halt nicht so gut gelaufen für mich auf Schalke“, sagt das einstige Megatalent im Rückblick: „Zuerst konnte ich verletzungsbedingt nicht spielen, und als ich dann konnte, war Ralf Rangnick, der mich nach Schalke geholt hatte, nicht mehr Trainer.“ Nachfolger Mirko Slomka setzte nicht mehr auf Azaouagh.
In Mainz hat Azaouagh alte Kollegen
Heute ist für den sechsmaligen deutschen U21-Nationalspieler an Fußball kaum noch zu denken. Das malade Knie macht größere Strapazen nicht mehr mit, weshalb Azaouagh nur noch für die Traditionsmannschaft des FSV Mainz aufläuft: „Da spielen viele alte Kollegen von mir wie Michael Thurk, Christof Babatz, Nikolce Noveski oder Benni Auer, das ist jedes Mal ein Riesenspaß, auch wenn ich meist nur Kurzeinsätze absolviere.“ Eigentlich, so gesteht der Ex-Schalker und frühere Mainzer mit trauriger Stimme, würde er gern noch irgendwo unterklassig kicken. „Aber es geht halt nicht mehr, damit muss man sich abfinden.“
An diesem Freitagabend ist Mimoun Azaouagh vor allem Fan, vor dem Fernseher: „Leider habe ich den ganzen Freitag über beruflich im Raum Frankfurt zu tun“, sagt er. „Sonst wäre ich vielleicht sogar nach Schalke gefahren, um das Spiel vor Ort zu sehen.“