Gelsenkirchen. Der Engländer Jonjoe Kenny ist bislang viel besser, als man das erwarten durfte. Nach dem Sieg gegen Hertha schwärmt Schalke von dem Verteidiger.
Satte 56 Länderspiele für die englischen Nachwuchs-Nationalmannschaften hat Jonjoe Kenny bestritten, sein letztes in diesem Juni bei der U21-Europameisterschaft gegen Kroatien (3:3) ist ihm noch in guter Erinnerung: Da schoss der Abwehrspieler ein ähnlich tolles Tor wie jetzt für Schalke zum 3:0-Endstand gegen Hertha BSC Berlin. Dieser Knaller war also beileibe kein Zufall. „Ich habe die Chance gesehen und es einfach versucht“, schmunzelte der 22-Jährige. Sein Tor war der emotionale Höhepunkt bei Schalkes erstem Bundesliga-Sieg in dieser Saison.
Für Jonjoe Kenny war es sein bislang bester Auftritt im Schalke-Trikot. Den Fans in der Arena erging es wie den Mitspielern, die von dem drahtigen Engländer schwärmten. „Er hat überragend gespielt. Was der abgeliefert hat auf der rechten Seite, war richtig beeindruckend“, staunte zum Beispiel Guido Burgstaller. Viele Zuschauer fühlen sich bei Kennys Spielstil an den Brasilianer Rafinha erinnert, der seine Bundesliga-Karriere ja einst auf Schalke startete.
Schalke-Trainer Wagner hat die Fantasie mit diesem Spieler
Dass dieser Jonjoe Kenny auf Schalke so gut einschlägt, hatte man bestenfalls gehofft – erwarten konnte man das kaum. In der englischen Premier League hatte sich das Eigengewächs des FC Everton nicht wirklich unentbehrlich gemacht; gleich zweimal wurde Kenny an unterklassige Vereine verliehen, ehe er nun auf Schalke landete. David Wagner hatte den Burschen dank seiner eigenen England-Erfahrung auf dem Zettel und entwickelte die Fantasie, Kenny auf Schalke zu formen.
Wie lange darf Schalkes Leihgabe bleiben?
Was besonders beeindruckt: Kenny beherrscht die Defensive wie die Offensive gleichermaßen. Schon bei den Spielen in Mönchengladbach (0:0) und gegen die Bayern (0:3) gab er Kostproben ab, auch wenn er gegen die Münchner einen Elfmeter verschuldete. Gegen die Hertha war er auf der rechten Seite ständig anspielbereit und auch in die Vorbereitung zum 1:0 (38., Eigentor Niklas Stark) involviert. Nur beim 2:0 durch das Eigentor von Karim Rekik (48.) hatte er nicht seine Füße im Spiel, mit dem 3:0 brachte er dann auch seinen Trainer („Ganz großes Kino“) in Verzückung. Kennys Erklärung für seinen Offensivdrang: „Der Coach gibt mir das Vertrauen, dass ich mich ins Spiel nach vorne einschalten soll.“ Und wenn er so weitermacht, dann kann er nach seinem Knaller-Tor auch selbst ein Knaller für Schalke werden. Allerdings hat Schalke keine Kaufoption und müsste sich mit Everton einigen, wenn Kenny länger als nur eine Saison ein Königsblauer bleiben soll.
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„Er tut uns richtig gut“, findet auf jeden Fall Guido Burgstaller, und Benjamin Stambouli ergänzt: „Er ist sehr schnell, hat unser System schnell adaptiert und auch diesen Verein. Und: Er ist ein Typ mit einem großen Willen, der immer kämpft.“ Und weil Kenny mit 22 Jahren noch so jung ist, glaubt Stambouli: „Er kann sich immer noch verbessern.“
Schalkes Kenny: "Ich habe mich sehr gut gefühlt"
Dass das Spiel gegen Hertha sein bislang bestes war, kommentierte der Engländer so, als sei es das Normalste der Welt: „Je länger du zusammenspielst, desto besser wird es. Ich habe mich sehr gut gefühlt, aber wir haben als Mannschaft sehr gut gespielt, haben das gesamte Spiel dominiert und uns die drei Punkte wirklich verdient.“
Stimmt – aber sein Knaller war schon der Höhepunkt.
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