Bielefeld. Schalke-Boss Clemens Tönnies ist glimpflich davon gekommen. Professor Claus Melter kritisiert die Erklärung des Schalker Ehrenrates.

Sind die Aussagen von Clemens Tönnies rassistisch, diskriminierend oder beides? Und muss der Aufsichtsratsvorsitzende dafür sein Amt komplett aufgeben, oder reicht ein Rückzug für drei Monate aus? Über diese Frage wird viel diskutiert, seit der Ehrenrat des FC Schalke 04 zur Entscheidung gelangte, dass der „erhobene Vorwurf des Rassismus unbegründet“ sei.

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Prof. Dr. Claus Melter von der Fachhochschule Bielefeld, der unter anderem zum Thema Kolonialrassismus forscht, findet die Aussage des Schalker Ehrenrates „nicht überzeugend“ und erklärt, wie er zu dieser Einschätzung gelangt: „Clemens Tönnies schreibt allen Afrikanern pauschal bestimmte negative Eigenschaften zu. Bei seiner Aussage handelt es sich eindeutig um eine kolonialrassistische Abwertung. Er impliziert, die angeblich überlegenen Europäer könnten durch den Bau von Kraftwerken in Afrika das Sexualverhalten der dortigen Bevölkerung verändern.“

Melter kommt daher zum Schluss: „Die Aussage ist für mich klar rassistisch und ich bin der Meinung, Tönnies sollte von seinem Amt dauerhaft zurücktreten.“

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Ähnlich sieht es auch Simone Rafael, Sprecherin der Amadeu-Antonio-Stiftung, einer gemeinnützigen Anti-Rassismus-Organisation. Sie kann die Erklärung nicht nachvollziehen. Dieser Zeitung sagt sie: „Ich finde es sehr faszinierend, wie der Schalker Ehrenrat zu dieser Entscheidung gelangen konnte und würde mich über eine Begründung freuen. Wenn man alle rassistischen Inhalte der Aussage von Clemens Tönnies abzieht, bliebe auch keine Diskriminierung mehr übrig. Seine Aussage ist diskriminierend, eben weil sie rassistisch ist.“

Für sie ist es entscheidend, in diesem Zusammenhang zu betonen: „Die Aussage war rassistisch und es ist wichtig für alle Menschen, die von Rassismus betroffen sind, das auch so klar festzuhalten.“