Gelsenkirchen. Der Schalker Urteilsspruch im Fall Clemens Tönnies ist keine Strafe, sondern eine Geste. Ein Kommentar.

Clemens Tönnies lässt sein Amt ruhen. Allein diese weiche Formulierung zeigt: Es ist eine Geste, die Schalke für seinen Vereinspatron ausbaldowert hat, keine Strafe. Tönnies durfte quasi selbst entscheiden, welche Buße er für angemessen hält, nachdem er sich in herablassender Weise über andere Menschen geäußert hatte. Auf seltsame Weise hat der FC Schalke 04 damit deutlich gemacht, dass Clemens Tönnies sogar dann der starke Mann in diesem Verein ist, wenn es um ihn selbst geht und eigentlich über ihn geurteilt werden soll.

Ehrenrat lässt zu viel Spielraum

Der Ehrenrat hat Tönnies mit dieser gemeinsamen Erklärung zu viel Spielraum gelassen. In anderen Fällen hatte das fünfköpfige Vereins-Gremium keine Scheu, auch Suspendierungen auszusprechen. Das wäre auch im „Fall CT” ratsam gewesen – und selbst wenn es sich nur um die gleiche befristete Dauer von drei Monaten gehandelt hätte. Das Signal nach außen wäre ein anderes gewesen: Nämlich, dass jeder, der gegen das Leitbild und die Satzung verstößt, vom Verein aktiv zur Rechenschaft gezogen wird. Wie will Schalke demnächst urteilen, wenn es Schmähungen gegen andere im Stadion gibt? Eigentlich hatte sich Schalke dafür ein rigoroses Durchgreifen vorgenommen.

Klar positioniert hat sich der Ehrenrat, dass es kein Rassismus ist, der Tönnies vorzuwerfen ist. Diese Ansicht des Ehrenrates, der derzeit immerhin unter anderem mit drei Juristen besetzt ist, muss man akzeptieren, auch wenn jeder für sich das Recht hat, zu einem anderen Schluss zu kommen. Letztlich ist der Ehrenrat ein Vereinsorgan, das aus der Sicht des Vereins urteilt, und kein Strafgericht.

Der Amtsverzicht bedeutet wenig

Für die Außenwirkung wäre eine vom Ehrenrat ausgesprochene Strafe aber ganz sicher besser gewesen, als es bei dieser wachsweichen Geste zu belassen. Drei Monate also ohne Clemens Tönnies – was bedeutet das für Schalke? Wenig bis nichts. Der 63-Jährige darf den Verein in dieser Zeit nicht repräsentieren, keine Verträge unterschreiben und persönlich auch nicht an Sitzungen des Aufsichtsrates teilnehmen. Aber am Telefon wird CT auch in dieser Zeit erreichbar sein...