Gelsenkirchen. Der Jahrhunderttrainer legt den Finger in die Wunde: „Mit der Mannschaft muss etwas passieren.“ Reschke wird ab Juni Technischer Direktor.

Lob für Schalke 04? Das ist angesichts der verkorksten Saison, die der ambitionierte Traditionsklub nach einem tristen 0:0 gegen den VfB Stuttgart auf einem indiskutablen 14. Tabellenplatz beendete, ziemlich ungewöhnlich. Und trotzdem passierte es, als Schalkes Aufsichtsrats-Chef Clemens Tönnies am Sonntag Gast in der Sendung „Wontorra - der Fußball-Talk“ war.

Der zugeschaltete Leverkusener Geschäftsführer Sport Rudi Völler (59), der eigentlich zu seiner eigenen Zukunft als Funktionär sprechen sollte, machte einen kleinen Schwenker zu den Königsblauen. Schalke hatte am Sonntag seine Sportliche Kommandozentrale mit dem Technischen Direktor Michael Reschke, der zum 1. Juni mit seiner Arbeit beginnt und einen Drei-Jahres-Vertrag erhält, aufgestockt. „Ich gratuliere Clemens zu dieser Wahl“, meinte Völler in Richtung Tönnies und stellte fest: „Ich habe mit Michael wunderbar zusammengarbeitet.“

„Wir sind deckungsgleich“

In die Rolle im Hintergrund, die Reschke früher neben Völler in Leverkusen ausübte, soll er nun auch wieder auf Schalke schlüpfen. Tönnies: „Wir sind deckungsgleich und haben ihn gefragt: Ist die Stellenbeschreibung das, was du willst? Michael Reschke meinte: Die erste Reihe habe ich gehabt. Ich will das machen, was ich in Leverkusen und München gemacht habe.” Zuletzt in Stuttgart fungierte Reschke als Frontmann und musste dort viel Kritik einstecken.

Schalke sucht noch einen Sportdirektor

Mit Sportvorstand Jochen Schneider (48), Trainer David Wagner (47) und Reschke (61) hat Schalke jetzt drei von vier Planstellen besetzt. Der neue Sportdirektor soll im Laufe des Junis verpflichtet werden. Clemens Tönnies kündigt eine „sinnvolle Besetzung“ an. Die Auswahl-Entscheidung liegt in den Händen von Jochen Schneider.

Der ehemalige Schalker Manager Horst Heldt (49) soll dabei nach Tönnies-Aussage kein Thema als Sportdirektor bei den Königsblauen sein. Heldt war vor wenigen Wochen bei Hannover 96 beurlaubt worden und ist nach wie vor mit dem Schalker Aufsichtsrats-Chef befreundet – mehr steckt offenbar nicht hinter der Rückkehr-Spekulation.

Dass sich bei Schalke grundsätzlich etwas ändern muss, ist allen Beteiligten klar. Retter Huub Stevens, der nach seinem letzten Spiel als Trainer von den S04-Fans mit Sprechchören gefeiert wurde und sich vor der Nordkurve verneigte, spürte beim Abschied „Gänsehaut“. Mit seinem Einstieg Mitte März wendete Stevens das drohende Abstiegs-Szenario ab. „Ich bin froh, dass es jetzt rum ist. Meine Arbeit beim VfB Stuttgart war damals auch schwierig, aber der Job jetzt hier auf Schalke war meine schwierigste Aufgabe“, bilanzierte der 65-Jährige anschließend.

Stevens schaltet jetzt komplett ab

Stevens will jetzt erst einmal abschalten und auftanken. Die Rückkehr in den Schalker Aufsichtsrat soll in ein paar Wochen erfolgen. „Bei der Mitgliederversammlung am 30. Juni bin ich da. Am 4. Juli haben wir eine Tagung auf Mallorca, da werde ich auch dran teilnehmen.“ Mit Mallorca könnte sich ein Kreis schließen. Bevor Stevens zu seiner Rettungs-Mission antrat, war mit seiner Frau eigentlich eine Mallorca-Reise gebucht. Der Insel-Trip musste storniert werden. Stevens sagt mit einem Augenzwinkern: „Es kann auch sein, dass meine Frau und ich nun woanders zur Erholung hinfahren.“

Auf Schalke wird es Kader-Korrekturen geben

Wohin die Reise mit Schalke geht, lässt sich noch nicht genau vorhersagen, weil die Kaderplanung erst in einigen Tagen richtig Fahrt aufnehmen wird. Clemens Tönnies spricht von einem „sauberen Budget“ für die Saison 2019/2020. Kader-Korrekturen wird es definitiv geben. „Mit der Mannschaft muss etwas passieren“, sagt Huub Stevens, „und es muss hier von oben nach unten Struktur in den Verein rein. Da arbeitet Jochen Schneider dran. Es ist viel kaputt gegangen in dieser Saison.“ Stevens wird seine Erkenntnis aus der achtwöchigen Trainerzeit mit in die Gesamtanalyse einfließen lassen.

Und er will seinem Nachfolger Wagner mit Rat und Tat zur Seite stehen. „Ich habe nicht umsonst gesagt, dass hier ein junger Trainer verbrannt wurde. David kann immer anrufen“, sagt Stevens – und erinnert mit seinem warnenden Satz an den 33-jährigen Domenico Tedesco, der bei Schalke als Trainer in der Krise zu wenig Hilfestellung erfuhr. Und im März den Kopf hinhalten musste.