Gelsenkirchen. Sascha Riether beendet seine Karriere. Beim Schalker 0:0 gegen Stuttgart stand er im Mittelpunkt - und wurde kurz vor Schluss eingewechselt.

Sascha Riether musste bis zur 89. Minute warten. Dann wurde der 36-Jährige beim Spiel gegen den VfB Stuttgart endlich eingewechselt. Nur eine gute Minute blieb ihm in seinem insgesamt 249. Bundesligaspiel, das definitiv sein letztes war. Sascha Riether, der seit Sommer 2015 auf Schalke spielt, hat seine Karriere am Samstag offiziell beendet. Der müde Kick in der Veltins-Arena versetzte die Fans nicht gerade in Ekstase. Umso mehr fanden sie Gefallen daran, Sascha Riether zu feiern. Vor dem Spiel, während der Partie und auch nach dem Abpfiff. „So ein Abschied ist nicht zu toppen“, sagte Sacha Riether, der aber davon ausging, schon etwas früher eingewechselt zu werden.

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Die Fans in der Nordkurve hatten seine Einwechslung bereits mehrfach lautstark gefordert. „Als vor Konos Einwechslung das Zeichen von der Bank kam, dachte ich schon, dass ich gemeint war und bin dann kurz gestartet“, sagte Sascha Riether, der sich dann aber doch noch neun Minuten gedulden musste. Als der Rechtsverteidiger dann endlich für Daniel Caligiuri ins Spiel kam, erhoben sich die Zuschauer von ihren Sitzen und stimmten erneut Sascha-Riether-Sprechchöre an. „Das war schon etwas ganz Besonderes. Sogar die Stuttgarter Spieler haben geklatscht. Klar, dass in diesem Moment viele Emotionen dabei sind.“ Zu den 60 Sekunden im strömenden Regen auf dem Rasen der Arena sagte er mit einem Augenzwinkern: „Ich wollte eigentlich noch ein Solo ansetzen, aber nicht gleich beim ersten Ballkontakt. Danach hatte ich allerdings keinen mehr.“

Riether überreicht Schalke-Ultras das Trikot mit der Nummer 21

Mit den beiden Vorsängern der Ultras gab es nach dem Spiel einen „Trikottausch.“ Riether überreichte ihnen sein Trikot mit der Nummer 21, dafür bekam er ein T-Shirt mit der Aufschrift Nordkurve. „Sie haben gesagt, dass ich von meiner Einstellung her super zu Schalke passe. Und sie haben gesagt, dass ich immer alles gegeben habe und Schalke solche Spieler wie mich braucht“, berichtete Riether und ergänzte: „Gerade in dieser Saison müssen wir einfach dankbar sein, dass die Fans uns so unterstützt haben. Auch gegen Stuttgart war die Stimmung super. So ein Trikot ist dann nur eine kleine Geste von mir.“

Eine Erklärung, warum ausgerechnet er bei den Schalker Fans so beliebt ist, hat Sascha Riether nicht. "Ich bin so, wie ich bin“, sagte er kurz und knapp. Dann erklärte er, dass er sich natürlich mehr Spielzeit gewünscht hätte. Die eine Minute am Samstag gegen den VfB Stuttgart war die einzige Minute Einsatzzeit in dieser Saison. „Ich habe mich aber mit meiner Rolle abgefunden und versucht, die Jungs in der Kabine zu unterstützen und auf dem Trainingsplatz alles zu geben. Die Saison war nicht leicht und hat auch mich viel Kraft gekostet. Vielleicht mehr Kraft, als wenn ich gespielt hätte. Wir sind alle froh, dass jetzt ein Haken hinter der Saison ist.“

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Erklärungen für die enttäuschende Spielzeit, die Schalke mit 33 Punkten auf Tabellenplatz 14 beendet hat, würde es einige geben, sagt Sascha Riether. „Wenn man mit fünf Niederlagen in die Saison startet, ist das nicht einfach – vor allem für die jungen Spieler“, sagte er. Außerdem habe die Mannschaft mit Leon Goretzka und Max Meyer im vergangenen Sommer wichtige Spieler verloren, im Winter verließ dann auch noch Naldo den Verein. „Sie alle haben große Fußstapfen hinterlassen“, sagte er und ergänzte: „Die neuen Spieler sind gut, aber in diese Fußstapfen müssen sie erst hineinwachsen. Ich hoffe, dass Schalke so eine Saison nicht mehr erleben muss.“

Riethers Eltern sind extra angereist

Den Samstagabend verbringt Sascha Riether mit seiner Familie. Seine Eltern sind extra aus dem Schwarzwald angereist, um beim letzten Spiel ihres Sohnes im Stadion dabei zu sein. Von den Mannschaftskollegen hat sich der zweimalige Nationalspieler bereits vor wenigen Tagen bei einem Grillabend verabschiedet. „Da haben wir auch ein oder andere Bierchen gezischt“, verriet er und lachte. Kapitän Ralf Fährmann habe eine Abschiedsrede gehalten und von der Mannschaft gab es ein kreatives Abschiedsgeschenk: einen 22 Jahre alten Flipper für den Partykeller im Hause Riether – unterschrieben von allen Teamkollegen. „Der Abend war sehr emotional, aber auch sehr schön“, sagte Sascha Riether. So wie für ihn auch der Samstag auf Schalke.