Gelsenkirchen/Dortmund. David Wagner ist Top-Kandidat als Trainer auf Schalke. Frühere Weggefährten erklären, wie er tickt, wie er arbeitet und was seine Teams ausmacht.
Oguzhan Kefkir muss lachen, wenn er den Namen David Wagner hört. „Die Zeit mit ihm in Dortmund war wunderbar“, begründet der Offensivspieler, der einst für die U23 von Borussia Dortmund spielte und heute beim Drittligisten KFC Uerdingen kickt. Allerdings: „Wenn ich an Wagner denke, denke ich auch an sehr harte Trainingseinheiten zurück. Da fließt schon sehr viel Schweiß.“
Olaf Thon: "David gehörte zur schlauen Truppe"
Das passt zu einem Verein, der sich gerne Malocherklub nennt. Beim FC Schalke 04 ist David Wagner (47) Top-Kandidat auf den im Sommer wieder frei werdenden Trainerstuhl. „Als Schalke-Verantwortlicher würde ich Wagner sofort verpflichten“, sagt Ingo Preuß, der als Sportlicher Leiter der Dortmunder U23 vier Jahre lang mit Wagner zusammenarbeitete.
Dass er mal als Trainer zurückkehren würde, ist nicht absehbar, als der Ergänzungsspieler Wagner 1997 nach dem Gewinn des Uefa-Pokals Schalke verlässt. 36 Pflichtspiele, drei Tore – so lautet die Schaffensbilanz des Stürmers. In Erinnerung bleiben andere Qualitäten. „Menschlich ist er ein absolut feiner Kerl“, sagt sein damaliger Mitspieler Olaf Thon. „David gehörte auch zur schlauen Truppe, er hatte auch Abitur. Das war zu dieser Zeit noch nicht unbedingt üblich, dass Fußballer Abitur haben.“
Klopps Trauzeuge
Der Sohn einer Deutschen und eines US-Amerikaners studiert sogar, will Gymnasiallehrer werden – bis 2011 ein Anruf aus Dortmund kommt. Dort ist Jürgen Klopp Trainer, sein Mitspieler aus Mainz, sein guter Freund, ach was: „Wir sind eher Familienmitglieder als Freunde“, findet Wagner, Klopps Trauzeuge. Und nun ist in Dortmund ein Job als U23-Trainer frei. „Als David nach Dortmund kam, war das nicht meine Idee“, beteuert Klopp zwar. Aber natürlich findet er es trotzdem gut.
Und Wagner lernt von ihm: „Ich durfte immer bei seinem Training dabei sein, er war ein offenes Buch für mich und hat mir sein ganzes Fußballwissen vermittelt“, erzählte er mal der BBC. „Wir lieben den gleichen Fußballstil: Hohe Intensität, Leidenschaft, Verlangen – das wollen wir beide sehen.“ Wagner lasse „vielleicht nicht den schönsten Fußball spielen, dafür aber einen sehr erfolgreichen“, urteilt Hendrik Bonmann (25), einst in Dortmund und heute bei 1860 München im Tor.
2015 kommt wieder ein Anruf: Der englische Zweitligist Huddersfield Town sucht einen Trainer. Mit einem Personaletat, der zu den niedrigsten der Liga gehört, schafft er sensationell den Aufstieg und ein Jahr später den Klassenerhalt. Im Januar dann die einvernehmliche Trennung.
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Woher kommt der Erfolg? Teamgeist, sagt Wagner. Den will er seinen Spielern in der Saisonvorbereitung auch durch ein viertägiges Zeltlager in der Wildnis Schwedens einimpfen.
Wagners Mannschaften zeichnen sich durch Hingabe und Teamgeist aus
Kann das auch auf Schalke funktionieren? „Ich bin überzeugt, dass meine Herangehensweise überall funktionieren würde“, meint Wagner. Seine früheren Mitstreiter sehen es ähnlich: „Ich habe immer gerne seinen Ansprachen zur Mannschaft zugehört“, erinnert sich Preuß. „Er war immer klar, deutlich, mal emotional, mal sanft, mal laut. Da sind alle Facetten vorhanden, die ein Trainer in den Ansprachen benötigt.“ Wagner habe „eine klare Struktur in seiner Arbeit, seine Mannschaften zeichnen sich durch einen großen Zusammenhalt, eine große Hingabe und tolle Fitness aus.“
Wagner könne „Spieler verbessern, weil er ständig viel abverlangt“, sagt Bonmann. „Er hat eine gute Art mit der Mannschaft umzugehen. Er ist nicht zu nah aber auch nicht zu distanziert. Er schafft es, dass die Spieler für ihn durchs Feuer gehen“. Und: „Er ist ein echter Arbeiter, ein Malocher, den man auf Schalke sicherlich gerne sieht.“