Gelsenkirchen. Gegen Stevens' Ex-Klub 1899 Hoffenheim kassiert Schalke den nächsten Nackenschlag. Am Ende verliert die Mannschaft sogar den Rückhalt der Fans.
Es lag ein so schöner Samstag hinter den Fans des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04: Sie konnten die April-Sonne genießen und am Nachmittag zuschauen, wie die Konkurrenten im Abstiegskampf patzten. Doch von den Niederlagen des VfB Stuttgart und des 1. FC Nürnberg konnte Schalke nicht profitieren. Die Königsblauen gingen am Abend gegen 1899 Hoffenheim mit 2:5 (0:2) unter. Und die Fans pfiffen erneut.
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Sicher waren die Schalker nicht, wie ihre Fans auf die Krise und die zuletzt schwachen Leistungen reagieren würden. Trainer Huub Stevens hatte während der Woche mehrfach um Unterstützung gebeten, Co-Trainer Mike Büskens versuchte es über eine Video-Einblendung noch vor dem Spiel. Er sprach von der „wohl schwierigsten Situation der vergangenen 27 Jahre“.
Schalke beginnt gut - U23-Akteur Carls feiert Debüt
Und die Worte kamen zunächst an. Denn die Schalker Elf begann gut, kämpfte um jeden Ball. Stevens hatte das Team auf vier Positionen geändert, auf der linken Abwehrseite feierte Jonas Carls aus der U23 sein Profi-Debüt. Die Anfangsphase zeigte, dass die Schalke-Fans leicht zufriedenzustellen sind. Die Mannschaft glänzte vor 58.958 Zuschauern nicht durch wunderbar herausgespielte Torchancen, aber schon Grätschen und Balleroberungen brachten Szenenapplaus.
Woran Schalkes Spiel in dieser Saison hakt, zeigten auch die ersten 25 Minuten dieses Spiels: Sobald sich der Ball in der Nähe des gegnerischen Strafraums befindet, fehlen diesem S04-Team Mut und Konsequenz. Rechtsverteidiger Daniel Caligiuri war es, der diesmal den Ball immer wieder nach vorn trieb. Doch seine Flanken hatten keinen Abnehmer und als er selbst am Strafraum freistand, folgte ein Schüsschen in die Arme von Hoffenheims Torwart Oliver Baumann (18.).
Die Gäste, die noch auf die Champions-League-Teilnahme hoffen, begannen gemächlich. Sie warteten auf den ersten Fehler in der Schalke-Abwehr - und der unterlief Matija Nastasic in der 25. Minute. Nastasic ließ sich von Ishak Belfodil düpieren, und Hoffenheims Stürmer erzielte mit einem knallharten Rechtschuss das 1:0. Verdient war das nicht - aber eben der Unterschied: Die eine Mannschaft nutzte ihre erste Chance konsequent, die andere stand sich selbst im Weg.
Hoffenheim macht vor, wie es geht
Und das blieb auch so. Denn perfekt verteidigte Hoffenheim weiterhin nicht. Schon eine Minute nach dem 0:1 hätte Guido Burgstaller ausgleichen können - doch im Strafraum zögerte er zu lange. In der 37. Minute kam Embolo aus 16 Metern Entfernung frei zum Schuss. Doch der Ball flog Richtung Eckfahne - erschreckend harmlos, diese Schalker.
Wie es geht, zeigten die Hoffenheimer kurz vor der Pause. Nach einem tollen Pass von Kerem Demirbay lief Andrej Kramaric Schalkes Kapitän Benjamin Stambouli davon und ließ Torwart Alexander Nübel keine Chance — 2:0. Zweite Chance, zweites Tor: so geht das. Die Schalke-Fans, die ihrer Mannschaft die Harmlosigkeit lange verziehen hatten, pfiffen nun doch.
Gut begann die zweite Hälfte. Caligiuri verkürzte per Foulelfmeter sogar auf 1:2 (59.). Neuer Mut bei Schalke, die Fans pfiffen nicht mehr - doch nur sechs Minuten später bekamen die eiskalten Gäste ihre dritte Chance und nutzten auch diese. Ex-Schalke-Stürmer Adam Szalai traf per Kopf zum 3:1 - die Entscheidung. Nadiem Amiri (74.) und Belfodil (80.) erhöhten sogar auf 5:1.
Fans werden höhnisch
Nun gab Schalke auf. Der Applaus der Fans, vorher wohlwollend, wurde nun höhnisch. Sie sangen „Oh wie ist das schön“. Kurz vor Schluss betrieb Burgstaller noch Ergebnis-Kosmetik und traf zum 2:5-Endstand.
Schalke steht weiter nur sechs Punkte vor dem Relegationsplatz. Und die Aufgaben werden nicht einfacher. Am kommenden Samstag geht es zum Revierderby nach Dortmund.