Leipzig. Peer Kluge schaut am Freitag genau hin, wenn seine Ex-Vereine S04 und Nürnberg aufeinandertreffen. Vom Fußballgeschäft hat er Abschied genommen.
Wenn am Freitagabend seine Ex-Vereine 1.FC Nürnberg und der FC Schalke 04 aufeinandertreffen, wird Peer Kluge ganz genau hinschauen. Nachdem der heute 38-Jährige im Winter 2010 aus Nürnberg ins Ruhrgebiet gewechselt war, trug der Sechser mit seiner Zweikampfstärke maßgeblich zum Schalker Pokalsieg und zum Champions League-Halbfinaleinzug im Jahr 2011 bei. Rein optisch war er aufgrund seiner extrem kurzen Haare stets gut von seinen Kollegen zu unterscheiden. Daher überrascht Kluges neues Arbeitsfeld. Der ehemalige Gladbacher ist nun Inhaber von Perückenstudios.
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Bereits im April 2018 eröffnete der Ex-Profi zusammen mit seinen Geschäftspartnern Sven Vieler, Marius Edsen und seiner Lebensgefährtin Caroline Zaspel eine P24-Studio-Filiale (P24 steht für Perücken24) in Leipzig – ganz in der Nähe von seiner Heimatstadt Frankenberg. Kurz darauf folgten weitere Studio-Eröffnungen in Dresden, Chemnitz und Berlin. Vor Ort ist er eher selten, sondern kümmert sich im Hintergrund um die Organisation und die Vermarktung. „Für Haarausfall gibt es verschiedene Gründe. Wir möchten unter anderem Krebspatienten helfen, die während einer Chemotherapie krankheitsbedingt darunter leiden“, erzählt Peer Kluge im Gespräch mit dieser Redaktion: „Das passt sehr gut zu meiner Geschichte.“
2005 spendete Kluge Stammzellen
2005 war er als Profi von Borussia Mönchengladbach der erste Fußballspieler, der Stammzellen spendete. Damals folgte die gesamte Mannschaft einem Aufruf der DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei) und ließ sich typisieren. Kluge war am Ende der Auserwählte. Leider verstarb die Patientin kurz darauf in den USA. Noch heute kooperiert er eng mit DKMS Life, einer DKMS-Tochtergesellschaft, die sich für krebskranke Frauen einsetzt. „Ich versuche, so viele Leute wie möglich auf das Thema aufmerksam zu machen. Es kann schließlich jeden treffen“, findet Kluge.
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Auch auf anderen Feldern ist Peer Kluge geschäftlich unterwegs. Nebenbei betreibt er noch einen Onlineshop für Haushaltsroboter. Im Fußballgeschäft mischt Kluge hingegen nicht mehr aktiv mit. Kurzzeitig war er als Scout für den 1.FC Magdeburg tätig. Doch er merkte schnell, dass es nicht das Richtige für ihn war: „Hier im Studio bin ich mein eigener Herr. Im Fußballgeschäft ist man von vielen Leuten abhängig.“
Unter das Kapitel Fußball zog er bereits 2016 endgültig einen Schlussstrich. Die Hüfte machte verschleißbedingt nach den vielen Jahren nicht mehr mit. Zuvor hatte er nach seiner Schalker Zeit seine Karriere bei Hertha BSC Berlin und Arminia Bielefeld fortgesetzt. Aktuell kickt er nebenbei für die Ü35 des SSV Markranstädt.
Fünf Punkte hinter Meister Bayern
Mit dem FC Schalke 04 hätte Kluge fast die ersehnte Meisterschale hochgehalten. Nach seinem Winterpausen-Wechsel vom 1.FC Nürnberg landeten die Knappen unter Trainer Felix Magath am Ende der Saison 2009/2010 nur fünf Punkte hinter dem FC Bayern. Kluge denkt gerne an die Zeit zurück: „Magath hatte eine knallharte Ansprache und immer den Finger in die Wunde gelegt. Damit bin ich immer sehr gut klargekommen.“
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Die Saison nach der Vizemeisterschaft wies erstaunliche Parallelen zur laufenden Spielzeit auf. Gleich zu Beginn verloren die Schalker mehrere Spiele am Stück. „Wir haben uns damals auf die Champions League und den DFB-Pokal konzentriert und die Liga etwas vernachlässigt“, erinnert sich Kluge. Während Schalke in dieser Saison bereits aus allen Pokal-Wettbewerben ausschied, endete die damalige Spielzeit mehr als versöhnlich. Magath musste zwar gehen, aber unter Nachfolger Ralf Rangnick gewann Schalke den Pokal, durch einen 5:0-Finalsieg gegen den MSV Duisburg, und schied in der Champions League erst im Halbfinale gegen Manchester United (0:2/1:4) aus.
Höhepunkt war das Pokal-Halbfinale
Höhepunkt: Der 1:0-Triumph im DFB-Pokal-Halbfinale bei den Bayern: „Der Abpfiff war für mich der emotionalste Moment überhaupt. Wir standen kompakt und konnten dem Druck standhalten“, blickt Kluge zurück und zeigt sich besonders stolz darüber, dass er nochmal mit Siegtorschütze Raúl in einer Mannschaft spielen konnte. „Raúl zeigte keinerlei Allüren, war demütig und hat immer Gas gegeben.“ Selbstverständlich verfolgt Kluge weiterhin das Bundesligageschehen.
Obwohl Schalke momentan im Abstiegskampf steckt, ist Kluge fest davon überzeugt, dass sein Ex-Verein schon bald wieder an erfolgreiche Zeiten anknüpft: „Schalke gehört einfach ins internationale Geschäft!“