Gelsenkirchen. Der begnadigte Star könnte beim Spiel in Nürnberg wieder ins Team rücken. Stevens sieht bei seiner Mannschaft Schritte in die richtige Richtung.

Das Bundesliga-Auswärtsspiel beim 1. FC Nürnberg (20.30 Uhr/Eurosport-Player) soll für Schalkes Mittelfeldspieler Nabil Bentaleb ein Neuanfang werden. Durch die Gelb-Rot-Sperre von Suat Serdar muss Schalke-Trainer Huub Stevens beim Kellerduell gegen den Vorletzten eine Planstelle in der Zentrale neu besetzen – der technisch versierte Bentaleb käme dafür nach seiner Begnadigung in Frage.

Bentaleb eckte mehrmals an

Für den algerischen Nationalspieler wäre es nicht der erste Neuanfang bei den Königsblauen. Der hochveranlagte Fußballer eckte seit seinem Wechsel im Sommer 2016 schon mehrmals an. Er kann aber auch ganz anders. Als sich Schalkes Mittelfeldspieler Nabil Bentaleb im vergangenen Juli während der China-Reise viel Zeit zum Gespräch mit dieser Zeitung nahm, wirkte er nicht rebellisch, sondern geerdet, charmant und sympathisch. „Als Mensch habe ich mich entwickelt und bin erwachsener geworden“, meinte Bentaleb.

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Die Entwicklung als Profi-Fußballer beschrieb er seinerzeit als Mischung aus „guten und schlechten Zeiten.“ Bentaleb: „Daraus muss man lernen. Ich versuche, das Maximum aus jeder Situation heraus zu holen und die richtigen Schlüsse zu ziehen.“ Nicht nur bei Schalkes Ex-Trainer Domenico Tedesco fiel der Algerier unangenehm auf, in dem er eine zugeteilte Rolle im einen oder anderen Spiel sehr frei interpretierte. Bentaleb spielte das, was er wollte. Und nicht exakt das, was ihm vorgegeben wurde. Bei einem Positivlauf fallen solche Eigenarten wenig bis gar nicht auf. Bei Misserfolg dagegen umso mehr.

Unter Tedesco fand sich der Mittelfeldmann wegen nicht ausreichender Trainingsleistungen zwischenzeitlich auf der Tribüne wieder. Mit Tedescos Nachfolger Huub Stevens geriet er bisher einmal aneinander. Weil sich Bentaleb beim Heimspiel gegen RB Leipzig (0:1) nicht abmeldete und zu seiner schwangeren Frau ins Krankenhaus fuhr, verbannte ihn Stevens aus disziplinarischen Gründen aus dem Profi-Kader. Bentaleb leistete sich zum falschen Zeitpunkt beim falschen Trainer einen Fehler — und musste dafür büßen.

Der 24-Jährige zeigte anschließend in der U23 engagierte Trainingsleistungen und lieferte so die Argumente für eine Rückkehr zur Schalker Bundesligamannschaft. „Ich habe ihm letzten Sonntag gesagt, dass er ab Dienstag wieder bei uns im Kader ist. Jetzt müssen wir abwarten, wie es sich weiter entwickelt. Er will es ganz gerne, aber da muss man auch vorsichtig sein“, so Stevens mit gewohnter Zurückhaltung. Der erfahrene Trainer schiebt nach: „Nabil macht einen guten Eindruck. Er hat mir angezeigt, dass er fit ist. Es geht ihm gut, zuhause geht es gut, seine Verletzung ist gut. Alles in Ordnung.“ Vor wenigen Wochen hatte sich Bentaleb noch mit Adduktorenschmerzen abgemeldet. Auch das Trainingslager im spanischen Benidorm musste er im Januar wegen der gleichen Verletzung abbrechen.

Trainer verlangt gute Einstellung

Huub Stevens kommt es gegen den 1. FC Nürnberg vor allem auf die Art und Weise an, wie seine Mannschaft auftritt. „Ich möchte sehen, dass eine gute Einstellung da ist. Das ist das, was ich immer sehen möchte. Wenn wir das umsetzen, ist es für den Gegner schwierig. Das haben wir gegen Bremen und gegen Frankfurt gezeigt.“ Zwar ging Schalke jeweils als Verlierer vom Platz, aber Stevens erkennt Verbesserungen. „Ich finde, dass wir Schritte in eine gute Richtung machen“, stellt er fest. Ein Sieg käme heute schon einem großen Schritt Richtung Ligaerhalt gleich. Zudem würde Schalke dadurch den Drittletzten VfB Stuttgart erheblich unter Druck setzen. Die Zeit, Präsente zu verteilen, ist für die Königsblauen vorbei. „Du wirst kein Spiel verschenken können. Du musst in jedem Spiel präsent sein“, sagt Stevens. Es klingt auch wie ein Befehl an seine Profis.