Carpi. . Tobias Pachonik hat ein Jahr für Schalkes U 23 gespielt. Aktuell ist er der beste Rechtsverteidiger in der Serie B – der zweiten Liga Italiens.
Wer etwas über Tobias Pachonik vom Carpi FC erfahren möchte, findet im Internet erst einmal wenige Anhaltspunkte. Die Suchmaschine Google ist keine große Hilfe. Dabei ist Tobias Pachonik im vergangenen Jahr zum besten Rechtsverteidiger der Serie B – der zweiten Liga Italiens – gewählt worden.
Wie kann das sein?
Fündig wird man auf der Video-Plattform Youtube. Da gibt es einen 60-sekündigen Highlight-Clip von Tobias Pachonik. Es zeigt ihn scheinbar bei seinen Lieblingsbeschäftigungen: Die rechte Seite läuft er auf und ab, schlägt eine Flanke nach der nächsten. „Das ist ja witzig. Das Video habe ich jedoch noch nicht gesehen“, sagt er.
In der Saison 2016/17 im Schalker Regionalliga-Team
In der Vergangenheit hatte Tobias Pachonik bei der U 23 des FC Schalke 04 als rechter Abwehrmann einen Stammplatz. Für die Königsblauen lief er in der Saison 2016/17 in 33 von 34 Saisonspielen in der Regionalliga auf. Damals war er weit weg vom Profifußball – Schalke II stieg am Ende der Spielzeit in die Oberliga ab. „Ich habe die Zeit im Ruhrgebiet dennoch genossen. Die Leute sind von einem anderen Schlag als in meiner Heimat in Oberbayern“, sagt er.
Seine Karriere stand im Sommer 2017 auf der Kippe. Er verließ Gelsenkirchen und suchte wochenlang einen neuen Verein – ohne Erfolg. Ans Aufgeben habe er dennoch nicht gedacht. „Die Zeit war zwar sicherlich nicht die Schönste“, sagt er. „Ich habe trotzdem an mich geglaubt und war auch von mir selbst überzeugt.“ Dann kam der Anruf aus Carpi. „Ich habe mich sofort ins Flugzeug gesetzt. Es hat mir von Anfang an gefallen“, sagt er.
Anfragen gibt es auch aus der Serie A
Beim italienischen Zweitligisten ist er gefragt. Kein Spieler hat in der laufenden Spielzeit mehr Minuten absolviert als der 24-Jährige. Zurzeit steckt der Klub aus der Emilia-Romagna-Region jedoch in einer tiefen Krise: Carpi ist Tabellenletzter. Der Abstieg in die Serie C droht. „Bei uns ist der Wurm drin“, sagt er. „Uns fehlt im Tabellenkeller natürlich das Glück. Bestes Beispiel dafür ist aber schon unser erstes Saisonspiel gegen Foggia Calcio gewesen. Wir kassieren vier Gegentore mit vier Torschüssen.“
Dabei lief es in der Vorsaison doch so gut – für Carpi und für Tobias Pachonik persönlich. Die Biancorossi kratzten bis kurz vor Saisonende an den Play-offs zur Serie A. Der Klub stellte die fünftbeste Defensive der Liga. Tobias Pachonik hatte einen großen Anteil und wurde von allen Trainern als bester Rechtsverteidiger der Serie B ernannt. „Über diese Auszeichnung bin ich sehr stolz. Damit habe ich auch überhaupt nicht gerechnet“, sagt er. Allerdings hat in Deutschland davon kaum jemand was mitbekommen. Seine Vermutung: „Ich kann es mir nur so erklären, dass die Serie B nicht so richtig verfolgt wird und das Interesse an meiner Liga in Deutschland gering ist – leider.“
Tobias Pachonik: „Es ist einfach schön hier“
In der 70.000-Einwohner-Stadt hat er sich mittlerweile eingelebt. „Es ist einfach schön hier. Allein das Klima: Ich wache mit blauem Himmel bei 15 Grad und Sonnenschein auf“, sagt er. Hat er mal etwas Freizeit, bereist er gerne andere Städte in der näheren Umgebung.
Von Carpi aus ist es nicht weit bis nach Bologna oder Parma. Jeweils nur rund eine Stunde mit dem Auto. Der FC Parma wollte ihn nach Informationen dieser Redaktion auch verpflichten, Carpi ließ ihn aber nicht ziehen. Verteidigt er trotzdem bald gegen Superstar Cristiano Ronaldo? „Das ist ein Ziel, auf das ich auch hinarbeite, klar. Falls ich mal in der Serie A spielen sollte, hätte ich viel erreicht“, antwortet er.
Und wenn Cristiano Ronaldo dann vor ihm stünde, würde er sich um dessen Trikot bemühen, aber: „Vorher würde ich alles geben, um ein Ronaldo-Tor zu verhindern“, sagt er mit einem Augenzwinkern.
Rückkehr nach Deutschland scheint möglich zu sein
Im Raum steht für den Abwehrmann auch eine Rückkehr nach Deutschland. Schließlich haben einige Bundesligisten Tobias Pachonik nach Informationen dieser Redaktion auf dem Zettel. Die Bundesliga kennt er nicht nur aus dem Fernsehen. Für seinen Jugendverein, den 1. FC Nürnberg, durfte er im Jahr 2014 ein paar Minuten Bundesliga-Luft schnuppern. Für ihn ein wichtiges Ereignis: „Danach habe ich Blut geleckt. Ich wusste, dass ich es im Fußball zu etwas bringen kann.“
Das Highlight-Video auf Youtube haben nur 50 Personen angeklickt. Ein siebenminütiger Film über BVB-Star Marco Reus knackt dagegen bald die Eine-Millionen-Zuschauer-Marke. Tobias Pachonik ist sein Bekanntheitsgrad egal. „Ich muss nicht im Rampenlicht stehen“, sagt er. Viel lieber will er weiter seinen Lieblingsbeschäftigungen nachgehen: die rechte Seite beackern und Flanken schlagen.