Gelsenkirchen. “Die ersten 20 Minuten haben wir mit viel Druck, mit Cleverness gespielt. Das ist das Schalke, das ich sehen will”, sagte Trainer Huub Stevens.
Nach der Schalker 0:1 (0:1)-Niederlage im Bundesliga-Heimspiel gegen RB Leipzig gab es Lob vom Gegner. “Schalke hat in den ersten zehn Minuten gut angefangen. Der Trainerwechsel war ein Push für sie. Gottseidank konnten wir den Schalker Schwung abstoppen”, bilanzierte Leipzigs Torwart Peter Gulacsi und schickt gleich noch einen Mutmacher hinterher: “Ich zähle Schalke nicht zu den Abstiegskandidaten, auch wenn sie momentan ein paar Probleme haben.”
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Huub Stevens, Schalkes neuer Trainer und Hoffnungsträger, wird sich von solchen Sätzen nicht blenden lassen. Stevens weiß, was Abstiegskampf bedeutet, was er mit einer Mannschaft macht und wie viel Arbeit erforderlich ist, um einen drohenden Abszurz in die Zweitklassigkeit zu verhindern. “Das ist der schwierigste Job, den ich je erlebt habe”, charakterisiert Stevens seine Kurzzeit-Aufgabe bei den Königsblauen. Und mit einem Zwinkern fügt er an: “Hoffentlich ist es auch mein letzter.”
Schalkes Teammanager Asamoah: "Die Jungs haben eine Ansage bekommen"
Stevens nutzte die eine Trainingseinheit, die ihm nach seiner Beförderung zum Cheftrainer und Nachfolger von Domenico Tedesco zur Verfügung stand, um an einigen Stellschrauben zu drehen. Der 64-Jährige sorgte für etwas Spaß im Training, wählte aber auch deutliche Worte in der Kabine. Der frisch installierte Teammanager Gerald Asamoah: “Die Jungs haben eine Ansage vom Trainer bekommen.” Stevens vermittelte seinem Team, das in den vergangenen Monaten allenfalls als Zweckgemeinschaft aufgetreten war, dass es nur im Kollektiv geht. Motto: Nur zusammen kann man etwas erreichen.
Schalke startete gegen Leipzig aus der Außenseiterrolle vielversprechend, präsentierte sich beherzt in den Zweikämpfen und versuchte, in die Schnittstellen der RB-Defensive zu gelangen. Das klappte nach zwei Minuten. Pass Sebastian Rudy, Schuss Mark Uth – Tor. Der Jubel dauerte aber nur Sekunden – Schiedsrichter Guido Winkmann entschied auf Abseitsstellung von Uth.
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Nach dem ersten Dämpfer folgte der zweite wenige Minuten später. Nach einer Glanzparade von Alexander Nübel, der einen Schuss von Yussuf Poulsen unter die Latte lenkte, staubte Timo Werner bereits zum entscheidenden Tor des Spiels ab (14.). “Wenn du unten stehst, dann hast du dieses Pech. Der Ball hätte auch bei einem unserer Spieler landen können. Die Jungs mussten den Rückstand verdauen und das zuvor nicht gegebene Tor. Natürlich ist es enttäuschend, wenn man auf das ganze Spiel guckt”, so Stevens. Enttäuscht von seiner Mannschaft war der Jahrhundertrainer aber nicht. “Die Jungs haben das gut gemacht. Die ersten 20 Minuten haben wir mit viel Druck, mit Cleverness gespielt. Das ist das Schalke, das ich sehen will.”
Obwohl die Königsblauen im zweiten Durchgang zeitweise Oberwasser bekamen und aussichtsreiche Gelegenheiten durch den eingewechselten Gudi Burgstaller, Weston McKennie oder Suat Serdar auf dem Fuß oder Kopf hatten, reichte es nicht zum erhofften Teilerfolg. Die Spieler bekamen Abpfiff in der Fankurve ein großes Transparent vor die Nase gehalten. Wortlaut: “Söldner aussortieren.” Torwart Alexander Nübel hatte das Plakat, das zuvor hinter dem Spruch Spruchband “Den Trainer rasiert, uns in Europa blamiert und Schalke nie kapiert” platziert war, schon während der Partie registriert. “Ich nehme es wahr, ich lese es durch”, so Nübel. Der Schlussmann zeigte durchaus Verständnis für den Fan-Unmut, meinte aber auch: “Für uns ist das auch keine einfache Situation. Du hast verloren, hast drei Tage Scheiß-Laune. Für unsere Familien ist das genauso schlimm wie für unsere Fans.”
Schalke testet am Freitag beim FC Sevilla
Huub Stevens will die zweiwöchige Bundesliga-Pause jetzt nutzen, um seine Mannschaft aufzurichten und neues Selbstvertrauen einzuhauchen. Am kommenden Freitag (20.45 Uhr) trägt Schalke ein Testspiel beim spanischen Erstligisten FC Sevilla, der ebenfalls gerade den Trainer gewechselt hat, aus. “Das”, sagt Stevens, “passt mir eigentlich gar nicht so. Ich hätte lieber hier bis Samstag trainiert und den Jungs dann zwei Tage frei gegeben.” So sollen in Sevilla Spieler zum Einsatz kommen, die zuletzt angeschlagen waren oder kaum Einsatzzeiten hatten.