Gelsenkirchen. Beim Spiel gegen Leipzig sollen übergangsweise Huub Stevens und Mike Büskens auf der Bank sitzen. Auch Tedescos Co-Trainer muss gehen

Der kriselnde FC Schalke 04 hat auf seine sportliche Talfahrt reagiert und Trainer Domenico Tedesco am Donnerstagabend von seinen Aufgaben entbunden. Mit einem neuen Tandem, das die Schalke-DNA fest in sich trägt, soll am Samstag (15.30 Uhr/Sky) die enorm wichtige Aufgabe im Bundesliga-Heimspiel gegen RB Leipzig angegangen werden. Schalkes Jahrhunderttrainer Huub Stevens und einer seiner früheren Spieler, der Eurofighter Mike Büskens, sitzen als Trainer-Duo interimsmäßig auf der Schalker Bank. Da Stevens dem Aufsichtsrat angehört, musste der Ehrenrat für die neue Funktion als Trainer sein Einverständnis geben.

Keine einfache Entscheidung

Sportvorstand Jochen Schneider, der nach dem 0:7 im Champions-League-Achtelfinale beim Manchester City ein Bekenntnis zu Tedesco vermieden hatte, räumte ein: „Wir haben uns diese Entscheidung alles andere als leicht gemacht, denn Domenico genießt eine große Wertschätzung auf Schalke. In der vergangenen Saison konnte er eine sehr positive sportliche Entwicklung einleiten, die mit der Vizemeisterschaft ihren Höhepunkt fand.”

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In der aktuellen Saison allerdings stürzte das Team und damit auch der Trainer dramatisch ab. Die Saison begann mit fünf Niederlagen in Serie, danach gab es nur eine leichte Verbesserung. Schalke steckt seit Wochen in einem Negativsog, kassierte zuletzt fünf Pflichtspiel-Niederlagen nacheinander, holte nach der Winterpause erst einen Sieg in der Bundesliga und wurde wegen des erschreckenden 0:7 bei Manchester City mit Hohn und Spott überzogen.

Schalke traute Tedesco die Wende nicht mehr zu

Die Frage, ob Tedesco noch zuzutrauen war, die Wende zu schaffen, wurde am Donnerstagabend eindeutig mit „Nein” beantwortet. Schneider: „Wir sind nach reiflicher Überlegung zu der Erkenntnis gekommen, dass eine Trendwende in der aktuellen personellen Konstellation nicht mehr möglich ist.”

Schalkes Aufsichtsratschef Clemens Tönnies bilanzierte nach der mehrstündigen Sitzung des Kon­trollgremiums: „Wir haben insgesamt lange gewartet bis zu dieser Entscheidung. Es ist für mich eine sehr schwere, emotionale Entscheidung, die der Sportvorstand getroffen hat, aber wir mitgetragen haben.” Tönnies zeigte sich deutlich betroffen über die Trennung von Tedesco, den er aufgrund seiner sympathischen Art und akribischen Arbeitsweise sehr schätzt: „Mir tut es einfach leid.”

Tönnies stellte im Wind vor der Geschäftsstelle klar: „Ich glaube, dass gerade Jochen Schneider die Gesamtsituation sehr ruhig abgewogen hat, um dann zu einer Entscheidung zu kommen. Wir als Aufsichtsrat haben das zu akzeptieren und mitzutragen, weil wir eigentlich nur die wirtschaftlichen Dinge abwägen. Wir sind einverstanden, weil es so auch nicht mehr weiterging.”

Um 7 Uhr begann er mit der Arbeit

Der Tag hatte für Domenico Tedesco zunächst so wie immer begonnen. Um 7 Uhr nahm der ehrgeizige Fußball-Lehrer seine Arbeit auf, er bereitete sich auf die Trainingseinheit mit seiner Mannschaft vor und studierte auf seinem Laptop im Trainerzimmer Videosequenzen. Um kurz nach 10 Uhr begab sich Tedesco zusammen mit seinem Trainerteam Richtung Platz, um die Vormittagseinheit für seine Profis vorzubereiten. Nach etwas mehr als eineinhalb Stunden im Regen beendete der 33-Jährige die Einheit. Danach hieß es Warten – bis zur Aufsichtsratssitzung am Nachmittag und der Entscheidung am Abend.

Zusammen mit Tedesco wurde auch Co-Trainer Peter Perchtold mit sofortiger Wirkung beurlaubt. Routinier Seppo Eichkorn, der erst im Januar installiert wurde, um das Schalker Trainerteam zu vergrößern und Tedesco die Arbeit zu erleichtern, gab nur ein kurzes Gastspiel auf der Bank. Eichkorn übernimmt ab jetzt wieder seine alte Rolle als Chefscout der Schalker.