Gelsenkirchen. Der krasse Außenseiter FC Schalke 04 hat sich am Mittwochabend gegen Manchester City gewehrt. Weil endlich Mut im Spiel war. Ein Kommentar.

Vor vier Jahren hatte Schalke 04 im Februar auch ein europäisches Top-Team zu Gast, ebenfalls in einem Achtelfinal-Hinspiel der Champions League. Damals bestaunten die Fans einen Treffer von Klaas-Jan Huntelaar, einen sehenswerten Volleyschuss. Ekstatisch war der Jubel allerdings nicht, denn es handelte sich um ein Ehrentor in der Nachspielzeit. 1:6 verloren die Schalker gegen Real Madrid - und das mit Höwedes, mit Kolasinac, mit Boateng, mit Goretzka, mit Farfan, mit Draxler und eben mit Huntelaar. Mit einer im Vergleich zur aktuellen also ziemlich prominent besetzten Mannschaft.

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Von Thomas Tartemann und Christoph Winkel

Es wäre daher kein Weltuntergang gewesen, wenn Schalke 04 am Mittwochabend auch von Manchester City vermöbelt worden wäre. Diesmal war es ja sogar schon in Stein gemeißelt, dass der englische Meister über den bedauernswerten Vierzehnten der Bundesliga hinwegrauschen würde. Schalke steckt national tatsächlich gerade so tief im Schlamassel, dass die Fantasie fehlte, sich wirksame Gegenwehr gegen ein internationales Klasse-Team vorstellen zu können.

Schalke-Kapitän Fährmann leitete die Führung für Manchester City ein

Und dann das. Ein großer Kampf, ein tolles Erlebnis, ein beachtliches Ergebnis. Obwohl ausgerechnet Kapitän Ralf Fährmann, dem Trainer Domenico Tedesco wegen seiner Verdienste um die Champions-League-Qualifikation den Vorzug vor dem neuen Stammtorwart Alexander Nübel gegeben hatte, mit einem fürchterlichen Fehlpass das 1:0 für City eingeleitet hatte. Zu diesem Zeitpunkt dachte man automatisch: Das war es dann wohl, dieses Spiel würde sich Manchester nicht mehr aus der Hand nehmen lassen.

Aber als die Schalker nichts mehr zu verlieren hatten, versuchten sie alles zu gewinnen. Sie ackerten sich vorwärts, sie kämpften um jeden Ball. Und sie wurden mit zwei Elfmetern belohnt. Da konnte man mal wieder sehen, was sich mit Leidenschaft, Mut und dem Glauben an eigene Stärken erreichen lässt. Mit all dem, was diese Mannschaft bisher viel zu oft hat vermissen lassen. Trotz Leroy Sanés tollen Freistoßtors zum 2:2, trotz des späten Siegtreffers für den Favoriten: Die Schalker müssen jetzt nicht deprimiert sein, sondern sie müssen aus diesem Abend und ihrem mutigen Spiel für den Rest der Saison eine Lehre ziehen.