Gelsenkirchen. Freiburgs Stürmer Luca Waldschmidt geht Samstag in Gelsenkirchen auf Torejagd. Er ist froh, dem neuen Schalker Stammtorwart aus dem Weg zu gehen.

Stürmer Luca Waldschmidt (22) zählt zu den Entdeckungen dieser Bundesligasaison. Zum ersten Mal in seiner Profi-Karriere fühlt sich der U-21-Nationalspieler wirklich wichtig. Warum Waldschmidt froh ist, dass er am Samstag im Auswärtsspiel bei Schalke nicht auf Torwart Alexander Nübel trifft, verrät er im Interview mit Funke Sport.

Herr Waldschmidt, Sie bestreiten nach Ihren Stationen bei Eintracht Frankfurt und dem Hamburger SV Ihre bisher beste Bundesligasaison im Trikot des SC Freiburg. Wie fühlt sich das an?

Luca Waldschmidt: Es ist ganz okay.

Sechs Tore und drei Vorlagen in 19 Spielen sind schon ganz gut.

Waldschmidt: Ja, das gibt mir natürlich Auftrieb. Der größte Unterschied zwischen Freiburg und meinen anderen beiden Vereinen ist der, dass ich einfach mehr Spielzeit bekomme. Ich fühle mich einfach mehr in der Bundesliga angekommen. Vorher war es eher zu ein Mitlaufen.

Ist Freiburg, wo es etwas ruhiger und unaufgeregter zugeht als in anderen Bundesliga-Standorten, für junge Spieler das ideale Entwicklungsfeld?

Waldschmidt: Für mich ist es optimal. Hier herrscht sowohl von innen als auch von außen eine gewisse Ruhe, die uns enorm zugute kommt und die man durchaus als Trumpf bezeichnen kann. Die Erwartungshaltung ist hier nicht riesengroß, der Druck ist kleiner als bei anderen Vereinen. Von Trainer Christian Streich, über die Mannschaft bis hin zum Umfeld passt in Freiburg alles.

Schalkes Führungsspieler Daniel Caligiuri berichtet aus seiner Freiburger Zeit gerne mal davon, wie er als junger Fußballer von Christian Streich Tritte in den Hintern bekommen und daraus gelernt hat. Benötigen Sie auch solche Anschubser?

Waldschmidt: (lacht) Nein, ich komme ganz gut ohne sie aus. Ich bin heiß und motiviert. Mein Ziel ist es, täglich kleine Dinge zu verbessern. Für Tipps bin ich immer dankbar und versuche sie, schnellstmöglich umzusetzen. Ich will immer dazulernen.

Sie haben in Frankfurt mit Trainer Niko Kovac zusammengearbeitet, davor in Hamburg mit Bruno Labbadia. Ist Ihr jetziger Trainer Christian Streich das komplette Gegenstück?

Waldschmidt: Jeder Trainer hat seine eigenen Ideen, die er einbringt. Es gibt natürlich Unterschiede. Christian Streich ist sehr akribisch in seiner Arbeit, er achtet auf viele Kleinigkeiten. Und er gibt den Spielern ehrliche Rückmeldung, was passt und was nicht so gut gelaufen ist.

In der Kabine kommt es schon mal zu Gesprächen, die über den Fußball-Tellerrand hinausgehen. Ungewöhnlich?

Waldschmidt: Ja, das kannte ich so vorher noch nicht. Dass Fußballer nur über Autos reden, ist ein Klischee. Aber hier in Freiburg bekommt man nochmal einen ganz anderen Blick auf die Dinge. Ich finde es gut, dass es nicht nur um den Sport geht, sondern auch über Themen, die drumherum interessant sind.

Freiburg reist am Samstag als Tabellendreizehnter und somit als Schalker Tabellennachbar an. Überrascht Sie die Konstellation?

Waldschmidt: Schalke 04 hat sicherlich andere Ansprüche in der Bundesliga. Sie haben im letzten Jahr eine gute Saison gespielt und sind Vizemeister geworden. In dieser Serie fehlt ihnen auch das Spielglück. Trotz allem ist der Kader stark besetzt.

Mit den Schalkern Alexander Nübel, Cedric Teuchert und Suat Serdar spielen Sie zusammen in der Deustchen U-21-Nationalmannschaft. Gibt es zwischendurch mal Kontakt?

Waldschmidt: Ja, ab und zu schreiben wir uns. Da geht es aber nicht immer um Fußball, sondern auch mal um andere Dinge, zu denen wir uns austauschen.

Haben Sie Alexander Nübel dazu gratuliert, dass der Schalkes neue Nummer eins ist?

Waldschmidt: Nein, wir haben uns vor ein paar Wochen in der Winterpause mal zufällig getroffen und ein bisschen gequatscht. Dass Alex diesen Sprung geschafft hat, freut mich sehr für ihn.

Ist es aus Ihrer Sicht besser, dass Nübel für das Spiel gegen Freiburg gesperrt ist?

Waldschmidt: (lacht) Ja, weil Alex meine Ecke kennt.

Trauen Sie es Ihrem U-21-Teamkollegen zu, dass er eine feste Rolle als Bundesliga-Stammtorwart einnimmt?

Waldschmidt: Auf lange Sicht wird sich Alex Nübel in der Bundesliga durchsetzen. Er bringt eine große Torwart-Qualität mit und hat uns in der Nationalmannschaft schon das eine oder andere Mal mit starken Paraden gerettet. Er ist nicht nur gut im Tor, sondern profitiert auch davon, dass er fußballerisch stark ist und oft auch die spielerische Lösung sucht.

Haben Sie in Ihrem Kopf den Traum von der A-Nationalelf schon mal durchgespielt?

Waldschmidt: Als Fußballer strebt man automatisch immer nach dem Höchsten. Und für mich wäre das ein Traum, irgendwann mal für die A-Nationalelf aufzulaufen. Es gibt nichts Schöneres, als sein Heimatland zu vertreten.

Zur Karriere gehören nicht nur die schönen, sondern auch die traurigen Momente dazu. Wie sehr hat Sie der Abstieg mit dem Hamburger SV runtergezogen?

Waldschmidt: Das war keine einfache Situation. Das hat mich schon ziemlich mitgenommen. Gerade in Hamburg war es besonders, weil dieser Verein bis zum vergangenen Mai immer in der Bundesliga dabei war. So ein Erlebnis beschäftigt einen schon nach eine ganze Weile, aber irgendwann habe ich das dann beiseite geschoben und mich auf das Neue, auf den SC Freiburg, konzentriert.

Verfolgen Sie die Entwicklung in Hamburg noch?

Waldschmidt: Ja. Ich habe mir den 1:0-Sieg über Dynamo Dresden zuletzt im Fernsehen angeschaut. Tabellarisch sieht es gut aus für die Hamburger. Es wäre schön, wenn der HSV nach einem Jahr in der 2. Liga zurückkehrt. Verein und Fans gehören einfach in die Bundesliga.

Ihr jetziger Verein SC Freiburg trotz seit Jahren allen Widerständen und behauptet sich in der Bundesliga. Wie stehen die Chancen in dieser Saison?

Waldschmidt: Für uns zählt nur der Klassenerhalt. Das ist in etwa vergleichbar damit, als wenn sich einer der größeren Klubs für die Champions League qualifiziert. Wenn wir auch dieses Mal die Bundesliga-Zugehörigkeit sichern, dann wäre das ein toller Erfolg.

Sie haben im sozialen Netzwerk Instagram über 33.000 Abonnenten. Wie wichtig ist Ihnen Social Media und wie nah dürfen die Fans an Ihrem Leben teilhaben?

Waldschmidt: Ein Stück weit sollte man als Fußballer schon etwas zurückgeben. Ich sehe das Ganze relativ entspannt und finde, dass Social Media heute dazu gehört. Zu viel will ich aber von mir auch nicht preisgeben. Es kommt schon mal vor, dass man unter einem Posting beschimpft wird, aber das ist eher selten der Fall. Da muss so ähnlich wie bei einem negativen Zeitungsartikel drüber stehen.