Gelsenkirchen. Vielen Schalkern geht Rudi Assauers Tod so nahe wie U19-Trainer Norbert Elgert. Andi Möller erinnert sich mit Hochachtung an den Manager.

In der tiefen Trauer zählt der enge Zusammenhalt ganz besonders. Am Tag nach dem Tod des langjährigen Schalke-Managers Rudi Assauer versammelten sich Fans vor der Tausend-Freunde-Mauer an der Arena. Sie legten im Gedenken an den im Alter von 74 Jahren Verstorbenen Blumen nieder, zündeten Kerzen an – und sie umarmten sich fest, um sich gegenseitig zu stützen und Mut zu machen.

Rudi Assauer war in diesem Klub eine Legende, und die Menschen, die den Verein lieben, versichern, dass er das auch bleiben wird. Rudi Assauers Tod geht ihnen nahe. Den Fans, aber auch ehemaligen Spielern, die gemeinsame Zeiten mit dem Manager erlebten und auch durch ihn dem FC Schalke weiterhin verbunden sind.

Eine unwahrscheinliche Verpflichtung

Andreas Möller musste erst lernen, ein Schalker zu werden. Ihm war das schwer gemacht worden damals, als Rudi Assauer ihn von Borussia Dortmund holte. Wenn die Hardrockband AC/DC Schlagerstar Howard Carpendale als Sänger verpflichtet hätte, hätte der Aufschrei der Fans nicht größer sein können. Ein Dortmunder auf Schalke – schlimm genug. Und dann auch noch dieser! Andreas Möller galt den Schalkern als Sinnbild des ungeliebten BVB-Profis. Rudi Assauer war das egal.

Im Gespräch mit dieser Zeitung sagt Andreas Möller, er habe Assauer in letzter Zeit nicht mehr gesehen. „Deswegen bleibt er für mich so in Erinnerung, wie wir ihn alle kannten: agil, mutig und im Vollbesitz seiner körperlichen und geistigen Kräfte.“ Der Wechsel damals – ja, das war ein Coup. Der 51-Jährige erinnert sich, als sei es gestern gewesen: „Er hat mich angerufen und war am Telefon schon sehr bestimmend. Er sagte: ,Pass auf, mein Junge, du kommst nach Schalke!’ Er fragte nicht: ,Können wir mal sprechen?’ Dieser Wechsel war eigentlich unmöglich. Aber er hat ihn möglich gemacht.“

"Dominante Verhandlungen"

Möller spricht rückblickend von „dominanten Verhandlungen“: „Er hat einfach nicht locker gelassen und das durchgezogen. Erst durch sein Auftreten konnte ich mir diesen Wechsel überhaupt vorstellen.“ Für den Weltmeister von 1990 und Europameister von 1996 war Assauer auf Schalke eine wertvolle Bezugsperson: „Rudi war sehr wichtig für mich. Er saß ja immer mit auf der Bank und hat vieles auf dem Platz gesehen. Er hat mich öfter mal zur Seite genommen und mir viele wichtige Dinge aufgezeigt, die er gesehen hat. Zum Beispiel: ,Achte mal darauf, dass der Torhüter immer viel zu weit vor dem Tor steht.’ Da merkte man, dass er selbst Vollblutfußballer durch und durch war. “

Assauer habe mit den Führungsspielern viel kommuniziert. „Wenn aber jemand zu verspielt war, schimpfte er immer: ,Verdammte Hacke, lass das sein.’ Das war Rudi Assauer.“ Das Zusammenstellen der Eurofighter-Mannschaft, die 1997 den Uefa-Cup holte, bezeichnet Möller als Assauers „großes Werk“. Gleiches gilt für die Meister-der-Herzen-Mannschaft, die 2001 knapp den Titel verpasste, immerhin aber zweimal Pokalsieger wurde. „Da war er der Konstrukteur. Alles, was bei Schalke passierte, ging über seinen Tisch.“

Heidel reagiert betroffen

Heute führt Christian Heidel die sportlichen Klubgeschäfte. „Von Rudi Assauers Tod habe ich durch einen Anruf meines Sohnes erfahren“, sagte er. „Da war ich gerade auf Höhe des Vereinslokals Bosch im Stadtteil Schalke. Das war schon sehr ergreifend.“ Heidel, früher Manager bei Mainz 05, erinnert sich daran, dass es zwischen Assauer und ihm einst auch mal richtig krachte. Auslöser war der Ablösestreit um den Mainzer Mimoun Azaouagh, für den Schalke wegen einer erlittenen Verletzung nicht zahlen wollte. „Da haben wir uns gefetzt, aber wir haben uns auch geschätzt. Er war nicht nachtragend. Rudi war eine herausragende Persönlichkeit.“

„Harte Schale, weicher Kern“

Auch Schalkes U19-Trainer Norbert Elgert hatte seine ganz persönlichen Erlebnisse mit Assauer. „Ich bin sehr betroffen und traurig“, sagt Elgert. „Rudi war nicht nur ein großer Schalker, sondern auch ein großartiger Mensch. Harte Schalke, weicher Kern. Ein absoluter Ehrenmann, bei dem der Handschlag gezählt hat. Als Spieler habe ich Rudi als Manager und sogar als Trainer erlebt. Später hat er mich dann als Trainer nach Schalke geholt. Das war Mitte der 90er-Jahre. Ich weiß es noch genau, wie ich mit meiner Frau und meiner Tochter auf der Geschäftsstelle war und Rudi uns mit funkelnden Augen das Modell seiner Arena gezeigt hat, die dann einige Jahre später gebaut wurde.“

Mike Büskens, Mitglied der Eurofighter-Mannschaft, gedachte dem Verstorbenen bei Twitter auf eine Weise, die Rudi Assauer sicher gefallen hätte. „Wenn es in den nächsten Tagen nebelig wird“, schrieb Büskens, „dann hat sich der Manager da oben eine Zigarre angesteckt.“