Gelsenkirchen. Hans Sarpei wurde auf Schalke DFB-Pokalsieger und ist Social-Media-Star. Ein Interview vor dem Duell seiner Ex-Klubs Schalke und VfL Wolfsburg.

Köln. „Hans Sarpei ist nicht bloß ein Name. Hans Sarpei ist eine Lebenseinstellung.“ Oder: „Hans Sarpei isst keinen Honig, Hans Sarpei kaut Bienen.“ Mit Sprüchen wie diesen, gepostet von S04-Fans, wurde der deutsch-ghanaische Defensivallrounder während seiner Zeit bei den Knappen (2010 bis 2012) zum Internet-Helden. Heute ist der mittlerweile 42-Jährige zudem ein gefragter TV-Star.

Herr Sarpei, welcher Hans-Sarpei-Spruch ist eigentlich Ihr Favorit?

Sarpei: Puh, es ist fast ein bisschen unfair, einen einzelnen hervorzuheben. Müsste ich es tun, würde ich sagen: „Hans Sarpei – das L steht für Gefahr“. Mit diesem Spruch begann eigentlich alles. Deshalb lehnt sich auch der Titel meiner TV-Sendung auf Sport1 daran an: „Hans Sarpei – das T steht für Coach“.

Keine Ambitionen auf einen "echten" Trainerjob

Das Format, in dem Sie unterklassige Amateur-Teams trainieren, hat inzwischen ebenso Kultstatus wie Sie. Wollen Sie nicht dennoch eines Tages „echter“ Trainer werden, bei einem Profiklub?

Sarpei: Eigentlich sehe ich meine Zukunft derzeit eher im Medienbereich. Die Sendung läuft nun schon im sechsten Jahr, die Arbeit mit den Amateur-Fußballern und dem TV-Team macht mir immer wieder aufs Neue Spaß, auch weil man dabei so viele skurrile Dinge erlebt. Darüber hinaus ist derzeit ein weiteres TV-Format mit mir in Arbeit.

Laut „Wikipedia“ sind Sie zudem als Social-Media-Berater tätig.

Sarpei: Sagen wir es so: Ich habe eine Zeit lang bei einer großen Agentur reingeschnuppert und dort viel über Social Media gelernt. Zudem arbeite ich täglich an meinen eigenen Seiten auf Facebook (fast 600.000 Follower; Anm. d. Redaktion) oder Twitter (466.000 Follower; Anm. d. Redaktion). Gelegentlich gebe ich dem einen oder anderen mal einen Ratschlag in Sachen Internetpräsenz. Darüber hinaus werde ich 2019 auch als Speaker tätig sein und Vorträge halten.

Am Sonntag treffen zwei Ihrer Ex-Klubs aufeinander. Hand auf’s Herz: Welcher liegt Ihnen mehr am Herzen, Schalke oder die „Wölfe“?

Sarpei: Ganz klar Schalke. Zwar war ich in Wolfsburg sechs Jahre unter Vertrag, bei S04 nur zwei Jahre – aber das war die emotionalste Zeit meiner Karriere. So geile Fans habe ich nirgends sonst erlebt. Zudem habe ich 2011 mit Schalke den DFB-Pokal gewonnen und stand im Champions-League-Halbfinale.

Hans Sarpei, Pokalsieger mit Schalke 04
Hans Sarpei, Pokalsieger mit Schalke 04 © Firo

Während Vorjahres-Relegations-Teilnehmer Wolfsburg derzeit am Europacup schnuppert, darbt Vizemeister Schalke im Tabellenkeller.

Sarpei: Ich verfolge natürlich beide Klubs aufmerksam. Wolfsburg hat mich ein wenig überrascht, Schalke hingegen nicht. Man muss ehrlich sagen, dass die Mannschaft schon in der vergangenen Saison auf dem Spielfeld nur reagiert, nie wirklich agiert hat. Damit sind sie Zweiter geworden, okay. Aber als Vizemeister musste du jetzt mehr für die Spielgestaltung tun und gerade damit tut sich die Mannschaft extrem schwer. Sie bräuchte vielleicht ein, zwei kreative Leute mehr. Zudem musst du heutzutage, wenn du oben mitspielen willst, Tempospieler im Kader haben. Die hat man, warum auch immer, nicht geholt.

Sarpei: Rudy passt nicht ins Schalker System

Wundert es Sie, dass sich Königstransfer Sebastian Rudy auf Schalke so schwertut?

Sarpei: Nein, weil er dort nicht so ins System passt. Rudy ist ein toller Fußballer. Ich bin sogar sicher: Wäre er im WM-Spiel gegen Südkorea nicht ausgefallen, hätte Deutschland die Vorrunde überstanden. Mit seiner aggressiven Art hätte Rudy auch wunderbar zu RB Leipzig gepasst, weil die Mannschaft ständig presst und er dort seine Zweikampfstärke gut ausspielen könnte. Schalke fehlen, wie gesagt, kreative und sehr schnelle Spieler.

Wie ist Ihr Draht nach Schalke?

Sarpei: Aus meiner aktiven Zeit ist ja nur noch der Ralf Fährmann dort. Darüber hinaus habe ich auch zu U23-Manager Gerald Asamoah noch regelmäßig Kontakt. Wir tauschen uns dann und wann über Fußball und persönliche Dinge aus.

Einen alten Bekannten auf Schalke haben Sie vergessen: Seppo Eichkorn.

Sarpei: Richtig. Dass Seppo nun wieder Schalkes Co-Trainer ist, nachdem er Jahre lang etwas im Hintergrund verschwunden war, ist schon eine Überraschung. Aber es könnte sich als guter Schachzug erweisen. Ich kenne Seppo bereits seit der Anfangsphase meiner Profikarriere beim MSV Duisburg und kann nur sagen: Er ist ein hervorragender Fußballfachmann. Mit seiner immensen Erfahrung, seiner sachlichen Art und seiner enormen Kompetenz wird er Spielern und Trainerteam gleichermaßen guttun.

Eichkorn kam 2009 nach Schalke, als Co-Trainer eines gewissen Felix Magath, der Sie 2010 aus Leverkusen zu den Königsblauen holte. Es folgte eine Saison, die mit der aktuellen durchaus vergleichbar ist: brutaler Absturz in der Liga. In Pokal und Königsklasse hingegen lief es.

Sarpei: Ich weiß nicht, ob man die jetzige Lage auf Schalke mit der Saison 2010/11 vergleichen kann. Okay, in der Liga konnten wir uns erst in der Rückrunde unter Ralf Rangnick aus der Gefahrenzone befreien. Das mag sich letztlich als Parallele erweisen. Aber den Pokal zu holen und unter die letzten vier der Champions League zu gelangen, dürfte der aktuellen Mannschaft ziemlich schwer fallen – nicht nur, weil man jetzt auf Manchester City trifft.

Sie klingen eher pessimistisch, was die Rückrunde angeht.

Sarpei: Ich fürchte Schalke, wird bis sich zum Saisonende dort wiederfinden, wo sie aktuell sind: im unteren Bereich der Tabelle, auch wenn ich mir etwas anderes wünschen würde. Nur: Wirklich viel hat sich während der Winterpause nicht getan im Team – außer dass mit Naldo ein Spieler weg ist, der vergangene Saison überragend war und dieses Jahr plötzlich nicht mehr gut genug gewesen sein soll.

Wagen Sie einen Tipp für die Auftaktbegegnung am Sonntag?

Sarpei: Schalke schlägt Wolfsburg 2:1.

Warum?

Sarpei: Ist so ein Gefühl. Zumal es ein Gesetz der Serie zu sein scheint, dass für Wolfsburgs Trainer Bruno Labbadia die Rückrunden nicht so gut laufen wie die Hinrunden.

Was halten Sie eigentlich von folgendem Spruch: „Hans Sarpei könnte sogar Schalke noch in die Champions League führen“ ...

Sarpei: (lacht) Das schafft wohl wirklich nur Hans Sarpei – aber der virtuelle aus dem Internet. Der würde es vermutlich so machen, dass er zuerst ganz schnell die 40-Punkte-Marke in der Bundesliga passiert und anschließend die Champions League gewinnt. Damit wäre Schalke ja automatisch wieder qualifiziert und alle wären happy. Wenn es nur so einfach wäre.