Schalke 04: Daniel Caligiuri nimmt sein Team und sich vor Rückrundenstart in die Verantwortung. Das sagt er zu den Aussichten des Klubs.

Daniel Caligiuri wandelt die Redewendung „Ich klopfe dreimal auf Holz“ etwas ab. Da keine Holzplatte zur Verfügung steht, pocht Schalkes Führungsspieler im Gespräch mit dieser Zeitung dreimal auf die Glasplatte des Tisches, als die Frage nach seiner Fitness aufkommt. „Ich fühle mich gut“, sagt der Bundesliga-Prof. Verletzungssorgen kennt der 31-Jährige nicht. Die sportlichen Sorgen sind dagegen noch da.

Herr Caligiuri, wie bewerten Sie kurz vor dem Rückrundenstart den Leistungsstand bei Schalke 04?

Daniel Caligiuri: Alle wissen, dass sie an sich arbeiten müssen. Das machen wir als Team sehr gut. In den ersten Tagen nach dem Trainingsstart haben wir an vielen Dingen gearbeitet. Zum Beispiel, als Mannschaft wieder geschlossener zu agieren.

Wie ist die Stimmung im Team?

Aus meiner Sicht ist sie perfekt. Klar gibt es mal kleine Auseinandersetzungen auf dem Platz, das gehört zum Fußball dazu, aber nach dem Training ist auch wieder alles gegessen. Es ist wichtig, dass wir zusammenhalten. Ganz gleich, was kommt.

Kapitän Ralf Fährmann hat sich über den Jahreswechsel viele Gedanken darüber gemacht, was in der Hinrunde schief gelaufen ist. Zu welchem Fazit kommen Sie?

Aus meiner Sicht haben wir teilweise zu ängstlich agiert. Wir haben den Ball nicht richtig laufen lassen, sind in vielen Pressing-Situationen unter Druck geraten und konnten unser Konzept nicht über 90 Minuten bringen. Wir wissen, dass wir es können und haben im Trainingslager in Spanien daran gearbeitet. Ich bin überzeugt davon: Wir kommen wieder dahin, wo wir waren.

Woher nehmen Sie die Zuversicht?

Wir haben unsere Muster, unsere Systeme stärker verinnerlicht. Doch zu Saisonbeginn kamen viele neue Spieler, die natürlich erst einmal reinfinden mussten. Dazu hatten wir mit vielen Verletzungen zu kämpfen. Jeder muss wissen, wie er in bestimmten Situationen zu laufen hat. Deshalb haben wir viel im taktischen Bereich gearbeitet und an den Laufwegen unserer Stürmer gefeilt.

Ist Schalkes Kader ohne Neuzugänge überhaupt stark genug, um die Wende zu schaffen?

Ich finde, die Mannschaft passt. Die Qualität im Kader ist sehr hoch. Ob jetzt noch zwei, drei Spieler hinzukommen, das entscheiden die Verantwortlichen. Ich lasse mich da überraschen. Wir haben immer noch ein paar Verletzte, die sehr viel Qualität haben. Klar ist auch, dass wir durch Naldos Abgang einen erfahrenen Abwehrspieler suchen.

Wie sehr fehlt Ihnen Naldo?

Ich vermisse ihn, weil ich ihn schon viele Jahre kenne, mit ihm vor Schalke schon beim VfL Wolfsburg zusammengespielt und vieles mit ihm erlebt habe. Es gab Höhen und Tiefen. Er ist ein Vorbild für jeden Spieler, eine Persönlichkeit. Naldo ist immer da und bereit, wenn es brennt. Nach seinem Wechsel zur AS Monaco müssen andere Spieler das Spiel an sich reißen. Ich gehöre sicherlich dazu. Vor allem die älteren Spieler stehen nun noch mehr in der Verantwortung, aber das gilt genauso für einen 25-Jährigen.

Wer ist auf Schalke jetzt besonders gefordert, um das Team zu führen?

Normalerweise muss jeder Spieler ein Kapitän für sich selbst sein. Aber in erster Linie muss der Mannschaftsrat mit Ralf Fährmann, Benjamin Stambouli, Guido Burgstaller und mir vorangehen. Auch Bastian Oczipka ist ein Kandidat, weil er bereit ist, viel Verantwortung zu übernehmen.

Fehlt auf Schalke der eine große Chef?

Wir sind alle Chefs auf dem Platz. Das hat auch mit Eigenverantwortung zu tun. Wenn es mal bei einem jüngeren Spieler super läuft und er das Spiel an sich reißt, dann ist er der Chef. Wichtig ist, dass es immer wieder einen Antreiber gibt, der die Mannschaft mitzieht.

Wie bewerten Sie die Aussagen Ihres Teamkollegen Alessandro Schöpf, der bei Schalke vermisst, dass sich Spieler im Training auch mal richtig in die Haare kriegen?

Wir wissen, was Schöpfi meinte. Deswegen ist das völlig in Ordnung. Aber Feuer ist bei uns immer drin. Es gibt in jeder Mannschaft verschiedene Spielertypen. Der eine ist vom Naturell her eher ruhiger, der andere nicht. Ich bin ein Typ, der sofort Klartext spricht. Und wenn das einen anderen Spieler stört, dann sagt er es wiederum mir. Ich wüsste jetzt nicht, in welchem Bereich wir zu lieb sind. Bei uns herrscht nicht immer nur Sonnenschein.

Wäre am Sonntag um 18 Uhr beim Rückrundenstart gegen Wolfsburg alles andere als ein Sieg eine Enttäuschung?

Vom Ergebnis her kannst du nie jemandem etwas versprechen. Wir wollen es besser machen als in der Vorrunde, wollen das Spiel an uns reißen und unsere Fans mitnehmen. Wenn das alles so hinkommt, werden wir gegen Wolfsburg als Sieger vom Platz gehen.

Ihr Teamkollege Mark Uth hat den internationalen Wettbewerb noch nicht abgeschrieben. Und Sie?

Mark meinte, dass rechnerisch noch alles möglich sei. Ich habe immer gesagt: Schalke gehört da oben hin. So weit sind wir jetzt aber noch nicht. Es ist erst einmal wichtig, eine bessere Leistung zu zeigen, besseren Fußball zu spielen. Wenn man dann in einen Lauf kommt und zwei, drei Spiele gewinnt, dann rollt es wie bei einer Maschine an. Ich bin überzeugt davon, dass jeder bei uns das Ziel hat, wieder europäisch zu spielen.