Gelsenkirchen. Champions League: Ur-Schalker kehrt mit Moskau nach Gelsenkirchen zurück. Offizielle Verabschiedung am Dienstag hängt noch am seidenen Faden.
Mit Verabschiedungen vor Champions-League-Spielen ist das so eine Sache. Der FC Schalke 04 hat für seinen langjährigen Kapitän Benedikt Höwedes, der 16 Jahre für die Königsblauen gespielt und es aus der vereinseigenen Knappenschmiede bis zum Weltmeister geschafft hatte, eigentlich etwas vorbereitet. Beim letzten Gruppenspiel zwischen Schalke und dem neuen Höwedes-Klub Lok Moskau am Dienstag (18.55 Uhr/Sky) soll dem Verteidiger eigentlich eine Collage mit schönen Erinnerungsfotos überreicht werden. Auch Stürmer Jefferson Farfan, der von 2008 bis 2015 das königsblaue Trikot trug, soll nachträglich mit einem kleinen Präsent verabschiedet werden.
Veto des Lok-Trainers für Höwedes-Abschied auf Schalke
Der Haken an der Sache: Die Uefa entpuppte sich auch noch bis zum Montagabend als schwieriger Verhandlungspartner. „Wenn es kein Champions-League-Spiel wäre, dann hätten wir es einfacher“, sagt Schalkes Direktor Sport Axel Schuster, „bei so einer Partie ist alles strikt durchgetaktet. Da wird zeitlich ganz genau festgelegt, wann was gemacht wird.“
Ein Mini-Zeitfenster für die Verabschiedung von Höwedes und Farfan wurde dann zwar doch gefunden, doch Lok-Trainer Yuri Syomin legte sein Veto ein. Hintergrund: Für Moskau geht es am letzten Spieltag sportlich noch um alles. Noch ist der Sprung auf Platz drei und damit die Teilnahme an der Europa League möglich.
Höwedes soll helfen, dass Lokomotive auf Schalke punktet. Für ihn ist der Auftritt ein komisches Gefühl. Zum ersten Mal in seiner Karriere spielt er als Gegner in der Veltins-Arena. Höwedes ist Gast in seinem Fußball-Wohnzimmer.
Einer, der an Höwedes Weltkarriere maßgeblichen Anteil hatte, ist Norbert Elgert. Schalkes U19-Trainer steht auch heute noch in regelmäßigem Kontakt mit „Bene“. 2001 kam Höwedes von Herten-Langenbochum zu den Königsblauen und schaffte später unter Elgert den Sprung zu den Profis.
An dem Tag, an dem er seinen ersten Profivertrag auf Schalke unterschrieb, war Höwedes mal wieder mit der „Rostlaube der Tante unterwegs“, wie Norbert Elgert sich erinnert. Höwedes und Elgert liefen über den Parkplatz des alten Parkstadions und sahen die edlen Karossen der Schalker Stars. „Tolle Autos, oder?“, fragte Elgert seinen Abwehrspieler. „Ja, Trainer, tolle Autos“, antwortete Höwedes. Elgert darauf: „Toll ja, aber nicht wichtig.“ Als Weltmeister entschied sich Höwedes, der Elgert schon eineinhalb Stunden nach dem gewonnenen Finale gegen Argentinien eine Nachricht aus der DFB-Kabine schickte („Danke für alles, Coach“), für einen VW Beetle als Dienstwagen. In blau.
Schalke-U19-Trainer Elgert: „Benedikt ist menschlich überragend"
Dass Höwedes Schalke verließ, tat Norbert Elgert sichtlich weh: „Klar bin ich darüber traurig, dass Benedikt nicht mehr für unseren Verein spielt. Er ist ein absolutes Urgestein, ein unglaublich verdienter Spieler.“ Höwedes absolvierte 335 Profispiele und erzielte 23 Tore als Verteidiger. Elgert: „Benedikt ist menschlich überragend, aber manchmal hätte er vielleicht mehr an sich denken müssen.“
Schalkes langjähriger Kapitän nahm auf seinen Körper keine Rücksicht, verschob vor zwei Jahren sogar eine Leistenoperation, um sich in den Dienst der Mannschaft zu stellen. Jetzt stellt sich Höwedes erstmals gegen seine große Liebe Schalke – als Gegner.