Gelsenkirchen. Vizemeister Schalke klebt nach dem 0:2 gegen Bremen im Tabellenkeller fest. Manager Heidel sieht das Hauptmanko in der mauen Trefferausbeute.

Das Bild hängt schief. Nach dem achten Spieltag der vergangenen Saison grüßte Schalke 04 mit 13 Punkten vom sechsten Tabellenplatz. Werder Bremen war damals siegloser Vorletzter. Aktuell sieht die Sache komplett anders aus. Nach dem 2:0 (1:0)-Sieg auf Schalke hat sich Werder mit 17 Punkten in die Spitzengruppe vorgeschoben. Schalke ist mit nur sechs Zählern auf den Relegationsplatz zurückgefallen. Die Königsblauen und die Hanseaten haben binnen eines Jahres die Rollen getauscht.

Den Zeitpunkt, nach der sechsten Pleite im achten Saisonspiel kräftig mit der Faust auf den Tisch zu hauen, hält Manager Christian Heidel jetzt noch nicht für gekommen. „Brandreden hält man dann, wenn man den Eindruck hat, dass einige nicht verstanden haben, worum es geht“, sagt der 55-Jährige.

Obwohl Stammspieler wie Daniel Caligiuri, der in der Vizemeister-Saison zu den überragenden Kräften bei den Schalkern zählte, oder auch der technisch versierte Amine Harit ihrer Form deutlich hinterherlaufen, hält Heidel nichts davon, sich einzelne Akteure herauszupicken. „Der Manager ist jetzt weniger dafür da, zu sagen, wie die Jungs Fußball spielen sollen. Da würde ich mich beim Trainer einmischen. Das habe ich noch nie gemacht. Da ist das Vertrauen in den Trainer da, dass er das viel, viel besser kann als ich“, erklärt Heidel.

2016 lief es auf Schalke ähnlich schlecht

Als es 2016 auf Schalke ähnlich schlecht lief und der Klub durch fünf Niederlagen zum Saisonstart auf den letzten Platz zurückfiel, reagierte Heidel anders. „Vor zwei Jahren habe ich nach dem Spiel in Hoffenheim etwas gesagt, weil ich mich über ein paar Dinge äußerst aufgeregt habe und ich da den Eindruck hatte, dass manche nicht verstanden haben, um was es da geht“, bilanziert der Manager. Eine Parallele macht er jetzt, zwei Spielzeiten später, nicht aus.

Auch gegen Bremen offenbarte Schalke ein erhebliches Defizit, das zum ständigen Begleiter zu werden scheint. Die mangelnde Chancenverwertung wird immer mehr zum Rucksack. Zu Hause haben die Königsblauen in vier Begegnungen nur ein Tor zustande gebracht, das zum 1:0-Sieg über Mainz reichte. Gegen Werder, Bayern und Hertha BSC setzte es drei 0:2-Pleiten. Insgesamt hat Schalke erst fünf Bundesliga-Treffer erzielt – also so viel wie Frankfurts Talent Luka Jovic beim 7:1 über Neuling Düsseldorf.

Heidel nennt das Manko ohne Umschweife: „Wenn man nach acht Spielen fünf Tore hat, dann ist das sicherlich das Hauptproblem.“ Der Manager analysiert: „Bremen hat es clever gemacht. Bremen hat zurecht gewonnen, weil wir diese Effizienz momentan nicht an den Tag legen. Chancen hatten wir insgesamt mehr, aber wir machen sie eben nicht rein.“

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Schalkes Torwart Alexander Nübel, der für den am Oberschenkel verletzten Kapitän Ralf Fährmann zwischen die Pfosten rückte und sein erstes Bundesliga-Spiel von Beginn an absolvierte, war bei den Bremer Treffern von Maximilian Eggestein (43./66.) machtlos. Die Gastgeber ließen Großchancen von Guido Burgstaller (58.), Franco Di Santo (64.) und Mark Uth (88.) aus. Heidel: „Wir hatten in dieser Saison bisher sechs 50:50-Spiele. Davon haben wir eines gewonnen und fünf verloren. Das müssen wir stoppen.“

Schalke-Vorstand Heidel: „Effizienter werden, besser spielen“

Wie weit Schalke aktuell hinter der Musik herläuft, das will der Manager gar nicht hören. „Wir müssen damit aufhören, dass irgendwelche Leute berechnen, wie viele Punkte zu irgendwelchen Plätzen fehlen“, sagt Heidel. „Momentan geht es darum, als Allererstes da unten rauszukommen. Dafür müssen wir effizienter sein und auch besser Fußball spielen.“

Trainer Domenico Tedesco, der gegen Bremen auf Top-Einkauf Sebastian Rudy verzichtete und Neuzugang Hamza Mendyl erneut wegen Gelb-Rot-Gefahr auswechseln musste, blickt bereits auf die Champions-League-Aufgabe bei Galatasaray (Mittwoch) und das Punktspiel in Leipzig (Sonntag). „Wir dürfen nicht zulassen, dass uns diese Niederlage ausbremst“, sagt Tedesco. Er weiß, dass er mit Schalke jetzt dringend Fahrt aufnehmen muss.