Gelsenkirchen. Schalke 04 klebt nach dem 0:2 gegen Werder Bremen weiterhin im Tabellenkeller fest. Viel Zeit zum Ärgern bleibt aber nicht: Am Mittwoch wartet Galatasary Istanbul.

Schalkes Trainer Domenico Tedesco hatte den Reißverschluss seiner schwarzen Jacke weit nach oben gezogen. Darunter verbarg sich symbolisch ein dicker Hals – der 33-Jährige war sichtlich enttäuscht über den erneuten Dämpfer in der Fußball-Bundesliga. 0:2 (0:1) gegen den SV Werder Bremen, die sechste Niederlage im achten Meisterschaftsspiel der Saison 2018/2019. Damit klebt Schalke weiterhin im Tabellenkeller fest.

„Es ist unheimlich schade, dass wir nicht gewonnen haben. Aber wir hatten den Sieg auch nicht verdient. Die Effizienz hat uns gefehlt“, stellte Tedesco fest. Und das lag nicht daran, dass Stamm-Torwart Ralf Fährmann das Bremen-Spiel nach plötzlich aufgetretenen Schmerzen beim Aufwärmen sausen lassen musste. „Ich habe Probleme im Oberschenkel“, so Fährmann. Ob die Verletzung kürzerer oder längerer Natur ist, ließ sich am Samstagabend noch nicht sagen. Für Fährmann rückte der 22-jährige Alexander Nübel erstmals überhaupt in seiner Karriere in die Schalker Bundesliga-Startelf. Nübel enttäuschte keineswegs und hatte in der Endphase die Chance, sich durch eine Klasse-Parade auszuzeichnen. Zu diesem Zeitpunkt hatte es allerdings schon zweimal hinter ihm eingeschlagen. Nübel war bei beiden Toren von Bremens Maximilian Eggestein (43.,66.) machtlos.

Werder präsentiert sich abgezockter

Schalke war Werder in mehreren Bereichen unterlegen. Die Hanseaten gewannen mehr Zweikämpfe (55 Prozent), hatten mehr Ballbesitz (54 Prozent) und liefen als Team drei Kilometer mehr als die Hausherren. Schalke lag bei Torschüssen (12:8) und Ecken (3:1) vorne. Bremen präsentierte sich unter dem Strich abgezockter.

„Wir können unser Potenzial aktuell konstant abrufen“, strahlt Werders Sportchef Frank Baumann, „die Mischung aus erfahrenen und jungen Spielern ist gut. Deswegen konnten wir ein schweres Auswärtsspiel gegen eine Top-Mannschaft gewinnen.“ Damit schmierte Baumann dem amtierenden Vizemeister reichlich Honig um den Bart. Schalke 04 hat den Status des unbequemen, schwer zu knackenden und eiskalt zuschlagenden Spitzen-Teams verloren.

Tedesco: "Die Bremer waren sehr effizient"

„Die 50:50-Spiele, die wir im letzten Jahr noch gewonnen haben, verlieren wir aktuell“, stellt Domenico Tedesco fest. Die Niederlage gegen die Hansestädter musste er neidlos anerkennen: „Die Bremer waren sehr effizient und haben im richtigen Moment reife Entscheidungen getroffen. Das haben wir leider nicht getan.“

Nach ordentlichem Start ließ Schalke im ersten Durchgang nach und versuchte, den 0:1-Rückstand durch mehr Druck zu Beginn der zweiten Halbzeit auszugleichen. „Im ersten Durchgang wollten wir den Spielfluss der Bremer unterbinden, in dem wir intelligent verteidigen. Das ist uns in den ersten 20 Minuten gut gelungen. Dann kriegen wir das Gegentor und es war etwas Verunsicherung da.“ Der Trainer bilanziert weiter: „Im zweiten Abschnitt wollten wir den Ausgleich durch ein paar Umstellungen ein Stück weit erzwingen. Die Torchancen waren da, davon müssen wir eine einfach nutzen.“ Guido Burgstaller scheiterte in der 58. Minute alleine vor Werder-Torwart Jiri Pavlenka. Der eingewechselte Mark Uth köpfte eine Franco Di Santo-Flanke drei Minuten vor Abpfiff an die Werder-Latte. Tedesco: „Unsere Aufgabe ist es jetzt, uns schnell zu sammeln, zu regenerieren und mit voller Power nach Istanbul zu reisen.“ Am Mittwoch (21 Uhr) hat Schalke das schwere Champions League-Spiel bei Galatasaray vor der Brust. Viel Zeit zum Ärgern bleibt also nicht.