Moskau. Nach dem ersten Bundesliga-Sieg wollen die Königsblauen weitermachen und eine Serie starten. Dabei kommt es zu einem emotionalen Wiedersehen.

Als die Schalker Delegation am Dienstagmorgen um kurz nach 11 mit der portugiesischen Fluggesellschaft Hifly vom Flughafen Münster/Osnabrück mit der Flugnummer 5M622 Richtung Moskau abhob, war die Stimmung gut. „Wir wollen eine überzeugende Leistung abliefern und sportliche Liebesgrüße aus Moskau senden“, sagt Schalkes Marketing-Vorstand Alexander Jobst in Anlehnung an den gleichnamigen James Bond-Agenten-Thriller.

Dass es am Mittwochabend (18.55 Uhr/DAZN) im ersten Champions League-Auswärtsspiel bei Lokomotive Moskau spannend wird, liegt auf der Hand. Die Russen stehen nach ihrem 0:3 zum Auftakt bei Galatasaray Istanbul bereits unter Druck. Schalke 04 will nach dem 1:1 Gruppen-Favorit FC Porto jetzt den ersten Dreier. „Wir wollen in der Champions League nachlegen – und wir wollen danach in der Meisterschaft gegen Fortuna Düsseldorf nachlegen“, sagt Manager Christian Heidel.

Zwar war das 1:0 in der Bundesliga gegen Mainz 05 nach fünf Pleiten in Folge Balsam für die geschundene Schalker Seele, aber als kräftigen Befreiungsschlag werten das Resultat weder Spieler noch Verantwortliche. „Für einen Sieg“, stellt Heidel fest, „können wir uns nichts kaufen. Ein Erfolg hat noch keine Wende herbeigeführt.“ Also wollen sich die Königsblauen jetzt durch eine Aneinanderreihung von guten Resultaten selbst aus dem Sumpf ziehen. „Wir wollen aus der negativen Serie nun eine positive Serie machen“, sagt Heidel kämpferisch.

Schöpf und Harit reisen nicht mit

Bei dem Versuch, die Weiche auf Erfolg umzustellen, fehlt ausgerechnet Alessandro Schöpf, dem gegen Mainz per Kopfball das entscheidende Tor gelungen war. Trainer Domenico Tedesco: „Alessandro hat sich eine Mandelentzündung eingefangen, wir hoffen, dass es schnell geht und er gegen Düsseldorf wieder dabei sein kann.“ Weder in Moskau noch gegen Aufsteiger Düsseldorf kann Wirbelwind Amine Harit eingreifen. Seine Verletzung aus dem Mainz-Spiel entpuppte sich als Muskelfaserriss. Voraussichtliche Pause: Zwei Wochen.

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Nach zweimaligem Tribünenplatz schaffte es Franco Di Santo wieder in den 18er-Kader der Schalker. Der Argentinier hofft nach seinem Auswechsel-Gemecker, das Trainer Tedesco arg enttäuschte und auf die Palme brachte, auf eine neue Chance im S04-Angriff. Gelegenheit für Experimente bietet das Spiel bei Lokomotive Moskau allerdings nicht. Christian Heidel: „Ich erwarte da eine ganz schwierige Nummer. Wir haben uns das 0:3 von Lokomotive bei Galatasaray angeschaut. Vom Spielverlauf her war das kein so klares Ergebnis. Moskau ist eine Mannschaft, die schon etwas darstellt.“

Kein Kontakt zu Höwedes vor dem Spiel

Auch deswegen, weil mit Benedikt Höwedes eine Schalker Klub-Ikone seit dem Saisonstart bei Lokomotive die Abwehr organisiert. „Kontakt gab es zu Benedikt vor dem Spiel nicht“, so Heidel, „aber das sind eben so besondere Geschichten im Fußball. Für ihn wir es bestimmt ein bisschen merkwürdig, gegen seinen langjährigen Verein Schalke zu spielen. Wir freuen uns alle auf das Duell.“

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Weltmeister Olaf Thon, der zur Schalker Delegation in Moskau zählt, stuft das Spiel aus Sicht von Benedikt Höwedes als „ganz besonders“ ein. Er selbst kann keinen direkten Vergleich ziehen, wie sich das erste Treffen mit der alten Liebe genau anfühlt. „Als ich damals von Schalke 04 zum FC Bayern München gewechselt bin, hat es durch Schalkes Abstieg ein paar Jahre gedauert, bis wir uns in der Bundesliga wieder gesehen haben. Als der Zeitpunkt dann gekommen war, da war schon Gras über die Wechsel-Sache gewachsen. Allerdings weiß ich noch, dass S04-Fans mir zugerufen haben: Komm nach Hause, Olaf“, bilanziert Thon.

Bei Höwedes ist das Aufeinandertreffen mit den alten Kollegen frischer und intensiver als seinerzeit bei Thon. Höwedes trainierte im Sommer noch für einige Wochen auf Schalke mit, bevor der Wechsel zu Lokomotive vollzogen wurde. Jetzt bleib abzuwarten, ob Höwedes Schalkes geplante Liebesgrüße aus Moskau verhindern kann...