Gelsenkirchen. Benedikt Höwedes wird in den nächsten Jahren für Lokomotive Moskau spielen. Für den Abwehrspieler lohnt sich der Wechsel aus mehreren Gründen.
Moskau statt Mittersill: Für Benedikt Höwedes haben sich die Reisepläne am Wochenende kurzfristig auf nicht ganz unerhebliche Art geändert. Anstatt mit der Bundesliga-Mannschaft des FC Schalke 04 als nur noch geduldeter Profi ins Trainingslager ins österreichische Mittersill zu fliegen, leitete der 30 Jahre alte Abwehrspieler die letzten Formalitäten bezüglich seiner Zukunft in die Wege. Gebucht wurde Moskau: Höwedes wird in den nächsten Jahren für den russischen Meister Lokomotive Moskau spielen.
Der langjährige Schalke-Kapitän ersparte sich damit am Sonntag auch den beschwerlichen Umweg über Aue, wo Schalke ein Testspiel beim Zweitligisten FC Erzgebirge nach schwacher Leistung mit 0:1 (0:0) verlor. „In Mittersill“, sagte Trainer Domenico Tedesco mit Blick auf das Trainingslager, „wartet viel Arbeit auf uns.“
Ein Ex-Schalker als Drahtzieher
Höwedes war schon vorher von Schalke freigestellt worden, um nach Darstellung des Klubs „Termine bezüglich eines Vereinswechsels“ wahrzunehmen. Wenig später war klar, dass die Reise nach Moskau geht, wo ein früherer Schalker gerade dabei ist, eine Mannschaft von internationalem Format aufzubauen: Erik Stoffelshaus (47), bis 2009 Team-Manager auf Schalke, sucht als Sportdirektor von Lokomotive Moskau Verstärkung auch für die Spiele in der Champions League. Bestätigen wollte Stoffelshaus den Höwedes-Deal indes noch nicht. Der WAZ sagte er am Sonntagabend: „Ich äußere mich nicht zu Spekulationen. Erst, wenn wir einen Transfer zu verkünden haben, verkünden wir ihn auch.“
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In der vergangenen Saison feierte Stoffelshaus mit Lok überraschend den Gewinn der russischen Meisterschaft. Und auch da hatte der gebürtige Mülheimer seine alten Kontakte spielen lassen, indem er den langjährigen Schalke-Stürmer Jefferson Farfan zum Wechsel nach Moskau überredete. Die Nummer mit Höwedes wird nun eine Wiederholung der Story: Neubeginn in Moskau.
Höwedes kann sportlichen Anspruch erfüllen
Für Benedikt Höwedes lohnt es sich: Der Weltmeister von 2014 kann in der Champions League spielen und dort eventuell in der Gruppenphase ab September sogar auf Schalke treffen – sein neuer Klub ist als russischer Meister im Topf der acht Besten gesetzt. Diesen sportlichen Anspruch kann sich Höwedes erfüllen.
Auch finanziell geht die Rechnung auf. Jefferson Farfan, mit dem Höwedes künftig wieder zusammen spielen wird, kassiert in Moskau 1,7 Millionen Euro pro Jahr – bei Höwedes könnten die Russen noch mehr drauflegen. Zwar gilt Lokomotive Moskau nicht als reicher russischer Klub, hat aber durch die Champions-League-Millionen das Geld für neue Stars. Auf Schalke wurde das Gehalt von Höwedes auf etwa vier Millionen Euro pro Jahr geschätzt; sein Vertrag lief noch bis 2020.
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Fünf Millionen Euro Ablöse für Höwedes
Und auch Schalke profitiert von dem Wechsel. Die Königsblauen streichen noch bis zu fünf Millionen Euro Ablöse (inklusive erfolgsabhängiger Boni) für einen Spieler ein, mit dem der Trainer nicht mehr plant.
Tedesco fand trotzdem am Sonntag noch einmal nette Worte für den Ex-Kapitän, der nun von Bord geht. Nicht etwa nach einem langen Transfer-Hickhack, wie der Trainer versicherte: „Das Training mit Benni hat Spaß gemacht.“