Gelsenkirchen. Das Spiel Eins nach dem Freitod von Nationaltorwart Robert Enke war für dessen Mannschaftskameraden Arnold Bruggink von Hannover 96 „das schwerste bisher überhaupt”.

Und Enkes Nachfolger im Tor der Niedersachsen, Florian Fromlowitz, kämpfte in der Gedenkminute vor dem Spiel noch mit Tränen, bekannte aber nach dem Abpfiff: „Ich glaube, es ist uns gelungen, das Ganze während des Spieles einigermaßen auszublenden.” Das schafften die Schalker auch, und so entwickelte sich am Samstag in der Veltins-Arena ein fast ganz normales Fußballspiel, das mit einem verdienten 2:0 (0:0)-Sieg der Gastgeber endete.

Seit sieben Spielen sind die Schalker ungeschlagen. Und das ist ein starkerHinweis darauf, dass Felix Magath nach dem Titel mit Wolfsburg in der Vorsaison in Gelsenkirchen jetzt wieder eine Art Meisterwerk zu gelingen scheint. Denn wer hätte gedacht, dass sich eine Mannschaft mit Spielern wie Joel Matip, Lukas Schmitz und Christoph Moritz, Namen die vor Saisonbeginn keiner kannte, in der Spitzengruppe der Liga würde etablieren können. Zumal sich zu diesem Trio noch Namen wie Lewis Holtby, Vasileios Pliatsikas oder gegen Hannover auch Jan Moravek gesellen, die vor der Saison nur als Talente bekannt waren. Felix Magath setzt auf sie, manchmal vielleicht sogar zu viel, glaubt man. Aber der Erfolg gibt ihm recht. Für den Schalker Trainer entwickelt sich eine Mannschaft, von der er sagt: „Ihr fehlt noch die spielerische Klasse, aber sie spielt im Moment einfach, was sie kann. Ich glaube, dass sie sich noch weiter steigern kann.”

Die Chancen, zumindest erst einmal bis zum Ende der ersten Serie in der Spitzengruppe der Bundesliga zu bleiben, sieht Magath nach dem Sieg gegen Hannover mittlerweile als sehr realistisch an. „Wir haben uns erst einmal oben festgesetzt”, sagt der 56-Jährige, „das macht es uns einfacher, weil der Druck nicht mehr ganz so groß sein wird.”

Auch die Schalker Spieler trauen sich von Erfolg zu Erfolg mehr, von sich als einer Spitzenmannschaft zu reden. „Bis auf Bremen haben wir gegen alle gespielt, die über uns stehen oder gestanden haben. Und wir sind immer noch oben mit dabei. Das nennt man dann doch Spitzenmannschaft, glaube ich”, sagt Ivan Rakitic keck und fast ein wenig altklug, denn auch er ist erst 21 Jahre alt. Der Kroate gehört ebenfalls in die junge Garde der Spieler, die Magath immer wieder ins Bundesligarennen schickt.

Zu diesem Kreis sind auch der auch der zur Zeit verletzte Georgier Levan Kenia (19) und der am Samstag gesperrte Carlos Zambrano (20) zu zählen oder auch der eingangs erwähnte Tscheche Jan Moravek (20) , der gegen Hannover seine Einwechselung in der Nachspielzeit dazu nutzen konnte, in seinem zweiten Kurzeinsatz sein erstes Bundesligator zu erzielen.

Es passt einfach auf Schalke. Nicht alle Spieler hat Felix Magath neu entdeckt, sie sind teilweise schon länger im Verein. Aber der Unterschied zu seinen Vorgängern ist, dass er sie als neuer Cheftrainer einfach spielen lässt. Und die Newcomer danken es ihm zumindest immer mit viel Kampf und Einsatz. Tugenden, mit denen die Schalker auch das Spiel gegen Hannover 96 in den Griff bekamen, nachdem es in der ersten Hälfte nicht so gut ausgesehen hatte.

Natürlich lebt die neue Mannschaft gerade in Phasen, wenn es nicht so läuft, auch von ihren Routiniers. Vorne gehört sicher der Torschütze zum 1:0 Jefferson Farfan dazu und hinten Abwehrchef Marcelo Bordon. Und ganz, ganz hinten vielleicht auch Torwart Manuel Neuer, obwohl ... – obwohl der ja auch gerade erst einmal 23 Jahre alt ist. Felix Magath hat offensichtlich eine gute Mischung gefunden.