Augsburg. Mit Indianer-Geheul tobten die Spieler des FC Schalke 04 nach dem 2:1-Erfolg in Augsburg in die Kabine. Die Champions-League-Quali ist sicher.

Die Umkleidekabine des FC Schalke 04 in der Augsburger WWK-Arena war am Samstag ab 17.45 Uhr ein gefährlicher – und auch ein sehr, sehr klebriger Ort. Mehrere Sektflaschen kugelten leer über den Boden, der Inhalt war entweder an der Decke, auf Köpfen, dem Boden oder der Kleidung verteilt. Schalkes Profis, die durch den 2:1 (2:1)-Erfolg in Augsburg die Vizemeisterschaft und die Champions League-Teilnahme klar machten, hüpften ausgelassen wie kleine Kinder umher. Durch die geschlossene Tür dröhnten „Vizemeister“-Rufe und Geheule, wie man es aus Western-Klassikern von wild angreifenden Indianerstämmen kennt.

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Manager Christian Heidel strahlte, als er die Spieler in der Umkleide abgeklatscht hatte. Der 54-Jährige kam nicht ganz unbeschadet davon. „Ich habe irgendetwas ins Auge bekommen“, so Heidel schmunzelnd. Danach gab er grünes Licht, um es richtig krachen zu lassen. „Ich habe nichts dagegen, wenn die Jungs den Flieger auf dem Rückflug leer trinken.“

Umziehen musste sich der Kaderplaner nach seinem Kabinenbesuch nicht, die Sekt-Treffer waren bei ihm noch überschaubar. Trainer Domenico Tedesco bekam keine Schonung. Er musste sich von seinem Outfit, das er während der Partie am Spielfeldrand getragen hatte, trennen. Tedesco erschien im blau-weißen Trainings-Anzug bei den wartenden Journalisten.

Schalkes Heidel über den Erfolg: "Da gehört auch Max Meyer zu"

Durch den Dreier in Augsburg, den Thilo Kehrer mit einem sehenswerten Hacken-Tor (23.) und einem Kopfball, den Augsburgs Alfred Finnbogason ins Tor lenkte (34.), sicherte, krönte der Malocherklub eine starke Saison – und ist einen Spieltag vor dem Ende der Spielzeit auch von Ruhrpott-Rivale Borussia Dortmund nicht mehr einzuholen. Christian Heidel: „Ein Riesenkompliment an die Mannschaft, ein Riesenkompliment an den Trainer und ein Riesenkompliment an alle, die mitgeholfen haben. Da gehört auch Max Meyer zu.“ Der Mittelfeldspieler war vor wenigen Tagen von Schalke suspendiert worden, weil er mit dem Klub nach eigener Aussage „abgeschlossen“ hatte. Über weite Strecken der Saison hatte Meyer zum S04-Stammpersonal gezählt.

Den entscheidenden letzten Schritt schafften die Königsblauen jetzt ohne Meyer und den rot-gesperrten Nabil Bentaleb – dafür ackerte Talent Weston McKennie auf der Sechser-Position. Der Amerikaner verschenkte nach Abpfiff sein Trikot, machte dann während eines TV-Interviews von Thilo Kehrer einen imaginären Hackentrick – Kehrer musste lachen.

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Nicht nur diese Szene ist ein Beleg dafür, dass auf Schalke etwas zusammengewachsen ist. „Ich freue mich für die gesamte Mannschaft und den Verein“, bilanzierte Domenico Tedesco und dachte sofort an die vielen tausend Anhänger, die den Klub unterstützen. „Ich bin froh, dass wir die Fans glücklich machen konnten. Sie haben uns das gesamte Jahr über fantastisch unterstützt. Dafür sind wir sehr dankbar.“ Da war es auch zu verschmerzen, dass in Augsburg nicht alles rund lief – und der FCA zwischenzeitlich durch Philipp Max zum 1:1 kam. „Wir sind etwas wackelig gestartet, haben dann mit viel Herz und Leidenschaft gespielt“, analysierte Tedesco und nannte die Begegnung „ein Spiegelbild der Saison.“

Am Ende hatten sich die Mühen gelohnt. Christian Heidel stellte, während ein paar Meter weiter links in der Kabine immer noch kräftig getobt wurde, fest: „Viel mehr als die Vizemeisterschaft können wir nicht erreichen. Das ist wie eine gefühlte Meisterschaft. Selbst, wenn es dafür keine Schale gibt.“ Nach einer Sekunde schob Heidel schmunzelnd nach: „Das müsste man eh ändern.“