Gelsenkirchen. In einem Interview hat der Mittelfeldspieler den Krach auf die Spitze getrieben. Die Vorwürfe sind heftig, Selbstkritik fehlt komplett. Ein Kommentar.
Als der Spanier Raúl 2012 Schalke so verließ, wie er 2010 gekommen war, als Gigant nämlich, wurde seine Nummer 7 ein Jahr lang nicht mehr vergeben. Danach wurde sie an ein Talent weitergereicht. Max Meyer, der Dribbelkünstler, sollte auch auf diese Weise aufgewertet werden. Konkurrent Raffael wurde nach Mönchengladbach weitergereicht, damit Meyer mehr Einsatzzeiten bekommen sollte.
Der Junge aus Oberhausen war auf Schalke ein Versprechen. Leider blieb er es auch. Trainer kamen, Trainer gingen, Max Meyer hatte bei allen ähnliche Probleme. Sie warfen ihm vor, nicht konstant genug zu sein. Und wenn sie ihn mal nicht aufstellten, stapfte er erkennbar missmutig durch die Gegend und zeigte auch im Trainingsalltag selten positive Trotzreaktionen. Markus Weinzierl wollte ihn deshalb schon loswerden.
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Als im vergangenen Sommer Domenico Tedesco nach Schalke kam, wusste der nicht wohin mit dem zentralen Spielmacher. Denn diese Position war im System des neuen Trainers nicht vorgesehen. Diesmal aber kämpfte Meyer, und Tedesco erkannte das. Er belohnte ihn dafür, indem er ihn auf einer neuen Position im Team unterbrachte. Meyer dankte es als mit zum Teil starken Spielen als Abräumer und Strippenzieher vor der Abwehr. Plötzlich schien alles zu passen.
Im Februar aber hat Meyer ein verbessertes Angebot zur Verlängerung des auslaufenden Vertrags, die Rede ist von 5,5 Millionen Euro Jahresgehalt, abgelehnt. Dieser Vorgang wurde von großem Getöse begleitet, weil Meyers Berater Roger Wittmann Schalke trotz der Top-Offerte fehlende Wertschätzung vorwarf. Das Problem war: Wittmann wusste, dass Schalke vorher Leon Goretzka deutlich mehr geboten hatte. Der Berater riskierte, dass der Fall eskalierte.
Erschwerend kam hinzu, dass sich Wittmann und Schalkes Sportvorstand Christian Heidel seit Jahren in herzlicher Abneigung verbunden fühlen. Wittmann sagte ein Treffen mit Schalkes Klubführung kurzfristig ab, Heidel blieb hart: Mehr als 5,5 Millionen würde es nicht geben.
Es ist verheerend, wie tief sich Max Meyer in dieses Machtspiel hineinziehen lassen hat. Denn er hat nicht die Persönlichkeit, um es aushalten zu können, er wird gerade darin zerrieben. Wer zum ersten Mal in seiner Karriere ein halbes Jahr lang gleich bleibend gut spielt und dann weg will, ist bei Schalkes Fans natürlich unten durch. Und Tedesco ist nicht dumm. Natürlich hätte der Trainer in den vergangenen Wochen nicht auf Meyer verzichtet, wenn der sich im Training voll reingehängt hätte. Goretzka spielt schließlich auch.
Jetzt hat Roger Wittmann, pardon, jetzt hat Max Meyer der Bild-Zeitung ein Interview gegeben, in dem mit Schalke abgerechnet wird. Die Anschuldigungen sind heftig, der zentrale Vorwurf lautet Mobbing.
Das konnte sich Schalke natürlich nicht bieten lassen. Die richtige Konsequenz war am Montag die Suspendierung für den Rest der Saison, was nicht juristisch, aber faktisch einem Rausschmiss gleich kommt. Solche Störfeuer gefährden schließlich zwei Spieltage vor Saisonschluss die Konzentration auf die sportlichen Ziele.
Trotzdem ist es traurig, dass es nun zu einer so schmutzigen Trennung gekommen ist. Für Schalke ist es grundsätzlich schlimm, dass wieder ein Junge aus der eigenen Jugend geht. Diesem aber müssen die Königsblauen nicht nachweinen. Denn so stark, wie Meyer sich selbst stets sah, war er nie.
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Durch das krachende Ende auf Schalke steht Max Meyer bei seinem nächsten Verein natürlich enorm unter Druck. Er wird dort Leistung liefern müssen: sofort und regelmäßig. Weil sonst auch außerhalb von Schalke niemand mehr Verständnis für ihn aufbringen wird, wenn er sich wieder mal schlecht behandelt fühlt.
Anmerkung der Redaktion: Eine frühere Version des Textes trug die Zeile "Schalke sollte sich von Max Meyer trennen – sofort". Diesen Kommentar hat Redakteur Peter Müller nach der Entscheidung des FC Schalke 04 überarbeitet.