Gelsenkirchen. Schalkes Stürmer Breel Embolo brennt auf sein erstes Revier-Derby am Sonntag gegen den BVB. Der Schweizer verrät, warum er Schalke so sehr mag – und was ein Dortmunder Freund zu erwarten hat.
Schalkes Stürmer Breel Embolo (21) fiebert seinem ersten Revier-Derby entgegen. Nach seinen muskulären Problemen, die eine frühzeitige Auswechslung beim 2:3 in Hamburg zur Folge hatten, stehen die Chancen gut, dass er rechtzeitig zum Dortmund-Spiel fit wird. „Dieses Spiel alleine sorgt schon für eine riesige Motivation“, sagt Embolo.
Herr Embolo, Sie gelten als Spieler, der bei Trainingsübungen gerne mal kleine Wetten mit seinen Teamkollegen abschließt. Gibt es eine Derbywette?
Breel Embolo: Nein, spezifisch nicht. Ich hatte auch wegen meiner Verletzung noch gar keine Zeit, um zu wetten.
Sie haben zuletzt eine Wette gegen Marko Pjaca gewonnen. Worum ging es?
Breel Embolo: Wir spielen oft zu viert etwas aus. Guido Burgstaller, Amine Harit, Marko, und ich. Es geht um Sachen, die Spaß machen und bei denen man was gewinnen kann. Wir machen nach dem Ende der Trainingseinheit Torschüsse. Wer am wenigsten trifft, muss die anderen zum Essen einladen. Oder die Schuhe der Kollegen putzen. Dadurch bauen wir zusätzlich etwas Spannung auf und haben Spaß. Und man will halt nicht verlieren.
Mussten Sie schon mal Schuhe putzen?
Breel Embolo: Nein. Aber zum Essen musste ich Guido Burgstaller und Marko Pjaca schon mal einladen. Alessandro Schöpf haben wir auch mitgenommen. Die Gewinner durften das Restaurant aussuchen. Wir waren beim Italiener. Für mich war es natürlich ein bisschen schmerzhaft mit dem Bezahlen (lacht).
Bleiben wir bei Spaß: Amine Harit hat im Hinspiel gegen Dortmund eine Wette verloren und sich die Haare danach blond gefärbt. Könnten Sie sich so eine Typveränderung auch vorstellen?
Breel Embolo: Ich hatte zu meiner Zeit in Basel schon mal blonde Haare. Da hatte ich vor einem Europa League-Spiel gegen Florenz eine Wette verloren. Als ich am nächsten Tag in die Kabine kam, waren natürlich alle schockiert. So etwas kommt spontan, es ist schwer zu sagen, ob ich das nochmal machen würde. Jetzt aktuell bin ich eigentlich zufrieden mit meinen Haaren.
Spüren Sie die Besonderheit in dieser Derby-Woche?
Breel Embolo: Es hat nicht erst jetzt angefangen, sondern schon in der letzten Woche. Es war hier am Platz Thema, auch an der Tankstelle bin ich von einer Frau auf das BVB-Spiel angesprochen worden. Am Tag nach dem Hamburg-Spiel habe ich zwei, drei Schalke-Fans am Trainingsplatz getroffen. Sie meinten: Die Hamburg-Niederlage war egal, jetzt zählt nur das Derby. Uns war das 2:3 natürlich nicht egal, aber das Schöne im Fußball ist, dass man im nächsten Spiel nach einer Enttäuschung schon wieder etwas zurückzahlen und besser machen kann. Es kann ja auch sein, dass dieser Rückschlag im richtigen Moment gekommen ist. Nach einer Niederlage arbeitet man viermal härter als nach einem Sieg.
Beim Hinspiel saßen Sie nur auf der Bank. War das schmerzhaft?
Breel Embolo: Es war schon etwas enttäuschend, weil man in solchen besonderen Begegnungen dabei sein möchte, aber zu dem Zeitpunkt konnte ich noch nicht hundertprozentig helfen.
Was ist vom Tor-Spektakel hängengeblieben?
Breel Embolo: Es war verrückt. Wir lagen zur Pause 0:4 zurück, es lief wirklich alles gegen uns. Ein 0:2 wäre okay gewesen, aber keine vier Gegentore. Das war definitiv zu hoch. In meinen Augen hatten wir das nicht verdient. Domenico Tedesco hat in der Halbzeit die richtigen Worte gefunden und war der Meinung, dass auch wir in der Lage sind, Tore zu schießen. Es ging auch um Mentalität, die uns in dieser Saison so auszeichnet. Das hat er sehr, sehr gut gemacht. Dann ist es in der zweiten Halbzeit ziemlich schnell gegangen mit unseren Anschlusstoren. Als es 4:3 stand, war Dortmund nicht mehr mental im Vorteil, weil sie etwas zu verlieren hatten. Die Stimmung kippte, es sprach alles für uns. Es wirkte fast, als ob auch die BVB-Fans den Gedanken hatten, dass wir noch ein Tor machen.
Wissen Sie noch, was Sie nach Naldos 4:4 gemacht haben?
Breel Embolo: Ich glaube, alle die draußen auf der Bank waren, sind nach vorne zu den jubelnden Teamkollegen gesprintet. Ich auch. Selbst die Zeugwarte waren dabei. Das war wirklich einer der schönsten Momente meiner Karriere. Es fühlte sich sehr, sehr gut an.
Bei der Borussia spielt mit Manuel Akanji ein sehr guter Freund von Ihnen. Wie konnte es dazu kommen, dass er zum Rivalen wechselt?
Ich habe oft mit ihm geredet. Meine Hoffnung war, dass er vielleicht eines Tages zu uns nach Schalke kommt. Aber als das Angebot da war aus Dortmund, habe ich mich zurückgehalten. Schließlich muss jeder für sich entscheiden, was für ihn der beste Weg ist und die Entscheidung selbst treffen. Ich habe ihm gesagt: Manuel, wir könnten dich auf Schalke sehr gut gebrauchen, aber wir haben mit Naldo, Thilo Kehrer, Benjamin Stambouli und Matija Nastasic vier starke Verteidiger. Die Chance für Akanji war in Dortmund größer, zu spielen. Das war reizvoller für ihn. Bevor er beim BVB unterschrieben hat, hat Manuel mir Bescheid gegeben. Ich freue mich trotzdem für ihn. Schließlich habe ich einen Freund in der Nähe wohnen.
Was zeichnet Akanji aus?
Breel Embolo: Er ist ein Top-Talent für sein Alter, hat in den letzten zwei Jahren einen Riesensprung gemacht und ist zum Schweizer Nationalspieler geworden. Er hat sich leider in seiner besten Phase einen Kreuzbandriss im Training zugezogen. Ich habe in der Zeit versucht, ein bisschen für ihn da zu sein, weil es halt ein schwerer Moment war. Manuel hat sich dann ein paar Sprichwörter tätowieren lassen, hat viel gearbeitet und ist glaube ich, zwei, dreimal breiter geworden, dazu hat er an der Schnelligkeit gearbeitet. Er hat alles dafür getan, dass er besser aus seiner Verletzung kommt und ist jetzt explodiert.
Die Freundschaft leidet aber nicht unter der Rivalität, oder?
Breel Embolo: Vor drei Wochen waren wir Zimmerkollegen bei der Schweizer Nationalelf. Am Sonntag werden Manuel und ich für 90 Minuten keine Freunde sein. Das weiß er auch. Da wird es maximal zur Sache gehen. Ich stehe auf dem Platz und will gewinnen. So ist meine Mentalität. Und nach dem Abpfiff ist alles wieder okay.
Stimmt es, dass Borussia Dortmund zu Ihrer Zeit in Basel an Ihnen interessiert war?
Breel Embolo: Sagen wir mal so: Es gab einige Interessenten aus der Bundesliga. Aber zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nicht den Eindruck, dass ich für die Bundesliga bereit bin. Ich wollte noch in Basel bleiben, dort auch meine Lehre beenden. Und grundsätzlich bin ich der Meinung, dass mir die Farbe königsblau gut steht.
Wie wichtig ist es für Sie, die Nummer eins im Ruhrpott zu sein?
Breel Embolo: Wir wollen vorne sein. Aber wenn Dortmund auf Platz 15 und wir auf Platz 14 stehen würden, wäre das trotzdem nicht gut. Wir reden hier von hohen Ansprüchen. Es geht darum, unter den Top-Vier, Top-Fünf oder Top-Sechs dabei zu sein, das ist unser Hauptziel. Wenn wir zusätzlich noch vor dem Rivalen BVB landen könnten, wäre das ein schönes Zubrot. Wir haben auch in der letzten Saison, die sportlich nicht nach Wunsch gelaufen ist, gegen die Dortmunder gut ausgesehen. Das ist wirklich ein spezielles Spiel. In der Schweiz gab es den Klassiker Basel gegen Zürich. Im Vergleich zu Schalke gegen Dortmund ist das Kindergarten. Als Spieler will man solche Spiele erleben und aufsaugen. Das ist pures Adrenalin.
Gab es zur Winterpause Gedanken, Schalke zu verlassen?
Breel Embolo: Im Winter kamen ein paar Anfragen. Es ist klar, wenn ein junger Spieler nicht spielt, dass dann Klubs aufmerksam werden. Ich habe immer mit Manager Christian Heidel geredet. Für mich war klar, als ich mich im Winter gut gefühlt habe und mich auf dem richtigen Weg gesehen habe, dass es nur einen Plan A mit Schalke 04 gibt. Christian Heidel hat auch immer betont, mich nicht verkaufen zu wollen.
Haben Sie während Ihrer langen Verletzungszeit mal gezweifelt, ob Schalke die richtige Wahl war?
Breel Embolo: Kein einziges Mal. Ich habe mit Schalke einen familiären Verein gefunden, in dem Fußball gelebt wird. Schalke ist ein großer Verein. Ich war verletzt und hatte so viel Unterstützung, wurde gezielt und behutsam herangeführt. Hier bei Schalke steht auch der Mensch im Vordergrund, nicht nur der Fußballer. Das ist manchmal sogar noch wichtiger, weil man dadurch großes Vertrauen aufbaut.
Sie werden im Sommer Vater einer Tochter. Haben Sie schon einen Namen ausgesucht?
Breel Embolo: Nein. Meine Freundin Naomi hat zwei, drei Ideen, aber ich halte mich da raus. Wir haben einen Deal. Das Kind trägt den Nachnamen Embolo. Deswegen darf Naomi den Vornamen aussuchen. Wir haben schon Tipps bekommen.
Gucken Sie schon nach Babysachen?
Breel Embolo: Ja, das machen wir schon ein bisschen, aber noch nicht extrem. Meine Tochter kommt im Sommer zur Welt, es ist echt eine lange Wartezeit. Wir haben schon ein kleines Bett aufgestellt. Wenn ich da reingucke, denke ich: Immer noch kein Baby da.
Steht bald auch die Hochzeit mit Naomi an?
Breel Embolo: Es gab noch keinen Antrag.
Ihre Freundin hat Ihnen noch keinen Antrag gemacht?
Breel Embolo: (lacht) Wenn ich darauf antworte, denkt Naomis Papa: Was für ein Macho. Die Hochzeit ist natürlich irgendwann der nächste Step, aber wir sind da ganz, ganz entspannt.