Gelsenkirchen. . Dem Schalker Eigengewächs Max Meyer droht ein Abschied auf der Ersatzbank. Manager Heidel: „Mit der Vertragssituation hat das nichts zu tun.“

Wenn Schalke-Trainer Domenico Tedesco in dieser Saison mit großer Begeisterung über Max Meyer gesprochen hat, dann hat er gerne die Geschichte erzählt, wie er für den Mittelfeldspieler dessen neue Position auf der Sechs erfand. Meyer habe einfach über Wochen so überragend trainiert, dass er es nicht länger verdient gehabt hätte, auf der Bank zu sitzen – dieser Spieler musste in die erste Elf. Und weil in der Offensive kein Platz für den Edeltechniker war, stellte ihn der Trainer einfach weiter nach hinten.

Dort blühte Max Meyer auf wie eine Pflanze, die nach langer Trockenheit wieder Wasser bekam. Der 22-Jährige spielte die besten Monate seiner Karriere und wurde zum Taktgeber des Schalker Spiels.

Schalke-Trainer Tedesco begründet Verzicht mit Trainingsleistungen

Inzwischen sitzt Meyer wieder dort, wo die Saison für ihn begonnen hat – auf der Ersatzbank. Und das hat bestenfalls indirekt damit zu tun, dass er sich gerade auf der Abschiedstournee von Schalke befindet. Seine Leistungen haben zuletzt nachgelassen, er ist nicht mehr der Spieler, für den es unbedingt einen Platz in der Elf zu finden gilt. Nach dem 2:0-Sieg am Ostersamstag gegen den SC Freiburg begründete Tedesco den Verzicht auf Meyer auch mit dessen Trainingsleistungen in der Woche vor dem Spiel: „Nabil (Bentaleb) hat einfach die Nase vorne gehabt in punkto Frische und Schnelligkeit.” Bentaleb sticht Meyer wieder aus.

Gegen Freiburg, als Schalke den sechsten Sieg in Folge feierte und damit den Vereinsrekord einstellte, erwies sich die Entscheidung als richtig: Bentaleb rechtfertigte seine Aufstellung spätestens mit dem „überragenden Ball” (Daniel Caligiuri) auf Guido Burgstaller vor dessen Tor zum 2:0. Manager Christian Heidel nannte Bentalebs Pass aus dem Fußgelenk in die Tiefe sogar „genial” und stellte fest: „Diesen Ball spielt bei uns nur Nabil.” Er vergaß aber auch nicht zu erwähnen, dass Bentaleb vorher den einen oder anderen Moment in seinem Spiel hatte, „wo du mal ganz kurz die Luft anhälst.” Es sind die Aktionen, für die man auf Schalke sagt, Bentaleb sei ein Spieler zwischen Genie und Wahnsinn.

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Noch vor einigen Wochen war der Algerier in Ungnade gefallen, weil Schalke den Eindruck hatte, er würde persönliche Interessen über die der Mannschaft stellen. Jetzt aber lenkt er seinen großen Ehrgeiz wieder in die richtige Richtung: Vor dem Freiburg-Spiel kam er eher von der Nationalmannschaft zurück, um eine Verletzung von den Schalker Ärzten behandeln zu lassen und sich im Training für einen Einsatz zu empfehlen: Der 23-Jährige wollte seinen gerade zurück eroberten Platz nicht wieder riskieren, gegen Freiburg stand er zum vierten Mal in Folge in der Startelf.

Meyer in persönlichen Dingen gefangen

Während Bentaleb also wieder in einer Spur ist, die Schalke gut tut, wirkt sein Konkurrent Meyer in persönlichen Dingen gefangen. Der Verbleib, den er sich selbst auf Schalke hätte vorstellen können, kommt nicht zustande, weil sein Berater andere Pläne verfolgt. Spekulationen, dass Meyer deswegen für den Rest der Saison auf Schalke auch sportlich schlechtere Karten haben könnte, sind aber haltlos, wie Heidel nachvollziehbar versichert: „Ob Meyer spielt oder nicht spielt, hat überhaupt nichts mit der Vertragssituation zu tun. Wir sind doch nicht doof und schwächen uns selbst. Von mir aus kann Max die letzten Spiele überragend spielen.” Die Nicht-Berücksichtigung beim Spiel gegen Freiburg sei „eine rein sportliche Entscheidung”.

Tedesco hält Meyer derzeit nicht für so unverzichtbar wie ehedem, als er für ihn unbedingt einen Platz in der Elf finden musste. Meyer droht von Schalke womöglich ein Abschied auf der Ersatzbank.