Gelsenkirchen. . Eine Herzbeutel-Entzündung kostete Schalkes Pablo Insua ein halbes Jahr. Die Ärzte wussten zunächst nicht, ob er wieder Fußballspielen kann.

Am Freitag ist Länderspiel in Düsseldorf, und Pablo Insua wird hingehen. Deutschland spielt gegen Spanien, das Land seiner Familie und Freunde. Lucas Vázquez, der Stürmer von Real Madrid, hat dem spanischen Verteidiger von Schalke 04 Eintrittskarten besorgt, so dass sich Pablo Insua auf einen entspannten Abend freut. Die Daumen drückt Pablo Insua, na klar, „La Roja“, den Roten: „Allein schon, um nachher mit meinen deutschen Mitspielern auf Schalke flachsen zu können.“

Fünf Tage auf der Intensivstation

Pablo Insua kann wieder Scherze machen und lachen, das ist wichtig und war eine Zeit lang nicht so. Im Herbst war der spanische Fußballer, kaum bei seinem neuen Verein Schalke 04 angekommen, schwer erkrankt und lag fünf Tage in der Klinik auf der Intensivstation. Die erste Aussage der Ärzte war für ihn niederschmetternd: „Es war nicht sicher vorherzusagen, ob ich wieder Leistungssport betreiben kann.“

Heute, genau ein halbes Jahr später, spricht er zum ersten Mal ausführlich über diese Zeit, die er „die schwerste meines Lebens“ nennt. Denn die Phase der „Dunkelheit“, wie es Schalkes Trainer Domenico Tedesco ausgedrückt hatte, ist für ihn vorbei. Vor fünf Tagen, beim Schalker 1:0-Sieg in Wolfsburg, hat Pablo Insua sein erstes Bundesligaspiel bestritten. Endlich.

So eine Erkrankung kann jeden treffen

Was damals im vergangenen September mit ihm passiert war: Nun ja, es kann wohl jeden treffen.

Es begann mit einer schweren Erkältung, die mit Antibiotika behandelt wurde. Lunge und Rippenfell wurden angegriffen, er kam ins Krankenhaus und verspürte nach einigen Tagen unter Beobachtung „Schmerzen in der Brust“. Ein Alarmsignal – es hatte sich eine Herzbeutelentzündung gebildet. Lebensgefahr bestand nicht, aber der Körper des sonst so austrainierten Profis war extrem geschwächt. „Ich habe acht bis neun Kilo an Gewicht verloren“, berichtet Pablo Insua. Früher hatte er für die spanische U20-Nationalmannschaft gespielt. Nun war der Profifußball plötzlich ganz weit weg.

Allein in einem fremden Land im Krankenhaus

Es ist keine schöne Vorstellung: Pablo Insua war nach Deutschland gekommen, um bei Schalke 04 in der Bundesliga zu spielen. Und zweieinhalb Monate später lag er allein im Krankenhaus in einem für ihn fremden Land.

Das Gefühl der Einsamkeit, sagt der 24-Jährige heute, sei aber „nicht so schlimm“ gewesen: „Meine Freundin war bei mir, einer der Ärzte kam aus Paraguay und konnte mir die Behandlung auf Spanisch erklären. Und von Schalke waren auch immer wieder Jungs da.“ Die Kollegen brachten ihm Pizza zum Aufpäppeln und Worte zur Aufmunterung. „Es gab immer wieder Unterstützung.“ In diesen Wochen ging’s nur ums Gesundwerden – dass er in dieser Saison noch einmal auf den Fußballplatz zurückkehren würde, war da kein Thema. „Als ich im Krankenhaus lag, habe ich daran Zweifel gehabt.“

Die geglückte Premiere in Wolfsburg

Umso schöner, wie es sich dann doch zum Guten entwickelt hat. Im Januar kehrte er ganz vorsichtig auf den Trainingsplatz zurück, und als nun beim Spiel in Wolfsburg auf seiner Position in der Abwehr Not am Mann war, schenkte ihm Domenico Tedesco das Vertrauen. Er wurde nach 64 Minuten eingewechselt, und nur wenige Zeigerumdrehungen später hatte er seine erste Visitenkarte im deutschen Fußball hinterlassen. An der Seitenlinie fuhr er Maximilian Arnold in die Parade, so dass man merken konnte: Da will sich einer nicht mehr verstecken. Auch wenn’s Gelb kostete.

„So ein Foul mache ich nicht in jedem Spiel“

Als wir nun über dieses Foul sprechen, über den Sport und nicht mehr über die so wichtige Gesundheit, muss Pablo Insua lachen: „Im Fernsehen sah es schlimmer aus, als es war. Mein Gegenspieler ist sehr hoch geflogen.“ Die Frage, ob er immer so hart spielt, muss aber kommen, und der Spanier beantwortet sie diplomatisch: „So ein Foul mache ich nicht in jedem Spiel, aber als Verteidiger musst du schon eine gewisse Härte mitbringen.“

Insua will endlich zeigen, was er kann

Denn wir wollen ja schließlich erfahren, was von diesem Profi, den Schalke im vergangenen Sommer für 3,5 Millionen Euro Ablöse von Deportivo La Coruna verpflichtet hat, nun zu erwarten ist. Zunächst einmal will er parat stehen, wenn er gebraucht wird, damit Schalke diese Saison erfolgreich zu ende bringt. So richtig anbrechen soll seine Zeit dann aber mit einem Jahr Verspätung: „In der kommenden Saison will ich hier 100 Prozent von dem zeigen, was ich kann.“

Bisher konnte er das noch nicht. Es ging einfach nicht.