Gelsenkirchen. . Nur ein Gegentor in fünf Spielen: Bei Schalkes Abwehrarbeit machen sogar die Stürmer mit. Heidel: „Die Gegner bekommen fast keine Torchancen.“
Im WAZ-Interview hat Schalkes Trainer Domenico Tedesco (32) neulich verraten, dass ihm Huub Stevens eine SMS geschrieben hat. Botschaft: Man muss auch die schlechten Spiele gewinnen – und die Null muss stehen. Genau diese Komponenten sind es, die Schalkes Erfolgsserie mit inzwischen fünf Siegen am Stück gerade ausmachen. 15 Punkte aus fünf Spielen mit nur sieben geschossenen Toren: Das geht nur, weil hinten die Null steht.
Ein Schutzwall weit vor dem Tor
Schalkes Mannschaft entwickelt im Moment gerade eine beeindruckende Lust aufs Verteidigen des eigenen Tores. Die ganze Mannschaft legt sich ins Zeug, um Schaden vom eigenen Tor fernzuhalten. Es ist nicht mehr so, dass sich einer auf den anderen verlässt, sondern jeder ist bereit, auch Fehler des Mitspielers auszubügeln. Daraus entsteht ein Schutzwall, der schon weit vor dem Tor von Ralf Fährmann aufgebaut wird. Manager Christian Heidel stellte nach dem 1:0-Sieg in Wolfsburg erneut fest: „Wir bekommen es momentan supergut hin, dass der Gegner gegen uns fast keine Torchance bekommt.“ Die Zahlen aus dem Spiel bestätigen ihn: Zwar hatten die Wolfsburger mehr Torschüsse als Schalke (17:10), aber ihre einzige zwingende Chance war der Elfmeter, den Ralf Fährmann hielt. Schalke hatte dagegen neben dem entscheidenden Eigentor durch Knoche (86.) zumindest noch zwei große Chancen durch Nastasic kurz vor der Pause und Embolo direkt nach seiner Einwechslung. Heidels Fazit: „Die defensive Grundordnung und die Stabilität sind da.“
Auch Burgstaller freut sich, wenn die Null steht
Den Grund glaubt der Manager zu kennen: „Den Jungs macht es inzwischen auch Spaß, einfach zu verteidigen.“ Sie fühlen sich nicht in ein taktisches Defensivkorsett gezwängt, sondern sie haben Lust darauf, auch gegen den Ball zu arbeiten und dem Gegner so das Leben gegen Schalke schwer zu machen. Und in diesen Defensiv-Dienst der Mannschaft stellen sich alle, auch die Stürmer. Kapitän Ralf Fährmann berichtet: „Wir sind so ein Kollektiv geworden, dass es mittlerweile nicht nur die Defensivspieler freut, wenn wir kein Gegentor bekommen, sondern der Burgi ist auch immer happy, wenn wir hinten zu Null spielen.“ Mit „Burgi“ meint er Guido Burgstaller – der Mann, der eigentlich vorne für die Tore zuständig ist.
So ackern die Stürmer für die Mannschaft
Beim Spiel in Wolfsburg war Burgstaller in der Offensive zwar weitgehend abgemeldet, aber er lief sich trotzdem die Lunge aus dem Leib und legte eine Laufdistanz von 10,61 Kilometern zurück (bei nur 80 Minuten Spielzeit) – nur die fünf Mittelfeldspieler liefen noch mehr. Auch Sturmkollege Breel Embolo hebt das Verteidigen des eigenen Tores hervor: „Wir sind immer kompakt, auch wir Stürmer arbeiten sehr, sehr tief.“ Dazu kommt: Weil Domenico Tedesco in der Schlussphase eines Spiels zur Sicherung eines Vorsprungs das System manchmal auf eine defensive Fünferkette umstellt, werden Stürmer wie Burgstaller dann ins Mittelfeld zurückgezogen und attackieren den Gegner 30 Meter vor dem eigenen Strafraum.
Es stimmen Einstellung und Ertrag
Die Lust aufs Verteidigen: Auf Schalke funktioniert es seit Wochen, das letzte Gegentor gab es am 17. Februar beim 2:1-Sieg gegen Hoffenheim. Natürlich hat Schalke manchmal auch die wichtigen Momente auf seiner Seite, nach dem Sieg in Wolfsburg sagte Naldo: „Wenn du da oben stehst, hast du auch ein bisschen Glück.“ Aber insgesamt stimmen Einstellung und Ertrag. „Die Kontinuität ist da, wir sind stabil“, bilanziert Tedesco.
Deswegen steht Schalke jetzt in der Länderspiel-Pause auch auf Rang zwei, mit bereits fünf Punkten Vorsprung auf einen Platz, der nicht mehr in die Champions League führt. Wenn’s so läuft, kann Schalke auch diesen Champions-League-Platz: verteidigen.